bearbeitet: 15.01.2019    

Die deutsche Sprache, die Feministen und andere Probleme

Die deutsche Gegenwartssprache hat durch das Wirken einer großen Zahl Politiker/innen und Feminist/innen - Sie sehen, hier geht der Ärger schon los - eine Vielzahl grober Verunstaltungen erfahren. Denn es reicht schließlich völlig aus, an dieser Stelle von Politikern und Feministen zu sprechen, weil damit für jeden, der deutsch noch versteht, sowohl Frauen als auch Männer gemeint sind. Nur die Genannten verstehen das nicht mehr, sie sind der Meinung, daß man kraftstrotzend stets Frauen und Männer getrennt nennen müßte. Das ist von den Politikern gewollt, und von einer großen Zahl Menschen deutscher Muttersprache gedankenlos artig mitgemacht. Aber bitte schön, wenn es denn überflüssigerweise unbedingt sein muß, dann doch wohl im obigen Beispiel Politiker und Politikerinnen und Feministen und Feministinnen. Das Geschreibe mit dem Schrägstrich oder gar noch mit einem Großen "I" innerhalb eines Wortes hat mit einer ordentlichen Orthographie nichts mehr gemein. Aber selbst den Verfechtern dieser Blähungen fallen sie teilweise unangenehm auf, so greifen sie dann nach den obigen Verunstaltungen mit Schrägstrichen, Klammern und inneren Großbuchstaben. Wohin das am Ende zu führen vermag, entdeckte der Schweizer Sprachwissenschaftler Dr. Arthur Brühlmeier in einer Dissertation. Ein Doktorand schrieb den Satz nieder: "So wird ein(e) Lernende(r) zu eine(r)/(m) LernbegleiterIn und umgekehrt." Man versuche dieses Gebilde, das eher einer mathematischen Formel als einem niedergeschriebenen Satz gleicht, einmal jemandem vorzulesen. Entweder man scheitert beim Lesen, oder der Zuhörer versteht es nicht, weil ein elementarer sprachlicher Grundsatz beseitigt wurde: Man muß Geschriebenes auch sprechen können.

Die wissensschaftliche Fehlhaltung aber, die ein solches Gebaren bestimmt, ist mit wenigen Worten erklärt. Die Sprachwissenschaftler bemühen sich seit vielen Jahren, den theoretischen Fehler zu erklären, stoßen aber permanent auf taube Ohren, weil die Betreiber solcher Sprachmißleistungen der Meinung sind, sie müßten mit solchen Sprachblasen den Frauen einen Gefallen tun. Warum ist nun die Abwandlung der Sprache zum permanenten Doppelnennen maskuliner und femininer Nomen falsch und für den Zuhörer lästig? In der deutschen Sprache - in anderen Sprachen übrigens auch - gibt es das grammatische Genus. Dazu ein erklärendes Zitat:

"Das Genus (Plural: Genera; von lateinisch genus "Art, Gattung, Geschlecht", als grammatischer Fachausdruck in Anlehnung an altgriechisch genos), oder deutsch das grammatische Geschlecht, ist eine in vielen Sprachen vorkommende Klassifikation von Substantiven, denen jeweils ein Genus zugeordnet ist. Dieses beeinflußt dann die Wortform anderer Wörter (Kongruenz), die sich auf das Substantiv beziehen, wie beispielsweise Artikel, Adjektive und Pronomen."…
"Im Deutschen und anderen Sprachen gibt es Genera, die die Namen der biologischen Geschlechter "männlich/maskulin" oder "weiblich/feminin" tragen. Es besteht dabei durchaus bei vielen Wörtern ein gewisser Zusammenhang zwischen biologischem und grammatischem Geschlecht. Das Genus bezeichnet jedoch nicht biologische oder andere Eigenschaften des mit dem Wort bezeichneten Lebewesens, Gegenstands oder Begriffs, sondern nur die Weise der Kongruenz anderer Wörter. Auch bezeichnen die meisten maskulinen und femininen Wörter etwas, das gar kein biologisches Geschlecht hat. In anderen Genussystemen braucht die Zuordnung der Genera zu den Substantiven überhaupt nichts mit biologischen Geschlechtern zu tun zu haben." (Wikipedia - Stichwort Genus)

Es handelt sich also um eine morphologische Spracheigenschaft, die die Substantive (und die Nomen) in Maskulina, Feminina und im Deutschen auch in Neutra unterteilt. So ist zum Beispiel die Tür feminin, der Tisch maskulin und das Holz ein Neutrum. Das ist so, jeder, der deutsch spricht, weiß das, niemand hat daran etwas zu bemängeln. Nun aber kommen die Feministen und die Politiker ins Spiel, die auf Geheiß einiger sprachlich unterentwickelter Vertreter der Meinung sind, maskulin sei gleichbedeutend mit biologisch männlich, feminin mit biologisch weiblich (für das Neutrum ist ein Vergleich noch nicht konstruiert). Nun versuche man doch aber einmal plausibel zu machen, was an einer Tür weiblich und an einem Tisch männlich sei. Das wird im Allgemeinen nicht versucht, es hätte auch keinerlei Sinn. Handelt es sich aber zum Beispiel um einen Bürger oder um einen Studenten, so wird der Begriff nicht grammatisch maskulin, sondern strikt biologisch männlich genannt und bedarf somit folgerichtig wegen der "politischen Korrektheit" (auch "political correctness" - weil wir ja zum Teil mit den Deutschen nicht mehr deutsch sprechen!) noch der Ergänzung mit den Wörtern Bürgerin und Studentin, um keine "Benachteiligung" der Frauen zuzulassen. So gibt es denn zur Vermeidung der langschemeligen Benennungen Bürgerinnen und Bürger oder Studentinnen und Studenten die Schreibweisen Bürger/innen oder BürgerInnen und Student/innen oder StudentInnen.

Insbesondere bei letzterem ist diese Schreibweise nicht sehr beliebt, weil man sich an den Universitäten und Hochschulen noch ein wenig einer ordentlichen Rechtschreibung verpflichtet fühlt. Deshalb weicht man auf Partizipien anstelle der Substantive aus, es heißt nun an dieser Stelle nicht mehr Studenten, sondern "Studierende". Das aber ist nun in doppelter Hinsicht grober Unfug.

Erstens ist damit das Problem männlich oder weiblich nicht behoben, denn es gibt noch immer die Studierende und der Studierende. Der Unterschied ist nur wegen der Kongruenz der Formen nicht sofort sichtbar.

Zweitens entsteht aber nun ein semantisches Problem, das es vorher nicht gab: Ein Studierender ist nämlich etwas völlig anderes als ein Student. Ich zum Beispiel habe die am 01. April 2013 in Kraft gesetzte Neuherausgabe der Straßenverkehrsordnung nach der Einarbeitung der sogenannten "geschlechterneutralen" Formulierungen auf das Genaueste studiert, um den ganzen Unfug in einem Beitrag zu analysieren, zu bewerten und zu veröffentlichen; ich war mit dieser Arbeit ein Studierender der Straßenverkehrsordnung. War ich nun auch ein Student der Straßenverkehrsordnung? Wahrlich nicht, und man weiß gar nicht was das sein könnte. Denn ein Student ist eine an einer Lehreinrichtung eingeschriebene Person, die im Verlaufe eines Studiums eine Qualifikation erwirbt und sie am Ende durch Prüfungen und Examen bestätigt. Ein Studierender unterliegt dieser Definition in keiner Weise. Durch den Dauergebrauch der Ersetzung der Nomen durch Partizipien wird aber allmählich der Unterschied zwischen beiden verwischt, er wird bereits heute in vielen Kreisen nicht mehr als Fehler erkannt.

Auf diese Weise wird in der deutschen Sprache nachhaltiger Schaden angerichtet, indem Wortbedeutungen verfälscht und Begriffe falsch verwendet werden. So gibt es verschiedentlich schon keine Schüler mehr, sondern "Lernende", keine Lehrer mehr sondern "Lehrende" oder "Unterrichtende" und vieles andere, was den Bedeutungen der ursprünglichen Wörter signifikant widerspricht.

Die vorläufige Spitze der Sprachverunstaltung ist an der Universität Leipzig inszeniert worden, an der durch Senatsbeschluß, eingeleitet durch die Rektorin, Prof. Dr. Beate Schücking, die grammatisch maskulinen Formen bestimmter Nomen abzuschaffen waren und nur noch die femininen verwendet werden sollten. "Jetzt sind wir mal dran", haben einige weibliche Stimmen ertönen lassen. Unklar blieb nur, womit sie "dran" wären. So heißt es nun für männliche Mitarbeiter "Herr Professorin", "Herr Dozentin" und ähnliche nun schon völlig hirnrissige Sprachexzesse. Es ist schon reichlich abartig, überhaupt einen "Senatsbeschluß" zur deutschen Sprache zu "erlassen". Aber staatliche Stellen ermuntern ja dazu, indem "gesetzliche Bestimmungen" zur deutschen Sprache "erlassen" und "in Kraft gesetzt" werden. Schon die Formulierungen sind grotesk, denn der Staat ist weder Eigentümer noch Verwalter der deutschen Sprache. Mit Gesetzen kann man eine Sprache nicht steuern.

Getreu diesen Sprachverschlimmbesserungen der intellektuellen Überflieger aus Leipzig hat sich auch die Stadtverwaltung in Hannover etwas Neues einfallen lassen. Man schreibt dort nicht mehr den Schrägstrich, nein, man schribt einen Stern - der hat auch gleich einen Namen: Der "Genderstern". Das sieht dann so aus: Bürger*innen, der*die Mitarbeiter*in, Ressortleiter*innen, Beamt*innen usw. usf. Den ganzen Humbug hat man in eine Empfehlung geschrieben, die für die Stadverwaltung - hört, hört! - verbindlich ist. So sieht man nun auch gleich, daß die Damen und Herren dort noch ganz andere Sprachprobleme haben. Eine "verbindliche Empfehlung", was das wohl sein könnte! Den Initiatoren solcher Merkwürdigkeiten würden ein paar Unterichtsstunden in formaler Logik sicher auf die Sprünge helfen können. Aber nicht genug damit. In dieser Sprachrichtlinie mit Behindertenstatus wird auch gleich noch festgelegt, wie der Genderstern zu sprechen ist, nämlich mit einer Atempause. Aha. Die hannoveranische Gendervereinigung erklärt nun also ihren Mitarbeitern auch noch, wie dieses Spezialdeutsch gesprochen werden muß. Offenbar hat man nur versäumt, in die Präambel des preisverdächtigen Werkes hineinzuschreiben: "Wir machen die deutsche Sprache".

Nun entstehen aber mit dem Genderdeutsch einige Probleme, für die auch die härtesten ihrer Verfechter noch keine rechte Lösung gefunden haben.

Was soll man mit dem Begriff der Mensch machen? Er ist maskulin. Eine feminine Form gibt es nicht. Nach dem Sprachverständnis derer, die maskulin als biologisch männlich ansehen, können nur Männer Menschen sein. Frauen können keine Menschen sein, denn sie sind alle weiblich.

Oder was soll man mit dem Begriff die Persönlichkeit anfangen? Er ist feminin. Eine maskuline Form gibt es nicht. So können nach dem Verständnis der neuzeitlichen "Sprachexperten" nur Frauen Persönlichkeiten sein. Männer nicht, denn sie sind alle männlich.

Es lassen sich solche Ungereimtheiten in großer Zahl nennen. Müssen wir nun noch mehr drastische Verunstaltungen erwarten? Man könnte "die Menschin" erfinden, oder vielleicht "die Gästin". Aber eine maskuline - Verzeihng: männliche - Form von Persönlichkeit sehe ich beim besten Willen nicht.

Der ganze Unsinn dieser Denkentgleisungen läßt sich mit einem Beispiel aus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland zeigen. Ich treffe die Feststellung: Angela Merkel ist der achte Bundeskanzler der Bundesrepublik. Sofort werde ich attackiert: Angela Merkel sei nicht Bundeskanzler, sondern Bundeskanzlerin. Ich korrigiere also: Angela Merkel ist die achte Bundeskanzlerin der Bundesrepublik. Nun aber ist die Aussage falsch, denn die anderen waren alle sieben Männer. Um die Aussage richtigzustellen, korrigiere ich wieder: Angela Merkel ist die erste Bundeskanzlerin der Bundesrepublik. Das ist zwar nun richtig, aber darum ging es gar nicht. Die Aussage, die ich vornehmen will, kann man mit dem Genderdeutsch gar nicht mehr ausdrücken, ohne auf die orthographischen Mißgestaltungen mit dem Schrägstrich oder dem großen I zurückzugreifen.

So kann man erkennen, daß mit dieser Art sprachlicher Fehlinterpretationen nichts geschaffen worden ist, was der Kommunikation mit Hilfe unserer Sprache dienlich wäre.

Versucht man nun die Ursachen für die Entstehung dieses Genderdeutschs zu finden, mit dem sich vor 100 Jahren noch niemand herumschlagen mußte, so findet man heraus, daß sie auf die Erkämpfung des Wahlrechts für die Frauen im Jahre 1918 zurückgehen. Die Politiker erkannten offenbar das große Potential, das die Frauen nun in politischen Entscheidungen trugen. Also begann man um diese Wählerstimmen zu buhlen, auch mit sprachlichen Mitteln, und sei es noch so unsinnig. Es muß schön weiblich klingen, den Frauen muß man suggerieren, daß man ihre Wichtigkeit erkannt hat. Und unverbesserliche Feministen leisten in diesem Unsinn ihr Übriges. So las ich zum Beispiel vor einigen Jahren in einer Gewerkschaftszeitung einen Aufruf, übertitelt mit: "Liebe Mitglieder und Mitgliederinnen". Kein Redakteur hat vor der Veröffentlichung diesen Patzer bemerkt. Aber um die Bedeutung der Frauen in der Gesellschaft auf den richtigen Platz zu setzen, bedarf es wohl kaum solcher sinnentleerten Fisimatenten. Um die Gleichberechtigung der Frau durchzusetzen, sind ja in den öffentlichen Einrichtungen die sogenannten Gleichstellungsbeauftragten eingesetzt worden. Sehr begrüßenswert. Solange die sich aber mit solch unsinnigen Aktionen befassen, wie man am besten die deutsche Sprache verbiegt, um den Anschein einer höheren Wertschätzung der Frauen zu erwecken, ist deren Notwendigkeit eher zu bezweifeln als zu begründen. Müßten sie sich nicht in erster Linie dafür einsetzen, daß die Frauen für die gleiche Arbeit auch die gleiche Bezahlung wie ihre männlichen Kollegen erhalten? Da aber erweisen sie sich als machtlos, wie man sieht. 100 Jahre nach der formalen Gleichsetzung des Status' von Männern und Frauen erhalten Frauen im Durchschnitt noch immer rund 20% weniger Entlohnung als Männer in gleichen Positionen. Statt dessen gibt es aber eine Vielzahl anderer Schnapsideen, mit denen gezeigt werden soll, daß man etwas für die Frauen tue.

Ein wunderlich erscheinender Vorschlag kam im März 2018 aus dem SPD-geführten Familienministerium: Die Gleichstellungsbeauftragte Kristin Rose-Möhring soll nach einem Medienbericht die Änderung der Nationalhymne fordern. Heimatland soll es statt Vaterland heißen. Und couragiert mit Herz und Hand statt brüderlich mit Herz und Hand. Ich meine, Frau Rose-Möhring ist mit solchen schwachen Deutschkenntnissen nicht autorisiert, solche Vorschläge zu unterbreiten. Vaterland ist kein Begriff, der besondere Männlichkeit ausdrückt. Zudem ist Heimatland etwas ganz anderes als Vaterland. Brüderlich ist ebenfalls frei von männlich definierten Inhalten. Und couragiert hat mit brüderlich überhaupt nichts zu tun. Solche Verirrungen entstehen nur in den Köpfen militanter Feministen mit stark eingeschränkten Sprachkenntnissen. Würde etwa ein Mann auf die Idee kommen, die Umbenennung der Muttersprache zu verlangen? Vielleicht in Mutter/Vatersprache? Oder BürgerInnensprache? Sicher nicht. Solche Wünsche nach Begriffsänderungen bleiben eine Domäne großmäuliger Emanzen mit unterentwickeltem Sprachverstand. Lassen wir die Nationalhymne wie sie ist. Geschichtsfälschungen aller Art sind keine Diskussionsgrundlage.

Eine andere witzige Idee. In öffentlichen Parkhäusern werden sogenannte "Frauenparkplätze" eingerichtet. Was für eine Errungenschaft! Allein ein Sinn ist nicht zu erkennen. Müssen Männer jetzt zur Gewährleistung der juristischen Gleichbehandlung "Männerparkplätze" verlangen? Vielleicht sollen in Zukunft getrennte Frauen- und Männerparkhäuser geschaffen werden? Tandaradei! Zurück zur mittelalterlichen Geschlechtertrennung! Bauen wir doch wieder Freibäder für Männer und Frauen, getrennt durch meterhohe Holzzäune. Führen wir doch wieder Mädchen- und Knabenschulen ein! Wollen wir das wirklich? Es gibt nur eine einzige Institution, in der unwidersprochen die Trennung von Frauen und Männern ohne sonderliche Erklärung unvermeidlich ist: Öffentliche Toiletten.

Übrigens: Ich habe auf Frauenparkplätzen geparkt. Selten gab es dazu Bemerkungen. Nur ein einziges Mal belehrte mich eine offenbar nicht zu bremsende Feministin, daß ich da nicht parken dürfe. "Wieso nicht", fragte ich, "was haben Sie einzuwenden?" Sie untermauerte ihre Forderung: "Als Mann haben Sie kein Recht, hier zu parken." Ich antwortete: "Woher wollen Sie denn wissen, daß ich ein Mann bin?" Einige Sekunden lang stockte ihr wohl der Atem. Nachdem sie die Luft wiedegefunden hatte, meinte sie, ich müsse ihr das beweisen. "Nun", bat ich sie zur Kenntnis zu nehmen, "so intim sind wir gewiß nicht, daß ich hierzu einen Beweis antreten werde". Dann herrschte wieder Ruhe. Wenn ich nachlesend den Dialog richtig analysiere, war damit wohl nicht nur die einzelne Dame abgeschmettert, sondern das ganze Projekt Frauenparkplätze ist ein weltfremder Anachronismus und scheint bei einigem Nachdenken ad absurdum geführt.

Verschiedentlich werde ich nach meiner Haltung zu den sogenannten Frauenquoten in Politik und Wirtschaft gefragt. Ich will dazu ohne lange Umschreibung meine Auffassung erklären. Selbstverständlich müssen Frauen gleichrangig und gleichberechtigt in Führungspositionen von Politik und Wirtschaft vertreten sein. Das erfordert in unserer Gesellschaft keinerlei Begründung. Es ist zu einer Selbstverständlichkeit geworden. Nicht aber kann das mit Hilfe sogenannter Quoten durchgesetzt werden, sondern nach folgendem Grundsatz: Wenn eine Position durch einen Mann besetzt ist, und es gibt eine Frau, die für diese Aufgabe die besseren Voraussetzungen, die bessere Befähigung und die bessere Ausbildung hat, so soll, ja muß die Position mit dieser Frau besetzt werden, und zwar sofort, aber sonst auf gar keinen Fall. Weiblichkeit als einziger Auswahlgrund ist in allen Fällen kontraproduktiv. Diese Haltung gilt auch in der umgekehrten Richtung. Das Handeln nach Frauenquoten und neuerdings sogar die Istallation von Gesetzen dazu hat großes Potential zur allgemeinen Niveauabsenkung in allen Bereichen, denn es kommen auf diese Weise Frauen in Positionen, nicht weil sie geeignet dafür sind, sondern weil sie weiblich sind. Befähigung spielt keine Rolle, eine Frau muß man sein!

Randbemerkung. Ach wie fein ist doch zu dieser Frage die katholische Kirche raus. Das Problem Frauenquoten gibt es dort nicht. Das liegt aber nicht daran, daß der Klerus sich etwa durch besondere Klugheit auszeichnet, nein, es liegt einzig daran, daß die katholische Kirche in diesen gesellschaftspolitischen Fragen einen Entwicklungsverzug von etwa 100 Jahren hat.

Eine Ausnahme scheinen mir in diesen Darlegungen Frauenhäuser zu sein. Bedauerlicherweise gibt es auch in unserer Gesellschaft noch immer häusliche Gewalt, mitunter in einem solchen Grade, daß Frauen fliehen müssen. Dazu müssen Frauenhäuser bestehen. Obwohl es natürlich auch Fälle gibt, in denen Frauen ihre Männer verprügeln, nur ist der Prozentsatz sehr viel kleiner. Eine eventuelle Forderung nach Männerhäusern erscheint mir deshalb gegenstandslos.

Doch zurück zu den sprachlichen Problemen. Gefördert durch das Verhalten der Politik im Streben nach "Modernisierung" oder "Anpassung" der deutschen Sprache fühlen sich allzuviele Menschen berufen, in noch anderer Weise an der deutschen Sprache herumzubasteln. Manche versuchen, Begriffe abzuwandeln oder zu ersetzen, weil sie der Meinung sind, die Begriffe würden ihren Inhalt falsch oder ungenügend abbilden. Dieser Trend ist nicht neu. Das älteste Beispiel ist wohl der sogenannte Haareschneider, der den Friseur abschaffen sollte. Der erwartete Erfolg blieb den Erfindern versagt. Dann kam ein findiger DDR-Technologe daher, der den Schraubendreher erfand, mit dem der Schraubenzieher ersetzt werden sollte. Der erfundene Begriff ist nun bereits bis in viele technische Dokumentationen vorgedrungen, weil allzuviele Zeitgenossen solchen Unfug mitzumachen bereit sind. Man meint, daß mit dem Werkzeug ja an der Schraube gar nicht gezogen, sondern eher daran gedreht wird.

Die theoretische Ursache für solches Streben liegt in der irrigen Auffassung, ein Begriff einer Sprache müsse eine beschreibende Funktion haben. Muß er überhaupt nicht. Wo zum Beispiel wäre denn die beschreibende Funktion von Begriffen wie Stuhl, Tisch, Hammer oder Messer? Sie beschreiben gar nichts. Jeder deutschsprechende Mensch assoziiert unter den genannten Begriffen etwa das gleiche, ohne weitere Erklärungen zu benötigen. Sollen Einzelheiten oder Besonderheiten beschrieben werden, verwendet man Attribute oder erklärende Sätze (Liegestuhl, Eßtisch, Couchtisch, Gummihammer oder Taschenmesser und anderes). Aber ein Stuhl bleibt ein Stuhl und ein Messer bleibt ein Messer. Der Grundbegriff hat keine beschreibende Funktion. So bleibt auch der Schraubenzieher ein Schraubenzieher, die Umgangssprache bestätigt das. Übrigens: Ist denn die Umbenennung in Schraubendreher so sinnvoll? Ich meine, ich ziehe mit dem Werkzeug eine Schraube fest.

Besonders im Bereich des Beamtendeutschs sind solche Bestrebungen an der Tagesordnung. Vielfach will man sich dort etwas abgehobener ausdrücken, die landläufigen Ausdrucksweisen scheinen zu trivial, man möchte sich von der Sprache des gemeinen Volkes unterscheiden. So entstehen dann Sprachblüten, von denen ich einige Beispiele unten in der linken Spalte genannt habe. Bei einigen kann man gar nicht mehr erkennen, was gemeint sein könnte, es bedarf der Übersetzung. Die habe ich in die rechte Spalte gesetzt.

Personenvereinzelungsanlage Drehtür
Lebensberechtigungsbescheinigung Familienstammbuch
Betriebsmittelaufnahme Betankung
Raumübergreifendes Großgrün Baum
Rauhfutterverzehrende Großvieheinheit Rind
Spontanvegetation Unkraut
Straßenbegleitgrün Grünstreifen
Lichtzeichenleitanlage Verkehrsampel
Dreiseitenkipper Schubkarre
Mehrstück Kopie
Mobile ethnische Minderheiten Sinti und Roma
zu verunmöglichen unmöglich zu machen

Wirkt witzig, die Tendenz ist aber durchaus ernst gemeint. Einige dieser "neuen" Begriffe enthalten jedoch sachliche Fehler. Zum Beispiel ist eine Betankung keine Betriebsmittelaufnahme, sondern eine Treibstoffaufnahme, Betriebsmittel bezeichnen mehr als nur den Treibstoff. Der Begriff Lebensberechtigungsbescheinigung ist skurril. Es bedarf also einer behördlichen Bescheinigung, die mich von Amts wegen zu leben berechtigt? Auch die Personenvereinzelungsanlage erweckt meine Zweifel. Es gibt sehr große Drehtüren, in deren Sektoren durchaus auch drei Personen eintreten können. Die Begriffsverirrungen sind also nicht nur überspannt, sondern auch fehlerhaft. Schauen Sie zum Beispiel einmal in Ihre Geburtsurkunde. Dort finden Sie nicht vor, daß ein Junge, ein Knabe oder ein Mädchen geboren wurde, nein, es heißt ein Kind männlichen oder weiblichen Geschlechts. Ich frage mich immer, hätte man nicht für Kind auch noch einen anderen Begriff finden müssen? Vielleicht Erdneuling oder Kleinstperson, wenn man's denn weiblich haben will. Zudem entscheidet sich bekanntlich, ob ein neugeborenes Kind männlich oder weiblich oder keines von beiden ist, erst viel später.

So manche Sprachverunstaltung wird so oft wiederholt, daß sie bereits den Anspruch erhebt, als grammatisch korrekt anerkannt zu werden. Einige militante Feministen glauben, in dem Indefinitpronomen man etwas Männliches erkennen zu müssen. So verwenden sie als weiblichen Ersatz frau mit kleinem Anfangsbuchstaben. Dieser offenkundige Fehler wird so intensiv von vielen Leuten nachgeplappert, so daß manch einer auf die Idee kommt, dies sei eine grammatisch korrekte Ausdrucksweise. Dasselbe vollzieht sich auch für Sprachscherze wie in keinster Weise oder nichts desto weniger trotz oder noch und nöcher. Ich meine dazu, daß man solche Wendungen in Scherzformulierungen oder in kabarettistischen Texten zur Erzielung von Effekten durchaus verwenden kann, sollten sie aber als grammatische Regel verstanden werden wollen, wird es bedenklich. Dann muß man sie ablehnen.

Und dann gibt es noch ganz besondere Perlen sprachlicher Exzesse. In Berlin-Kreuzberg zum Beispiel wohnt eine große Zahl ausländischer Bürger verschiedener Nationalitäten, die zum Teil noch nicht korrekt Deutsch können. Das ist ein normales Problem, das sich im weiteren Verlauf des Lebens im deutschen Umfeld stetig verbessert. Da sie sich aber im täglichen Leben doch untereinander verständigen müssen, geschieht das mit den noch unfertigen Deutschkenntnissen. Man spricht von einem sogenannten Kietzdeutsch. Nun gibt es an der Universität Potsdam eine Sprachforscherin, Prof. Heike Wiese, die in dieser Sprechweise einen neuen deutschen Dialekt erkennen will. Sie stellt sogar Vergleiche mit dem Bayerischen oder dem Hessischen an. Man muß dazu die Frage stellen, ob es dort für die Frau Professor keine sinnreicheren Aufgaben zu erfüllen gibt. Ärgerlich ist nur, daß für solche Verirrungen Forschungsmittel bereitgestellt werden. Wenn einer zu seinem Gegenüber sagt: "Ich du bum", und er meint "ich haue dir eine runter", dann ist das allenfalls lustig, aber kein neues Dialektidiom.

Abschließend kann ich jedoch nicht daran vorbeisehen, einige deutliche Bemerkungen zur sogenannten Rechtschreibreform anzufügen, die unbedingt zum Thema gehören. Diese gesamte Reform ist ein nationales und internationales Desaster in vollendeter Form. Sowohl sprachlich als auch politisch haben Dinge stattgefunden, die keinen rationalen Überlegungen standhalten. Das erklärte Ziel der Reform bestand in der Vereinfachung der Orthographie und der Erleichterung des Erlernens durch die Schüler. Das Ziel ist verfehlt worden, es wurde nicht erreicht. Im Gegenteil: Die Fehlerzahlen bei den Schülern aller Altersstufen sind angestiegen. Die Reform ist insgesamt gescheitert. Das zeigen auch die immer wieder neuen Reförmchen an der Reform, die notwendig waren, um die gröbsten Fehler fortlaufend zu korrigieren. Die Art der Erarbeitung und der Durchsetzung der Reform ist eine politische Fehlleistung, die ihresgleichen nicht kennt. Getrieben von den Interessen einer Lobby in einigen Verlagskonzernen, die mit der Herausgabe immer neuer Wörterbücher viel Geld verdienen, maßt sich der Staat an, gesetzliche Regelungen zur Sprache zu inszenieren. Das Volk, dem normalerweise die Sprachhoheit zukommt, wurde von allen Erarbeitungsprozessen ausgeschlossen. In geheimen Sitzungen der Reformkommission und später des Rates für deutsche Rechtschreibung wurde das gesamte bisherige Regelwerk der deutschen Rechtschreibung abgeschafft und durch ein anderes, zu großen Teilen völlig unbrauchbares ersetzt. Dieses Reformwerk wurde dann dem Volk übergestülpt, jeglicher Widerspruch wurde erstickt. Alle Kritiken von Sprachwissenschaftlern und namhaften Kulturschaffenden wurden ignoriert. Per Anordnung wurde das reformierte Deutsch für Schulen und staatliche Einrichtungen für verbindlich erklärt (woanders läßt es sich nicht anordnen), so daß das Volk in zwei Teile unterschiedlicher Rechtschreibung gespalten wurde. Verfassungsrechtlich verbindliche demokratische Grundprinzipien in der Bundesrepublik Deutschland wurden ausgehebelt. In Schleswig-Holstein mündete eine Bürgerinitiative am 27.09.1997 in einem Volksentscheid, in dem sich die Bürger mit einer Mehrheit von 56,4% bei 14,6% Enthaltungen gegen die Einführung der reformierten Rechtschreibung ausgesprochen hatten. Nur 29% stimmten für die Einführung des reformierten Deutschs. Am 05.09.1998 wurde dieser Volksentscheid durch Parlamentsbeschluß annulliert, ein Vorgang, der nach Artikel 20, Absatz 2, des Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland nicht möglich ist. Gegen alle Proteste wurde die Reform durchgesetzt, die demokratischen Grundregeln und der Wille des Volkes spielten dabei keine Rolle mehr.

Angesichts eines solchen politischen Fiaskos dürfte niemand in Verwunderung geraten, wenn man zu Wahlen in allen Bereichen eine zunehmende Politikverdrossenheit der Bevölkerung feststellt. Es verbreitet sich die Ansicht, Wahlen sind irrelevant, weil die Gewählten nach der Wahl nicht mehr nach ihren Wähleraufträgen handeln, sondern sich verselbständigen und zum Teil gegen das Volk arbeiten. Meine ganz persönliche Schlußfolgerung besteht darin, die Rechtschreibreform und alle dazu veröffentlichten sogenannten "Gesetze" und "Verordnungen" zu ignorieren. Texte, die ich verfasse - und das sind nicht wenige - werden stets im nichtreformierten Deutsch erscheinen. Ich weiß, daß die Mehrzahl der Leser meiner Beiträge dieses Vehalten billigt.