bearbeitet: 30.04.2017
Die Gesellschaft erlebt heute einen historischen Rückfall in vorzeitliche Verhältnisse
In der Gegenwart werden die Menschen mit steigender Tendenz nicht mehr danach unterschieden, welche
Sprache sie sprechen, welche Wissenschaft sie beherrschen, welcher Arbeit sie nachgehen oder welche Werte
sie schaffen, sondern zuallererst nach ihrer Religionszugehörigkeit, also danach, welchem Phantombild aus
überholten Denkstrukturen sie die Herstellung des Universums unterstellen, welchem Phantasiegebilde sie
die Lenkung der Welt zuordnen; dem Gott der Christen, Allah oder einem andern meist männlich gearteten
Gotteswesen, deren aller Nichtexistenz als gesichert angesehen werden kann. Dieses Phantom aber wird weltweit
von den selbsternannten Vorbetern und Bemächtigten, welche die vielfältigen Irrlehren vehement verteidigen, den
Glauben zur Doktrin erheben, dazu verwendet, die Gläubigen ihren auf göttlichem Devotismus aufgebauten
Machtstrukturen zu unterwerfen, solange sie noch daran festzuhalten bereit sind, die Materialität der Welt
sowie ihre objektiven Naturgesetze in die zweite Reihe ihrer Lebensmaximen zu setzen.
Jede Art öffentlicher Vorführung und Würdigung menschlicher Errungenschaften beginnt in der heutigen
Gesellschaft nicht mit der Beschreibung der Bauwerke, in denen Menschen wohnen, arbeiten, lehren, forschen
oder ihre kulturellen Werte pflegen, sondern mit den Gotteshäusern; den Moscheen, Tempeln, Pagoden, Kirchen
und anderen sakralen Gebilden, als seien dies die Einrichtungen, die das Leben der Menschen in erster Linie
bestimmen. Wir verzeichnen eine starke Zunahme der Überbetonung der Religion als Weltanschauung. Die
von den Menschen in der abendländischen Kultur erkämpfte Trennung von Staat und Kirche wird so zu einer
leeren Floskel, in der die von den Völkern gewählten Vertreter, die zur Durchsetzung des Volkswillens bestimmt
sind, zu pseudostaatlichen Würdenträgern herabgestuft werden. In islamischen Ländern fehlt sogar noch heute
diese Trennung. In Deutschland zum Beispiel will die katholische Kirche schon wieder mitregieren, indem sie die
staatlichen Festlegungen zur begründeten Schwangerschaftsunterbrechung abschaffen möchte. Sie werden als
unzulässiger Eingriff in "göttliche Gebote" deklariert. In der Genetik hat sie bereits erreicht, daß die Forschung
der Glaubensdoktrin unterworfen ist, und so die Weiterentwicklung der Wissenschaft nachdrücklich verhindert
wird. Verwunderlich ist das nicht, die Kirche war schon immer ein Hemmnis der Wissenschaft, verwunderlich ist
nur, daß der Staat sich heute schon wieder darauf einläßt und meint, sich der Glaubensdoktrin beugen zu
müssen.
In einigen Wissenschaften, zum Beispiel in der Physik, hat bereits wieder der axiomatische Glaube an eine
Schöpfung die Oberhand gegenüber der Erkenntnis aus der Beobachtung der Natur gewonnen. So hat zum
Beispiel das unhaltbare Postulat vom Anfang und vom Ende des Universums die Erkenntnis der Ewigkeit der
Existenz der Materie, die Erkenntnis also, daß sie weder entstehen noch verschwinden kann, schon wieder
weitreichend verdrängt. Solches Wiederaufleben der Religion in der Wissenschaft ist der wohl umfassendste
historische Rückfall aus der Gegenwart in eine vorzeitliche Vergangenheit, der die Physik in eine tiefe
Entwicklungskrise gestürzt hat. Dieser krisenbehaftete Niedergang der neuzeitlichen Physik kann nur durch
die Rückkehr zur allseitig dialektisch-materialistischen Beurteilung der Naturprozesse umgekehrt werden, um
aus der Stagnation herauszuführen. Mit immer neuen mystischen und verworrenen Erklärungen natürlicher
materieller Vorgänge kann die Krise nur vertieft werden. In GPS-Systemen muß zum Erreichen ihrer Genauigkeit
zum Beispiel der Sagnac-Effekt berücksichtigt werden, der mit einfacher Erklärung darin besteht, daß in
rotierenden Systemen Licht eine Phasenverschiebung erfährt. Die Auslassung eines Neuzeitphysikers dazu
ist unverständlich und völlig absurd, der gesagt hat: "Der Sagnac-Effekt ist mittels der fundamentalen skalaren
Invariante beschrieben, die Raum und Zeit koppeln." Ich bin sicher, auch der Urheber der Aussage versteht
den Satz nicht. Es ist eine Phrase, die wichtig klingt, aber keinen Inhalt hat.
Nach heutigen Offizialien betrachtet lebe ich nicht, weil ich gesund bin und natürliche Lebenskraft habe, sondern
weil mich Gott in seiner unendlichen Güte noch nicht für das ewige Leben an seiner Seite zu sich genommen hat.
Die in allen Religionen präsente Verbreitung des Irrglaubens an eine Fortsetzung des Lebens nach dem irdischen
Ableben in einer "anderen Welt" ist ganz sicher eine unbrauchbare, aber doch sehr erfolgreiche Methode, für die
Menschen die Furcht vor dem Tod zu lindern, entspricht er doch dem illusorischen, aber phantasiereichen Wunsch
des Individuums nach der Ewigkeit des Lebens. Selbst in der Mathematik hält diese Ideologie Einzug, indem mehr
als drei Raumdimensionen, die ausschließlich abstrakt-methodisch für diverse Berechnungen nützlich sind, als real
existierend deklariert werden, und so ein surrealistisches Naturbild erzeugt wird, an dem das logische Denken
zugrunde geht. Dieser pseudowissenschaftlichen Vorstellung bemächtigt sich die Kirche für die mystische Definition
des überirdischen Lebens, das dem irdischen nicht zugänglich sei, ebenso, wie sich ein vierdimensionaler Raum
dem Denken entzieht. Dabei rühmt sie sich der Anwendung "wissenschaftlicher" Methoden. Der imaginäre Begriff
einer Seele, die beim Ableben den Körper verließe und "aufsteige", kursiert noch immer in den Köpfen auch
hochausgebildeter Menschen. Seele ist im materialistischen Denken nichts anderes als das Fortbestehen der
zu Lebzeiten eines Verstorbenen entstandenen Prägungen in den Hirnen der Hinterbliebenen, der Erinnerungen
an die Hinterlassenschaften seiner Wirkungen im Leben.
Es ist logisch unwiderlegbar, daß es nur eine Wahrheit geben kann. Weil es aber viele Religionen gibt,
entsteht unabwendbar die Frage, ob wohl eine davon wahr sein kann. Ihre negative Beantwortung ergibt sich
aus der gleichen Logik. Es gibt keine Götter, die das Materielle erschaffen haben und fortan lenken, es gibt nur
die zeitlich ewige und räumlich unendliche Materie, die auf Grund ihrer Bewegung und ihrer inneren Kräfte der
zyklischen Selbstorganisation unterliegt. Religionen sind zweifelsfrei eine notwendige Vorstufe zur Naturerkenntnis.
Die sich entwickelnde Intelligenz stellt Fragen zu den Zusammenhängen in der Welt. Diese Fragen müssen Antworten
erhalten, ohne Antworten endete die Entwicklung. Auf niederer Erkenntnisstufe werden Erklärungen in
Bewußtseinsformen und Kräften außerhalb der Materie gesucht, die der forschende Geist hinterfragt und
durch Beobachtungen zu neuen, anderen Erkenntnissen gelangt, die wiederum Fragen erzeugen, deren
Beantwortung die Erkenntnisse vervollständigt. Ohne die Religionen am Anfang hätten keine Fragen
entstehen können. Aber die zyklische Entstehung und Beantwortung der Fragen führt letztendlich zur
Aufhebung der Religion. Diesem gesetzmäßigen Prozeß stellt sich die Kirche konsequent mit all ihrer Kraft
entgegen. Genau das ist der Unterschied zwischen Glauben und Kirche. Glaube ist eine Weltanschauung,
Kirche ist eine Machtstruktur. Heute wissen wir, daß alle Religionen falsch sind, denn primär ist nicht ein
Geist, ein Bewußtsein, sondern die Materie, deren Evolution den Geist, das Bewußtsein, hervorgebracht
hat. Intelligenz, Geist und Bewußtsein, sind Funktionen eines materiellen Organs, des Gehirns. Ohne Materie
kein Bewußtsein und nicht umgekehrt. Nicht Gott hat den Menschen erschaffen, sondern der Mensch hat
Gott geschaffen.
Es ist die Freiheit eines jeden Einzelnen, einer Religionsgemeinschaft anzugehören und sich zu einem Gott
zu bekennen. Der Glaube ist nicht administrierbar, und eine religiöse Weltanschauung ist völlig legitim.
Missionierung und Bekehrung unter Anwendung physischen und psychischen Zwangs sind abzulehnen und
müssen verurteilt werden. Zweifelsfrei sind Menschen mit einem religiösen Glauben integrierte Mitglieder der
Gesellschaft, wirken positiv in ihr mit und erfüllen qualifizierte Aufgaben. Aber in der Vertiefung und Erweiterung
der Kenntnisse in den Naturwissenschaften gelangen sie an objektive Hindernisse. So stößt zum Beispiel ein
theoretischer Physiker, der die göttliche Schöpfungslehre in die Wissenschaft einzubringen versucht, an eine
Grenze, an der seine Weiterentwicklung endet.