bearbeitet: 17.04.2013
Eine Diskussion über den Beitrag
"Die wundersamen Wege der Auswertung von Meßdaten
des Weltraumteleskops Planck"
von Dr. Klaus Pistor und Dr. Manfred Pohl
Erklärung Dr. Pohls:
Der nachfolgende Beitrag ist ein Dialog, den ich mit einem seit vielen Jahrzehnten befreundeten
Kollegen und Mitstreiter, Dr. Klaus Pistor, über den Artikel des Wissenschaftspublizisten
Thomas Bührke zur Auswertung von Meßdaten des Weltraumteleskops Planck geführt habe. Der Artikel war gleichlautend
in der Frankfurter Rundschau vom 21.03.2013 und in der Berliner Zeitung vom 22.03.2013 erschienen.
Ich habe meine Bemerkungen in roter Schrift in den Text Dr. Pistors eingefügt, den er mir übersendet hatte. Das ist
insofern vorteilhaft, als man die Zusammenhänge dann sofort vor Augen hat. Es ist eine Art Dialogtextgestaltung.
Diskussion:
Bemerkungen zur Kritik des Pressebeitrages von Thomas Bührke über
die Messungen mit dem Weltraumteleskop "Planck"
Lieber Manfred,
das ist wieder eine gepfefferte Polemik von dir! Du hast einen wohltuend-konsequenten materialistischen Standpunkt
zum umfassenden Materie-Begriff, zum Masse-Energie-Äquivalent, zur Rolle der chaotischen Abläufe im Kosmos und
universellen Gültigkeit der physikalischen Gesetze, zur Unmöglichkeit des "Urknalls" und gegen das Walten übernatürlicher
Kräfte. Dieser Standpunkt fehlt wohl leider manchem Wissenschaftler und den meisten Interpreten ihrer Arbeiten.
Lieber Klaus,
Letzteres ist nicht unbedingt so. Aber Andersdenkende dürfen sich nicht offenbaren. Ich zeige es etwas weiter
unten.
Außerdem schwimmen wir (fast) alle in einem Strom, der von phantastischen Filmen und Science-Fiction-Romanen genährt
wird, was dem philosophischen Materialismus nicht gerade förderlich ist. Ich gestehe aber, dass ich solche Romane
ebenfalls sehr gerne lese, obwohl mir meistens bewusst ist, dass in den Schilderungen ständig Naturgesetze "verbogen"
oder nicht beachtet werden. Umso verdienstvoller ist dein Engagement für die Wissenschaft.
Danke für die Lorbeeren. Wissenschaftlich-phantastische Literatur kann durchaus begeistern
und das Denken beflügeln.
Ich mochte sie früher auch. Leider hat sie in der Neuzeit keine gute Entwicklung genommen. Neben dem allzu drastischen
Verbiegen der Naturgesetze kommt noch hinzu, daß man sie nur noch an den Mann bringen kann, wenn alles in Fetzen
fliegt. In diesem Genre zählen nur noch menschengemachte kosmische Katastrophen und grotesk überdimensionierte
Gewaltexzesse. Nur das ins Absurde gesteigerte Monumentale kommt an, Wissenschaftlichkeit ist zweitranging. Es ist wie
überall. Mann hört nur noch zu beim Größten, beim Schnellsten, beim Stärksten, beim Besten usw., unbedingt mit dem
Zusatz "der Welt". Nur der Erste findet Beachtung, der Zweite ist schon eine Null. Neulich sprach tatsächlich einer von
der "schönsten Frau des Universums". Welch eine Arroganz! Hält er doch seine ganz private Auffassung für die absolute
Weisheit und hat möglicherweise vom Universum eine Vorstellung, wie der Maulwurf vom Adlerflug.
Hier einige meiner Auffassungen zu kosmologischen Problemen:
Stochastische und Rotationsbewegungen der kosmischen Materie durchdringen und überlagern sich in verschiedenen
Größenskalen, wirken mehr oder weniger überall. Jedoch ist mir eine Gesamt-Rotation des Universums nicht vorstellbar;
denn das würde doch die Existenz einer Rotationsachse bedeuten und damit die Isotropie des Weltraums verletzen. In
deinem Buch hatte ich herausgelesen, dass das Universum als Ganzes rotieren müsste. Das ist sicher ein Missverständnis
(nur meines?). Die kleineren Objekte (Planeten bis Galaxien) bilden sich aus Gas, Staub und Trümmern. Ihr Gesamtdrehmoment
bleibt im zentralen Objekt und in den Satelliten erhalten (abzüglich Energieverlusten durch Strahlung, ...); wobei Objekte mit
entgegengesetzten Drehmomenten (die ja rechnerisch sowieso vom Gesamtmoment schon abzuziehen waren) bei der
Massenkonzentration im Zentrum "verschluckt" werden. Braucht es da noch Corioliskräfte zur Erklärung? Obwohl sie sicher
eine Rolle spielen, aber vielleicht nicht die entscheidende."
Eine "Gesamtrotation" des Universums gibt es nicht. Einen solchen Begriff kann man schon deshalb
nicht definieren, weil es kein "Gesamtuniversum" gibt. Das Universum ist unendlich in Raum und Zeit. Es gibt also keine
räumliche Grenze, "hinter" der keine Materie mehr existiert. Gäbe es sie, so müßte ja außerhalb dieser Grenze noch etwas
anderes sein. Dort aber ist auch Universum. Also: Das "ganze" Universum gibt es nicht, denn könnte man es "im Ganzen"
betrachten, wäre es nicht unendlich. Soviel zum Raum. Zeitlich unendlich heißt ganz trivial, es gibt keinen Anfang und es
wird kein Ende geben. Mathematisch ausgedrückt: Zeit ist kein Vektor und auch keine Strecke. Die Redereien von einem
"Anfang" der Zeit und von der "Entstehung" des Raumes halte ich für wissenschaftsfernes, dilettantisches Geschwafel
von Leuten, die Raum und Zeit zu Objekten erklären, denen man Eigenschaften zuordnen könne. Die "Gesamtrotation"
ist also eine Farce.
Es gibt unendlich viele Rotationen, so, wie Du es oben völlig richtig gesagt hast, die sich gegenseitig durchdringen und
beeinflussen. Eine zentrale Rotationsachse gibt es nicht, sonst gäbe es ja ein bevorzugtes Koordinatensystem, also
einen absoluten Nullpunkt des Universums. Dann wären wir ja wieder beim Äther angekommen, der ein absolut ruhendes
Bezugssystem vorgibt. Es ist aber experimentell zuverlässig nachgewiesen, daß es keines gibt. Man muß sich das Universum
vorstellen wie ein unbegrenztes Wolkengebilde, in dem alles in chaotischer rotierender und longitudinaler Bewegung ist,
ohne Zentrum, ohne Achse und ohne irgendein Bewegungsregulativ, chaotisch eben.
Und bei diesen chaotischen Rotationen entstehen bei überlagerten partiellen longitudinalen Bewegungen zwingend
Corioliskräfte, die träge geradlinige Bewegungen auf gekrümmte Bahnen zwingen und dadurch verbundene Systeme
in Rotation versetzen. Das ist im Kosmos nicht anders als auf der Erde, auf der zum Beispiel atmosphärische Luftbewegungen,
die durch longitudinalen Ausgleich unterschiedlicher Druckverhältnisse ausgelöst werden, durch die Erdrotation gekrümmt
werden, wodurch Hoch- und Tiefdruckgebiete zwingend rotieren müssen. Die Corioliskräfte sind eine erhebliche Ursache
dafür, daß es im Kosmos keine Objekte gibt, die nicht rotieren.
Die schöne Regelmäßigkeit der Bewegungen zum Beispiel in einem Sonnensystem, in dem man alles exakt berechnen
kann, ist ein lokaler Zustand, gültig für eine endliche Zeit, der im zeitlichen Ablauf auch wieder aufgehoben wird. Ganz
und gar nicht kann dieser Regelzustand verallgemeinert und auf andere Größenskalen (mir gefällt der Ausdruck) ausgedehnt
werden. Würden sich die Kosmologen so den Problemen nähern, wäre die Urknalltheorie längst aus der Welt. Sie enthält
ja den unbedingten Ansatz eines "ganzen" Universums, das einst in einem Punkt vereinigt gewesen sein soll. Da es aber
das ganze Universum nicht gibt, kann auch kein ganzes Universum in einem Punkt vereinigt gewesen sein, somit kann
schon aus dieser Sicht keinen Urknall gegeben haben. Aber es gibt noch weitere Gründe. Einige davon habe ich in meinem
Beitrag "Die Urknallhypothese, eine Sackgasse der kosmologischen Forschung"
beschrieben.
Die Raum-Zeit hat Eigenschaften (Dimensionen, Gerichtetheit der Zeit), was natürlich nicht heißt, dass sich der Raum
"ausdehnt". Die "Krümmung" des Raumes in der Nähe von Schwerkraftquellen ist nur ein mathematisches Konstrukt zur
Veranschaulichung von Wirkungen. Eine höhere Zahl als von 4 Dimensionen werden wohl auch nur einem ähnlichen Zweck
dienen.
Das sehe ich auch so. Wir machen es ja in der Elektrotechnik genauso. Mit der eindimensionalen
Stromkoordinate sind zum Beispiel Blindleistungen, die aus Phasenunterschieden zwischen Strom und Spannung hervorgehen,
nicht erfaßbar und nicht berechenbar. Auf dem Umweg über die imaginäre Einheit i=Wurzel(-1) schaffen wir künstlich eine
zweite Dimension, die es in der Natur nicht gibt. So haben wir eine Phasenebene (komplexe Zahlenebene). Mit ihr aber
werden die Vorgänge rechnerisch erfaßbar.
Mehr als vier Dimensionen sind in der realen Welt nicht vorhanden. Die Ansätze mit mehr als 4 Dimensionen sind meist
nur ein untaugliches Instrument, um die mystischen Verklärungen derer zu kaschieren, die über das Universum recht
verschwommene Vorstellungen besitzen. Meist wollen sich solche Leute mit möglichst verworrenem mathematischem
Gespiel in Szene setzen. Naturwissenschaft ist das in aller Regel nicht. Spricht nun noch einer von einem 5dimensionalen
Raum, so ist es ganz einfach falsch. Der Raum hat drei Dimensionen, ein Ereignis vier, mehr gibt es nicht. Rechnet man
mit mehr Dimensionen, so ist kein Raum gemeint. Solche mathematischen Gebilde werden zumeist auch nur von Leuten
verwendet, die von Vorstellungen über mehrere "Paralleluniversen" geplagt sind. Das jedoch ist entweder eine Irrlehre
oder aber Angeberei und Wichtigtuerei.
Vorsicht ist aber geboten bei den "Eigenschaften" der Raumzeit. Raum und Zeit sind keine Objekte. "Eigenschaften" können
sie also nicht haben. Es sind Konzepte, mit denen Materiebewegungen erklärt werden können. Materie existiert im Raum, und
sie bewegt sich. Die Abfolge der Bewegung ist mit Zeit beschreibbar. Man kann Raum und Zeit nicht verselbständigen,
eine Betrachtung von Raum und Zeit unabhängig von Materie ist gegenstandslos. Es fällt mir auch immer
wieder befremdlich auf, wenn man von den "Eigenschaften" der Gravitation spricht. Auch Gravitation ist kein Gegenstand,
kein Objekt, dem man "Existenz" und "Eigenschaften" zuordnen kann. Diese Fehldefinition führt dann am Ende auch zur
Suche nach "Gravitationswellen". Das ist völlig neben der Sache. Gravitation ist kein Medium, das einer Ausbreitung bedarf
oder sich fortbewegen muß, Gravitation ist ganz trivial ausgedrückt eine Eigenschaft der Masse. Warum und wie es zu
dieser Eigenschaft kommt, ist bisher ungeklärt. Jedoch mit der gegenwärtigen Auffassung von der Gravitation als
vergegenständlichtem Objekt wird man es nicht klären können.
Die kosmische Mikrowellenhintergrundstrahlung ist messbar, erfordert aber einen großen Nachbearbeitungsaufwand,
um andere Einflüsse herauszurechnen. Wenn ich das richtig verstehe, liegen aber ihre (Temperatur-)Unterschiede in
verschiedenen Richtungen nur bei 10-5, was das Herauslesen von "Strukturen" wohl eher zu einem "Kaffeesatz-Lesen"
machen würde. Sicher scheint erst einmal zu sein, dass es eine Fast-Schwarzkörperstrahlung ist. - Könnte sie deshalb
nicht auch ständig stochastisch emittiert werden (nicht nur einmalig vor Milliarden Jahren)?
Da haben wir es doch! Es gibt nur eine Logik. "Hintergrundstrahlung" ist in meinem Verständnis
ein falsches Wort, ein irritierender Begriff. Die Strahlung ist der allgegenwärtige Begleiter aller kosmischen Prozesse
der Materiebewegung. Sie ist ganz und gar kein "Relikt" aus irgendeiner fiktiven "Frühphase" des Universums, sie ist
einfach vorhanden, immer, überall und in alle Richtungen.
Könnten die Interpretationen der Ausdehnung des Weltalls im sogenannten Standardmodell (und der "Dunklen Materie"
und der "Dunklen Energie") nicht vielleicht auch eine Folge davon sein, das Licht/Strahlung nicht nur durch die
Fluchtgeschwindigkeit entfernter Objekte, sondern auch zusätzlich durch das Passieren allgegenwärtiger und vielfältiger
Schwerefelder sowie durch Streuungen rotverschoben wird? Das würde zu Fehldeutungen führen, wenn man solche
Effekte, falls sie existieren, nicht beachtet.
Ja, genauso ist es. Edwin Hubble, der 1929 die Rotverschiebung festgestellt hat, ist bereits ein
Jahr später von seiner ersten Annahme, sie sei ein Ergebnis des Dopplereffektes aus der Bewegung der Objekte,
abgerückt und hat auch andere Erklärungen offengelassen. Das aber führt zu dem Schluß, daß die postulierte beschleunigte
Ausdehnung des Universums im Grundsatz falsch ist. Jedoch ist das leider nie in der Kosmologie angekommen. Nach wie
vor hält man am Dopplereffekt als einziger möglicher Erklärung für die Rotverschiebung fest. Es gibt ja mittlerweile zahllose
astronomische Beweise, daß sich das Universum nicht nach Art des sogenannten Standardmodells ausdehnt. Zum Beispiel
gibt es Galaxien und Metagalaxien, die sich der Milchstraße nähern. Sogar mit beträchtlichen Geschwindigkeiten. Die 2,5
Millionen Lichtjahre von uns entfernte Andromeda-Galaxie zum Beispiel hat zur Michstraße eine Radialgeschwindigkeit
von -114 km/s. Das aber ist bei der Expansion des Universums nach einem Urknall überhaupt nicht möglich. Die NASA
zum Beispiel hat jenseits des Sternbildes der Jungfrau einen Sternenhaufen von etwa 2 Milliarden Lichtjahren Durchmesser
gefunden, der zur Milchstraße eine Radialgeschwindigkeit vom -444 km/s hat. Solche Entdeckungen werden aber in der
Kosmologie rundheraus verschwiegen, besser gesagt, unterdrückt. Wie NASA-Wissenschaftler George Smoot erklärt, legt
dieser Sternhaufen die Vermutung nahe, daß sich die Materie des Alls niemals explosionsartig und gleichmäßig ausgebreitet
haben kann. Es kann aufgrund solcher und weiterer Entdeckungen als sicher angesehen werden, daß die beschleunigte
Ausdehnung des Universums eine Fehlannahme ist. Rotverschiebung einer Wellenstrahlung bedeutet schließlich Energieverlust.
Der aber ist auf den Ausbreitungswegen der Strahlung durch viele Einflüsse möglich. Aber das will keiner der etablierten
Kosmologen in Betracht ziehen.
Was die sogenannte "dunkle Energie" und die "dunkle Materie" angeht, muß ich zwei grundsätzliche Erklärungen
vornehmen.
Erstens: Beides gibt es nicht. Es sind freie Erfindungen, die eingeführt wurden, um rein spekulativ die Kraft
unterzubringen, die den Kosmos zur Expansion veranlaßt. Die Berechnung der dunklen Energie ist jedoch wenig
glaubhaft, weil sie den Urknall als axiomatische Voraussetzung verwendet. Unter dieser Prämisse müßte
aber ohne eine solche Kraft die kosmische Materie wegen der Gravitation wieder in sich zusammenfallen, weil man ja
die kosmischen Rotationen und die daraus folgende allgemeine Zentrifugation nicht in Betracht ziehen will. Keiner der
heutigen Physiker kann auch nur ansatzweise erklären, was denn "dunkle Materie" oder "dunkle Energie" sein soll.
Zweitens: Die Trennung der beiden Begriffe ist im Grundsatz falsch. Man versucht damit das gleiche, was
man auch seit etwa 20 Jahren mit der baryonischen Materie tut: Man löst die Energie aus der Materie heraus und
stellt sie ihr entgegen. Materie einerseits und Energie andererseits. Die Materie wird unrichtigerweise auf Masse
reduziert. Aber Energie ist Materie, was ist sie sonst? Masse und Energie sind einander äquivalent
(E = m*c2). Masse und Energie sind zwei Darstellungsformen der Materie. Dieser Grundfehler führt
dazu, daß man nun gemäß Definition Masse in Energie umwandeln kann und auch wieder zurück. Das aber ist völliger
Unfug, denn Energie ohne Masse gibt es nicht: 0 = 0*c2. Auch die Newtonsche Energiegleichung ergibt
nichts anderes: E = Ekin + Epot = m*v2/2 + m*h.
Ist die Masse 0, so auch die Energie. Und mit solchen unhaltbaren Vorstellungen ziehen nun die Physiker durch
die Welt und wollen uns erklären, wie sie funktioniert!
Sicher kannst du manches Kritische zu diesen meinen Auffassungen äußern. Vielleicht geben sie dir aber auch zusätzliche
Anregungen. Ich denke, sie unterstützen deine grundsätzlichen Auffassungen.
Das ist unbestritten so. Du weißt ja, daß ich Dich als Wissenschaftler schätze. Wir haben schließlich
unsere Physik aus den gleichen hervorragenden Quellen erworben, und wie ich sehe, setzt dies unsere Sicht auf die Welt
auf viel brauchbarere Grundsätze als die man in einigen der heutigen Wissenschaften erkennen muß. Unverzichtbar ist
dabei nach meiner Überzeugung unsere religionsfreie Erziehung im Frühkindesalter. Das schafft genau die primären
Gehirnstrukturen, die uns ein reales Verständnis der Welt erleichtern. Menschen, denen frühkindlich die Schöpfungsidee
vermittelt wurde, haben es da viel schwerer. Zum Beispiel kann sich auch Prof. Dr. Harald Lesch (Universität München) nicht
gänzlich davon lösen, was aus einem Interview mit der Zeitschrift GEO erkennbar ist. Deshalb ist für ihn auch der Urknall
genauso wie die Schöpfung ein Axiom, das auf keinen Fall hinterfragt werden darf. Die Geistlichen nennen den Zweifel an der
Schöpfungsidee gern eine Gotteslästerung.
Gestatte mir nun aber eine kritische Anmerkung. Du schreibst, dass die Urknallhypothese im Grundsatz und in allen
Einzelheiten widerlegt sei. Das bezweifele ich! Ist es nicht eher so, dass alle Theorien über die Entwicklung des Kosmos
bisher nur mehr oder weniger gut begründet/interpretiert werden? Werden solche Theorien überhaupt wissenschaftlich
vollständig beweisbar sein? - Das wird wohl erst die Zukunft zeigen. Vielleicht kannst du dazu einen Beitrag leisten.
Hier stimme ich Dir nur insofern zu, als alle kosmischen Theorien stets Theorien bleiben werden,
weil sie allesamt schwer beweisbar sind und immer sein werden. Aber eine Theorie muß immer an der Beobachtung meßbar
sein, die Urknalltheorie ist das aber in keinem Punkt. Die Widersprüche, die ich in meinem Beitrag "Die Urknallhypothese,
eine Sackgasse für die kosmologische Forschung" oder auch in meinem Buch über dieses Thema zusammengetragen habe,
sind wahrlich erdrückend. Die Theorie ist einerseits mit den Gesetzen der Logik nicht vereinbar, und andererseits scheitert
sie bereits an elementaren astronomischen Beobachtungen. Da ist nun wahrlich nichts mehr zu retten. Aber in den
Wissenschaftsstrukturen befinden sich an den Hebeln der Macht genau die Leute, die ihre Karriere auf den Märchen
aufgebaut haben. Das Aufgeben dieser Theorie wäre gleichbedeutend mit dem Verlust ihres Wissenschaftsstatus'. Das
ist auch der Grund dafür, daß Gegentheorien unverzüglich als Verschwörungen und als Angriffe auf die Wissenschaft
eingeordnet werden. Der eigentliche Schaden aber ist, daß sie ihre Pseudolehre an nachfolgende Wissenschaftlergenerationen
weiterverbreiten. Und ein junger Wissenschaftler, der aktiv widerspricht, verbaut sich seine Chancen der Entwicklung,
ähnlich, wie in der DDR einer in der Gesellschaft nicht vorankommen konnte, der sich der Kirche zuwandte. Ich erhalte ja
trotz mehrerer Versuche nicht einmal die Chance, meinen Theorieansatz in einer renommierten Wissenschaftszeitschrift zur
Diskussion zu stellen, die Urknalltheoretiker hingegen können eine ganze 200seitige Ausgabe der Zeitschrift GEO gestalten. Eine
alternative Theorie scheitert also überhaupt nicht an ihrem wissenschaftlichen Potential, sondern ausschließlich an den
Machtstrukturen der Branche.
Außerdem muß man noch erkennen, daß der Verzicht auf die Urknalltheorie auch ein herber Schlag gegen die Schöpfungsidee
der katholischen Lehre wäre. So muß man real erwarten, daß der Klerus einiges aufbieten wird, um die Hypothese zu erhalten.
Da man ja im Allgemeinen weiß, daß der Vatikan eine der weltgrößten Kapitalgesellschaften ist, darf man ohne Skrupel auch
annehmen, daß dazu sehr viel Geld fließt. Leider habe ich nach nun schon 10jährigen Recherchen keine Belege dafür gefunden.
Die Geheimhaltung scheint sauber zu funktionieren. Hier muß es sicher genauso vor sich gehen, wie in der Anthropologie. Der
Druck muß aus den Völkern kommen. In der Bibel steht noch heute, Adam und Eva seien die ersten von Gott geschaffenen
Menschen gewesen. Diese beim heutigen Erkenntnisstand der Wissenschaft längst nicht mehr glaubhafte Darstellung wird
nun auch von den meisten Gläubigen abgelehnt, weil jeder normal gebildete Mensch weiß, daß es falsch ist. So müßte auch
die kosmologische Wissenschaft bemüht sein, die Theorie von der Erschaffung des Universums aus Nichts in der breiten
Öffentlichkeit zu widerlegen. Das aber ist zur Zeit nicht zu erwarten. Aber dazu will ich intensiv einen Beitrag leisten.
Grüße
Manfred Pohl
Grüße
Klaus Pistor