bearbeitet: 04.06.2011
Eine kommentierte Urknallbeschreibung
Auf der Internetadresse http://www.wissenschaft-online.de/astrowissen/lexdt_u02.html findet man einen Beitrag unter dem Titel "Urknall", den ich hier mit eingefügten Kommentaren in roter Schrift wiedergebe. Der Autor ist ein Verteidiger der Urknallhypothese, die zunehmend durch astronomische Beobachtungen an Glaubwürdigkeit verliert, jedoch von den gegenwärtig etablierten Wissenschaftlern der Kosmologie mit großem Kraftaufwand erhalten werden soll. Die eingefügten Kommentare geben nur sehr kurz gehaltene Gegenargumente wieder. Ausführlicher kann man meine Haltung in meinem Buch "Die Urknallhypothese, ein Hindernis für die kosmologische Forschung" nachlesen, das im Mai 2011 im Re Di Roma-Verlag, Remscheid, ISBN 978-3-86870-353-5, erschienen ist. Auf der Startseite meiner Internetpräsentation www.unipohl.de ist die Bestellung möglich.
Urknall
Das Urknall-Modell ist sicher das populärste, kosmologische Modell und auch dasjenige, das am stärksten von astronomischen
Beobachtungen gestützt wird. Im englischsprachigen Raum ist der Begriff Big Bang für den Urknall sehr gebräuchlich.
Hier ist bereits die erste Unwahrheit. In der Gegenwart gibt es schon sehr viele Beobachtungs- und
Meßergebnisse, die der Urknallhypothese direkt widersprechen, Ergebnisse, die mit der Urknalltheorie überhaupt nicht erklärt
werden können und deshalb schon beinahe zwingend den Schluß nahelegen, daß man sie fallen lassen muß.
Geschichtliches
Der Terminus Big Bang stammt von dem Kosmologen Sir Fred Hoyle (1915 - 2001), der ihn 1949 eigentlich als Pejoration
für das Modell eingeführte, denn Hoyle war Gegner des Urknall-Modells. Der Pionier des Urknall-Modells ist aus heutiger
Sicht der belgische Astronom Abbé Georges Lemaître (1894 - 1966). Er fand nahezu zeitgleich, aber unabhängig
voneinander, mit dem russischen Mathematiker Alexandr A. Friedmann dynamische Modelle für das Universum: die
Friedmann-Weltmodelle. Solche Modelluniversen können expandieren oder kollabieren, sogar im Wechsel (oszillieren).
Lemaître unternahm eine Extrapolation eines sich ausdehnenden Weltalls in die Vergangenheit zu kleinen kosmischen
Radien hin. Dabei entdeckte er ein beliebig kleines Universum, was er als die 'Geburt des Raumes' bezeichnete (Artikel
im Fachmagazin Nature, 1931).
Was ist nun der Urknall?
Heutzutage spricht man weniger von einer 'Geburt des Raumes', sondern benutzt Hoyles griffiges Wort Urknall. Physikalisch
gesehen ist der Urknall der Beginn des Universums aus einem unendlich heißen, unendlich dichten und unendlich kleinen
Zustand, der so genannten Urknallsingularität. Die Singularität ist eine unausweichliche Konsequenz von Friedmanns und
Lemaîtres Rechnungen. Erkenntnistheoretisch und philosophisch betrachtet ist das eine faszinierende und brisante
Aussage: Der Kosmos hatte einen Anfang!
Dies ist der Grundfehler. Raumzeit und Materie sind ewig existierende Kategorien, einen Anfang
gibt es nicht und ein Ende wird es nicht geben. Die gnadenlose Extrapolation der durch Beobachtung festgestellten
gegenwärtigen Expansion des Universums ist völlig unvertretbar und wissenschaftlich nicht zu halten. Für kosmische
Zeitabläufe ist die beobachtete Zeitspanne viel zu kurz, um daraus den Schluß abzuleiten, daß die beobachteten
Bewegungsparameter immer und allzeit unverändert so bestanden haben.
Dass das keineswegs selbstverständlich ist, bemerkt man z.B. daran, dass in den Anfängen der relativistischen Kosmologie
ein statisches Universum (etabliert von Einstein) eindeutig favorisiert wurde. Es war einfach unvorstellbar, dass das
Universum eine Dynamik haben könne, geschweige denn einen Anfang!
Hier steckt ein weiterer Fehler. Hier wird suggeriert, die Ablösung des statischen Modells durch
ein dynamisches führe dazu, daß das Universum auch einen Anfang gehabt haben muß. Das aber ist ganz und gar nicht
so. Auch die Dynamik ist ewig. Die Bewegung der Materie im Universum ist als immerwährende chaotische Rotations- und
Pulsationsbewegung beschreibbar.
Urknall - sprachlicher Kunst- oder Fehlgriff?
Analysiert man das Wort Urknall daraufhin, ob es ein physikalisch betrachtet gut gewählter Begriff für das Modell ist, so
schließt man, das der Wortbestandteil Ur gut passt (wie wir sehen werden): der Urknall geschah tatsächlich vor Urzeiten.
Kritischer ist der zweite Wortbestandteil Knall zu sehen: Knall ist ein akustisches Phänomen, die extrem schnelle Ausbreitung
einer Schallwelle. Beim Urknall hat es eigentlich gar nicht geknallt, und erst recht gab es (nach allem, was wir heute zu wissen
glauben) keine Zuhörer. Denn im Urknall kam der Raum auf die Welt, und wie es sich für einen Neugeborenen gehört, fing
er gleich an zu wachsen. Die physikalisch vielleicht treffendere Bezeichnung 'Urausdehnung' ist eben sprachlich nicht so
gelungen. Manchmal tun Leute, die Böses wollen, eben Gutes.
1. Zeuge des Urknalls: Galaxienbewegung
Astronomen unterscheiden generell zwei Arten der Galaxienbewegungen: Einerseits gibt es einen rein kinematischen
Effekt: Alle Galaxien haben eine Eigenbewegung (Pekuliarbewegung), die sogar wie im Falle der Andromedagalaxie
auf uns zu gerichtet sein kann (und in einer Blauverschiebung der Strahlung der Andromedagalaxie resultiert). Dies
ist jedoch nur ein lokaler Effekt, d. h. solche Eigenbewegungen sind nur wichtig, wenn die betreffende Galaxie der
Milchstraße relativ nahe ist. Die physikalische Ursache für die Eigenbewegung ist die gegenseitige, gravitative Anziehung
der Galaxien und Galaxienhaufen untereinander (siehe auch Gezeitenkräfte).
Hier wird versucht, mit untauglichen Winkelzügen die Urknallhypothese zu verteidigen. Die ausschließlich
radialen Kräfte, die den Urknall bedingen, lassen keine solche Annahme zu. Es gäbe dann außer der Gravitation keine anderen
möglichen Kräfte, die diese Bewegungsparameter hervorrufen könnten.
Andererseits gibt es eine Galaxienbewegung, die kosmologisch gesehen, also bei großen Distanzen, klar dominiert. Diese
Bewegung wird diktiert von der globalen Raumzeit, die das Universum als Ganzes beschreibt. Eine solche Beschreibung
ist mit Einsteins Allgemeiner Relativitätstheorie möglich, und sie führt auf die Friedmann-Weltmodelle. Diese Modelle
besagen, dass das Universum von allem geformt und dynamisch kontrolliert wird, was sich in ihm befindet. Die kosmischen
Zutaten sind baryonische Materie, Dunkle Materie und Dunkle Energie. Die Dunkle Energie wird zu späten Entwicklungsphasen
des Universums wichtig und bestimmt besonders dann seine Dynamik: die Dunkle Energie in Form einer kosmologischen
Konstante zieht den Kosmos auseinander und treibt eine (sogar beschleunigte!) Expansion. Die Galaxien und Galaxienhaufen
als Teil des Kosmos müssen diese Bewegung mitmachen, weil sie ja in den sich ausdehnenden Raum eingebettet sind. Diese
globale Bewegung aller Galaxien ist eine Fluchtbewegung, weil die Ausdehnung in alle Richtungen gleichermaßen erfolgt.
Astronomen bezeichnen dieses Phänomen als Hubble-Effekt, der 1929 astronomisch entdeckt wurde. Mit dieser sich
ausdehnenden Raumzeit, dem 'Hubble-Strom', werden alle Galaxien und Körper des Universums mitbewegt.
Das ist gerade der Hauptzweifel. "Dunkle Energie" und "Dunkle Materie" sind Aberglaube. Es
gibt keinerlei Hinweis, daß solche Kategorien real existieren. Schon die willkürliche Abspaltung der Energie von der
Materie ist wissenschaftlicher Unfug. E = m*c2 heißt, Energie ist ohne Masse nicht zu haben. Bei dieser
willkürlichen Trennung zählt man also die Energie nicht zur Materie, man unterstellt, daß es Energie ohne Masse
gibt.
2. Zeuge des Urknalls: kosmische Hintergrundstrahlung
Die kosmische Hintergrundstrahlung ist das älteste Signal, das Menschen in der Natur jemals gemessen haben! Es handelt
sich um Wärmestrahlung, die uns aus der Tiefe des Alls von allen Seiten gleichförmig erreicht. Dem nahezu perfekten
Schwarzkörperspektrum kann eine Temperatur von nur etwa drei Kelvin zugeordnet werden. Die Strahlung wird in der
Kosmologie so interpretiert, dass sie das Relikt des expandierenden Feuerballs ist, der durch den Urknall auseinander
getrieben wurde. Es gab einen heißen Anfang. Mit der Zeit dehnte sich der Feuerball aus und kühlte auf die niedrige,
beobachtete Temperatur ab. Diese Interpretation wird gestützt von der beobachteten Isotropie der kosmischen
Hintergrundstrahlung: sie kommt gleichermaßen aus allen Richtungen. Die komplette Verteilung der Hintergrundstrahlung
(engl. Cosmic Background Radiation, CBR oder Cosmic Microwave Background, CMB) am Himmel bezeugt den heißen
Zustand des frühen Universums vor mehr als 13 Milliarden Jahren.
Das ist ein logischer Purzelbaum. Empfängt man Strahlung eines kühlen Universums, ist es völlig
daneben, daraus zu schlußfolgern, daß es vorher wärmer war. Es ist typisch für die Beweisführungsmethoden der
Urknalltheoretiker, den Urknall vorauszusetzen und hernach zu behaupten, er sei mit den Folgeideen dieser Voraussetzung
bewiesen.
Bei einer kosmologischen Rotverschiebung von z ~ 1100 befand sich das Universum in der Rekombinationsära. In
dieser Entwicklungsphase bildeten sich die Atome und die Strahlung löste sich gerade von der Materie, weil der Streuquerschnitt
für Photonen drastisch abnahm. Anders gesagt: Das Universum wurde durchsichtig! Im lokalen Universum (z = 0) sind in
jedem Kubikzentimeter noch 412 Photonen der Hintergrundstrahlung enthalten. Die 3K-Strahlung ist der wichtigste Beweis
für einen Urknall, den Gegner dieses Modells erst erklären müssten.
Die Ablösung der Strahlung von der Materie ist ja eben das Problem. Strahlung gehört zur Materie
(siehe oben). Sie kann sich von der Materie nicht "ablösen", sie ist Materie. Die kosmische Hintergrundstrahlung ist nichts
anderes als ein Teil des Gesamtstrahlungsspektrums im Universum, das immer und überall vorliegt. Nicht die Urknallgegner
müssen hier etwas erklären, sondern die Urknallbefürworter müßten nachweisen, daß die Äquivalenz von Masse und
Energie nicht besteht, also daß E = m*c2 falsch ist. Das aber ist nicht zu machen.
3. Zeuge des Urknalls: weit entfernte Sternexplosionen
Eine weitere Stütze der Urknalltheorie sind extrem weit entfernte Weiße Zwerge, die ein Techtelmechtel mit ihrem
Begleitstern eingehen. Die Liaison endet für den Zwerg nicht nur unglücklich, sondern tödlich. Was passiert physikalisch?
Nun, wie das so ist mit den Beziehungen, ist am Anfang noch alles sehr romantisch: Der Nachbarstern macht dem Zwerg
Geschenke und füttert ihn liebevoll mit Materie. Allerdings vertragen Zwerge nicht so viel. Sie können durch diesen
Massenzufluss nicht beliebig wachsen: bei Überschreiten der kritischen Chandrasekhar-Masse wird der Zwerg instabil
und explodiert in einer Supernova Typ Ia. Eine in der Tat Aufsehen erregende Scheidung! Da die Chandrasekhar-Grenze
beinahe fundamental ist, weil sie nur von der Zusammensetzung des Sterns abhängt, läuft die Explosion für alle Weißen
Zwerge im Kosmos mehr oder weniger gleich ab. Sie zündet mit einer immer ähnlichen Explosionsenergie und ist daher
eine sehr gute Standardkerzen in der Astronomie. Damit sind sie ideale Entfernungsindikatoren und eignen sich für
Kosmologen bestens zur Vermessung des Universums und zur Bestimmung der kosmologischen Parameter. Auch die
mittlerweile in großer Zahl beobachteten Supernovae sind mit dem Urknall vereinbar.
Eine Supernova hat aber keinen Ereignishorizont, die Urknallsingularität jedoch kommt daran
wohl nicht vorbei, sie wäre nämlich das größte logisch denkbare schwarze Loch. Beides ist deshalb wohl in keiner
Weise vereinbar, es sind zwei wesensungleiche Dinge, die hier wohl mit der klaren Absicht vermischt werden, die
Urknalltheorie zu stützen. Daran ändert sich auch mit der romantisch-erotischen Umschreibung nichts. Eine Supernova
ist ein explodierender Stern, dessen Gleichgewicht zwischen innerer Gravitation und der Detonationskraft der
Kernfusionsreaktion zusammenbricht. Ein schwarzes Loch hingegen ist eine Massenkonzentration, für die sich innerhalb
eines berechenbaren Radius' (Ereignishorizont) die Fluchtgeschwindigkeit der Vakuumlichtgeschwindigkeit nähert, so
daß keine Materie das schwarze Loch verlassen kann.
4. Zeuge des Urknalls: Häufigkeit der ersten Elemente im Kosmos
Die leichten, chemischen Elemente, Wasserstoff, Helium und Lithium, betraten die kosmische Bühne bereits vor den
Sternen. Das Universum war in seiner Frühphase heiß genug, um selbst Elemente durch thermonukleare Fusion zu
erzeugen. Diese 'Reaktorphase' endete jäh, als das Universum infolge der Ausdehnung zu kalt wurde. Dieser Vorgang
der Elementherstellung des Universums selbst heißt in der Astronomie primordiale Nukleosynthese. Die gemessene
Verteilung der primordialen Elemente passt hervorragend zum Modell vom heißen Urknall.
Die gesamte Theorie der Nukleosynthese ist fraglich. Sie kann nur in dieser Weise postuliert
werden, wenn die Existenz einer Urknallsingularität als Axiom angesehen wird. Aber das ist ja eben das Problem: Man
kann ja den Urknall nicht mit einer Theorie beweisen, die erst entstehen kann, wenn man ihn axiomatisch voraussetzt.
Das ist schon wieder eines dieser logischen Salti mortale.
5. Zeuge des Urknalls: Verteilung und Anzahl der Galaxien
Die Art und Weise wie sich Galaxien großräumig anordnen und zu Galaxienhaufen zusammenfinden kann ebenfalls
astronomisch sehr genau kartiert werden. Es zeigt sich, dass sich die Modelle für Galaxienhaufen dazu eignen, um
aus Vergleich von Beobachtung und Theorie die kosmologischen Parameter zu bestimmen.
Die Astronomen benutzen dazu Tiefenfeldbeobachtungen, in der Fachsprache Deep Fields genannt. Langbelichtete
Fotos vieler Himmelsbereiche liefern die Daten tausender Galaxien - u.a. auch ihre räumliche Verteilung und ihre Häufigkeit.
Die Astronomen stellen das in Form von Leuchtkraftfunktionen dar, deren Kurvenprofile empfindlich sind für die kosmologischen
Parameter. Eine große Unsicherheit steckt bei diesen Untersuchungen in der Masse des Galaxienhaufens, die 20 bis 30%
betragen kann. Die Beobachtungen der Cluster werden mit hydrodynamischen und N-Körper-Simulationen verglichen. Die Struktur
der Haufen kann auf so genannte power ratios abgebildet werden - das sind im Prinzip verschiedene Multipole, die die mehr
oder weniger kugelige Form der Haufen parametrisieren. Betrachtet man die Galaxienhaufen in verschiedenen
Rotverschiebungsintervallen, so sind auch kosmologische Entwicklungsstudien möglich. Auch das Wachstum der Strukturen
hängt von dem Satz kosmologischer Parameter ab und kann so eingeschränkt werden. Derartige Untersuchungen werden
im Röntgenbereich auch am MPE durchgeführt (Gruppe um Hans Böhringer). Die Untersuchungen an Haufen mit z > 1 haben
2007 begonnen. Das wichtige Resultat lautet: Die Analysen mit Galaxienhaufen ergeben den gleichen Satz kosmologischer
Parameter und decken sich so mit der Hypothese eines Urknalls.
Für die im letzten Satz postulierte Deckung der gemessenen Parameter mit der Urknallhypothese
gibt es aus den vorangestellten Erklärungen überhaupt keinen Zusammenhang. Ein Beispiel: In den 1980er Jahren
entdeckte man jenseits des Sternbilds der Jungfrau einen gewaltigen Sternhaufen, dem sich andere Galaxien, darunter
auch unsere Milchstraße, mit einer Geschwindigkeit von 444 km/s nähern. Der Durchmesser dieser Supergalaxie beträgt
nach NASA-Angaben rund zwei Milliarden Lichtjahre. Wie NASA-Wissenschaftler George Smoot erklärt, legt dieser
Sternhaufen die Vermutung nahe, daß sich die Materie des Alls niemals explosionsartig und gleichmäßig ausgebreitet
haben kann.
Urknall + Inflation
Das klassische Modell vom Urknall wurde aufgrund bestimmter Unzulänglichkeiten (Homogenitätsproblem, Flachheitsproblem,
Horizontproblem, Fehlen magnetischer Monopole) durch die Inflation von Alan H. Guth 1981 ergänzt. An den Urknall schloss
sich eine kurze Phase überlichtschneller Expansion an.
Das erscheint mir als Pseudowissenschaft, die alle Naturgesetze ignoriert. An die Stelle eines
notwendigen Hinterfragens der Richtigkeit der Urknallhypothese wird eine wissenschaftlich unhaltbare These gesetzt,
die man Inflation nennt. Sie entspringt aus der Behauptung, in einer Singularität gälten die Naturgesetze nicht. Hier
entsteht die Schlußfolgerung, die Singularität existiert nicht. Das Universum ist nicht "entstanden", es existiert. Somit
sind auch Raum und Zeit nicht "entstanden", sie sind die Bedingungen für seine Existenz.
Grenzen der Urknalltheorie
Probleme bereitet das klassische Urknall-Modell, weil es in einem singulären Anfangszustand unendlicher Dichte und
Temperatur startet. Diese Urknall-Singularität ist wesensverwandt mit den Krümmungssingularitäten der Schwarzen
Löcher in Einsteins Theorie. Hier gelten nicht mehr die Gesetze der Physik bzw. versagt jegliche physikalische Beschreibung,
weshalb man sie gerne vermeiden würde.
Warum tut man es dann nicht? Spätestens an dieser Stelle müßte der Schluß entstehen, die Hypothese
insgesamt auf den Prüfstand zu bringen. Auch ist die Auffassung, in den Krümmungssingularitäten der schwarzen Löcher
gälten die Gesetze der Physik nicht, höchst suspekt. Es sei daran erinnert, daß heute noch immer die Berechnungen an
schwarzen Löchern mit der Newtonschen Mechanik vorgeführt werden, was angesichts der vorliegenden Geschwindigkeiten
auch näherungsweise nicht richtig ist. Führt man hingegen die Berechnungen mit Hilfe der Lorentz-Transformationen aus,
gelangt man zu völlig anderen Beschreibungen schwarzer Löcher. Hier liegt noch sehr viel im argen.
Seit einigen Jahrzehnten arbeiten Gravitationsforscher an neuen Gravitationstheorien, die versuchen, über Einsteins
Theorie hinauszugehen und das Gravitationsfeld zu quantisieren. Ein Beispiel für eine solche Quantengravitation ist
die Loop-Quantengravitation (LQG). Berechnungen im Rahmen der LGQ zeigen, dass in der Tat die Urknall-Singularität
zum Verschwinden gebracht werden kann (Bojowald, Gen. Rel. Grav. 35, 1877, 2003; als ePrint: gr-qc/0305069 sowie
der Vortrag astro-ph/0309478). Noch steht diese Grundlagenforschung am Anfang und die LQG hat sich noch nicht als
Gravitationstheorie bewährt. Die Konsequenz dieses interessanten Ergebnisses ist, dass der Versuch unternommen
werden muss, die Anfänge des Kosmos loopquantentheoretisch zu verstehen. Decken sich die Vorhersagen der neuen
Theorie mit Beobachtungen, so ist eine neue, mächtige, physikalische Theorie entdeckt worden.
Ein weiteres Problem ist das Folgende: Paradoxerweise erklärt das Urknall-Modell nicht den Urknall selbst, sondern nur
dessen Folgen! Eine erste Erklärung des Urknalls weist ein kosmologisches Modell auf, das man als Ekpyrotisches Modell
bzw. Zyklisches Universum kennt. Dieses Modell vermeidet auch die Anfangssingularität und erklärt, warum sie uns als
solche erscheint. Mit diesen avantgardistischen Modellen begann ein neuer Sektor der Kosmologie: die Branen-Kosmologie.
Branen erfordern jedoch weitere räumliche Dimensionen (Extradimensionen) neben den bekannten dreien. Bislang ist es
nicht gelungen, diese Zusatzdimensionen nachzuweisen. Insofern sind die Branen-Modelle und auch die Ekpyrosis
noch spekulativ.
Insgesamt ist viel weniger spekulativ, die Entstehungsdoktrin des Universums zu verlassen und an
ihre Stelle die ewige Evolution der Materie ohne die Fiktionen vom Anfang der Zeit und des Raumes, ohne die untauglichen
Gespinste der "Dunklen Energie" und der "Dunklen Materie" zu setzen. Mit letzteren wird ja ohnehin der Materiebegriff
auf den Kopf gestellt. Mit der Annahme der ewigen chaotischen Rotations- und Schwingungsbewegung der Materie in
der Raumzeit lassen sich alle Beobachtungen und Messungen mit Hilfe der Naturgesetze erklären. Das ersparte die
immer größer werdende Zahl an geistigen Kapriolen, die einzig zu dem Zweck unternommen werden, die Urknalldoktrin
um jeden Preis zu erhalten. Die an vielen Stellen geäußerte und ohne Beweise dargebotene Behauptung, der Urknall
sei sicher, halte ich für eine Art Selbstbeweihräucherung der Urknalltheoretiker.
Der Tag ohne Gestern
Es macht mittlerweile tatsächlich Sinn, die Frage zu stellen, was vor dem Urknall war. Lange Zeit war diese Frage
verpönt, weil - so die Aussage - mit dem Urknall auch erst die Zeit 'geboren' wurde. Es gab deshalb 'kein Davor'. Das
ist richtig. Allerdings hat mit dem Urknall nur 'unsere Zeit', d.h. die kosmische Zeit unseres Universums begonnen. Über
die kosmische Zeit eines anderen Universums - z. B. eines anderen Branenkosmos - wird keine Aussage gemacht. Es
darf also durchaus spekuliert werden. Ob unser Universum und wir selbst aus der Kollision von Branen oder einer
mikroskopischen Blase des Quantenschaums hervorgegangen sind, ist derzeit nicht zu beurteilen. Es wird auch mittels
astronomischer Beobachtungen schwierig nachzuweisen sein, weil das für Strahlung undurchlässige Urplasma vor der
Rekombinationsepoche einen Blick in den frühen Kosmos verwehrt. Vielleicht können Astronomen mithilfe der
Gravitationswellenastronomie (siehe Gravitationswellen) tiefer in die Frühphasen des dichten Kosmos geschaut
werden - doch dazu muss zunächst die direkte Messung von Gravitationswellen gelingen. Auch wenn der Urknall ein
Tag ohne Gestern' gewesen sein mag, ist jedoch klar, dass Theoretiker daran arbeiten zu erklären, was den Urknall
bewirkt hat.
Die Polemik um "unsere Zeit" und "unser Universum" oder eine "andere Zeit" eines "anderen
Universums" oder ein "anderer Branenkosmos" kann nur immer tiefer in sachfremde Spekulationen führen, die nichts
bringen außer der völligen mystischen Verklärung der kosmologischen Wissenschaft als ganzes, die dadurch den Anspruch
verliert, eine Wissenschaft zu sein. Die gegenwärtigen Tendenzen in der Kosmologie bringen eine immer größer werdende
Zahl an verworrenen Theorien hervor, die von sachbezogenen Naturwissenschaftlern nicht mehr gedeutet werden können,
die die astronomische Forschung behindern und die ausschließlich dem Zweck dienen, die Urknallhypothese mit großem
Kraftaufwand zu erhalten. An ihr darf man nicht zu rütteln versuchen, tut man es dennoch, kann man Rang und Status
verlieren, wie zum Beispiel der amerikanische Astrophysiker und Astronom Halton Arp.
All diese Aussagen und Feststellungen kann man ausführlicher in meinem Buch "Die Urknallhypothese, ein Hindernis für
die kosmologische Forschung" nachlesen, das im Mai 2011 im Re Di Roma-Verlag, Remscheid, ISBN 978-3-86870-353-5,
erschienen ist. Auf der Startseite meiner Internetpräsentation www.unipohl.de
ist die Bestellung möglich.