bearbeitet: 02.12.2004     

Gesinnungsterror im Bundestag

Die Bildzeitung vom 01.12.2004 druckt auf Seite 2 unten folgenden Beitrag:

Schluß mit der Demokratie! Abgeordnete folgen bei ihren Entscheidungen nur ihrem Gewissen? Früher vielleicht. Jetzt nicht mehr, wie man sieht. Jetzt sagt man den Abgeordneten, was sie zu denken haben.

Zu diesem Beitrag hat mich eine Zuschrift der ersten Vorsitzenden des Vereins Lebendige deutsche Sprache, Frau Claudia Ludwig, erreicht, die sie als Pressemitteilung an etliche Journalisten geleitet hat. Ich gebe diese Pressemitteilung wegen ihres hohen Aufklärungswertes hier wieder. Im Sachteil habe ich sie um einige Beispiele erweitert.

Pressemitteilung

Kann die "Rechtschreibreform" nur noch über Fraktionszwang durchgepeitscht werden? Jetzt müssen Betroffene durch Revolution von unten ihr Recht durchsetzen!

Hamburg 1. Dezember 2004 - 49 verantwortungsbewußte Bundestagsabgeordnete quer durch alle Parteien wollten in einem Antrag den Bundestag auffordern, die "Rechtschreibreform" zu stoppen. Ihre Argumente sind klar, nachvollziehbar und logisch - das ist wohl gefährlich! Schon tritt der Fraktionszwang bei Rot-Grün auf den Plan und zwingt die Abgeordneten, ihre Unterschrift zurückzunehmen.

Ist die "Rechtschreibreform" so schlecht, daß man sie nur noch unter Zwangsmaßnahmen aufrechterhalten kann? Was steckt dahinter? Was treibt diese Politiker an, zu so undemokratischen Mitteln zu greifen? Den Mutmaßungen sind jetzt Tür und Tor geöffnet. Zweifel dürfen geäußert werden, ob es irgend jemandem noch um die Kinder geht.

Die sind nämlich die Hauptleidtragenden, da die "Rechtschreibreform" das Schreibenlernen für sie viel schwerer macht. Gerade mit der neuen "s-Regelung" schafft sie nur Verwirrung, weil sich die Regeln "ß nach langem Vokal und Doppellaut" und "Doppel-s nach kurzem Vokal" ausschließlich auf Wörter beziehen, die in "alter" Rechtschreibung mit "ß" geschrieben werden. Diese Wörter kennen die Kinder aber nicht und wenden deshalb diese falschen Regeln auf alle Wörter mit "scharfem s" an - und machen mehr Fehler als zuvor!

Weiterhin zwingt die "neue" Rechtschreibung die Kinder, grammatisch Falsches zu lernen (Es tut mir Leid. Er hat Recht.). Sie verdreht die Abstammung von Wörtern völlig (Gämse soll jetzt von Gams stammen - dabei stammt das Wort "Gemse" aus dem 13. Jahrhundert und das Wort "Gams" aus dem 19.) Das ist etwa so, als müsse meine Urgroßmutter meinen Namen annehmen, weil sie von mir "abstammt"!

[Ergänzung Pohl]: Oder es soll das engliche "Tip" mit Doppel-p geschrieben werden, als käme es vom deutschen "tippen". Das aber heißt berühren, anstoßen, "Tip" hingegen heißt Rat, Hinweis - das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Oder es soll "Känguru" ohne h geschrieben werden, weil ja Kakadu auch ohne h geschrieben werde, oder es soll "rau" ohne h geschrieben werden. Aber Kuh und Stroh und froh und Tausende andere Wörter betrifft das nicht? Eine brillante logische Trapeznummer!. Es soll auch "Tollpatsch" geschrieben werden. Was ist denn so toll an dem Vogel? Das Wort kommt vom ungarischen talp - die Sohle, talpas - breiter Fuß. Die Liste solcher Verballhornungen ist lang. [Ende Ergänzung Pohl]

Schließlich schafft sie völlig künstliche Hauptwörter (der 15-Jährige, der 6-Tonner, im Voraus, des Öfteren): es gibt also jetzt den Jährigen, den Tonner, den Voraus und den Öfteren - wie sollen wir das den Kindern erklären?

DIE FOLGE: die "Rechtschreibreform" verwirrt Kinder und Erwachsene! Niemand weiß mehr sicher, wie was geschrieben wird. Also schreibt jetzt jeder so, wie es ihm gefällt. Das bedeutet: Es gibt in Deutschland keine Rechtschreibung mehr!

Wollen die Politiker diesen Zustand festschreiben, nur um nicht zugeben zu müssen, daß sie nicht einen einzigen Blick in das hochkomplizierte "neue" Regelwerk getan haben? Jetzt müssen die Menschen handeln, die betroffen sind (Eltern, Lehrer, Schüler und Medien), und die "Reform" zu Fall bringen.

Claudia Ludwig
1. Vorsitzende