bearbeitet: 15.05.2019    

Ist das der neue deutsche Journalismus?
Kommentierte Zitate von Dr. Manfred Pohl

Der unten wiedergegebene Artikel des Chefredakteurs der Welt am Sonntag, Peter Huth, ist geeignet, beim normal gestrickten Leser verständnisloses Kopfschütteln hervorzurufen. Er mutet wie eine Satire an, soll es aber wohl nicht sein. Der Autor ist - gerade heraus gesagt - ein spießiger, arroganter Intensivnörgler an allem, was ihm ins Blickfeld gerät. Seine verkorkste Weltsicht sprießt aus fast jedem Satz hervor. Der Beitrag ist Zeugnis eines beschädigten Journalismus, inhaltlich und sprachlich. Solche Redakteure braucht das Land - nicht. Einige wenige Kommentare (rot) habe ich an markanten Stellen eingefügt. Alles kann man nicht kommentieren, es ist zu viel. Ob die Welt am Sontag solche Redakteure auf Dauer überstehen kann, ist noch nicht zu überblicken.

In 26 Tagen von Hamburg in die Karibik

Fast vier Wochen mit zwei Kindern auf ein und demselben Schiff - kommt da nicht Langeweile auf? Unser Autor ging das Risiko ein. Am Ende war ihm selbst die Bordkarte, die er um den Hals trug, nicht mehr peinlich. Welch eine nachhaltige Entwicklung!

Ein Beitrag von Peter Huth, Chefredakteur der WamS.

Natürlich sind wir ausgelacht worden. Höhö, ach ja, eine Kreuzfahrt. Ein Freund vermutete, wir müssten unsere Ehe retten. Fast vier Wochen an Bord als Hardcore-Therapie. Nicht nötig. Die Kreuzfahrt war ein Kompromiss. Unsere sechsjährige Tochter wollte im Urlaub den ganzen Tag im Pool sein. Wir mochten nicht drei Wochen auf denselben Liegen in einem Club auf Kreta verbringen und ihr dabei zuschauen, wie sie sagt: "Guckt mal, wie lang ich schon tauchen kann!"

Ein - zugegeben kindgerechtes - Abenteuer wollten wir und eine letzte lange Reise vor dem Schulbeginn. Einen Roadtrip durch den Süden der USA hatten wir schon hinter uns. Da habe ich vor allem genossen, jeden Abend sechs Koffer vom Auto ins Zimmer zu schleppen und morgens zurück. Also ein Schiff.

Die "Aida Perla" ging auf Überführungstour von Hamburg in die Karibik, dort dann Insel-Hopping. Ich mochte die Vorstellung, in Berlin am S-Bahnhof Wannsee auf eine Transatlantikreise aufzubrechen, mich mit Tempo 30 fortzubewegen und am anderen Ende der Welt anzukommen. Das würde auch unseren Mädchen eine Lebenslehre sein: dass die Welt größer ist, wenn man sie per Schiff bereist und nicht im Flugzeug.

Im Bus zum Schiff: Viel Oma-Opa-mit-und-ohne-Enkelkind, Kegelclubs, junge Familien, Singles. Einigen sieht man an, dass sie diese Reise als letzten Lebenstraum antreten. Zweimal muss ein Passagier per Hubschrauber evakuiert werden. Das geht nur in Inselnähe. Während der sechstägigen Passage über den Ozean: "keine Chance", erklärt ein Offizier. Das ist schon ziemlich derb, aber ich lasse es mal unkommentiert, denn es kommt weiter unten noch heftiger.

Die "Perla" mag zwei Wasserrutschen und einen Kussmund am Bug haben, trotzdem bricht sie zu einer echten Hochseefahrt auf. Mit allen Risiken. 3500 Passagiere sind auf unserer Reise an Bord. Plus 1000 Crew-Mitglieder.

Tag 1: Hamburg

Nach dem Ablegen (dazu wird immer "Orinoco Flow" von Enya gespielt) erkunden wir das Schiff, vor allem die Restaurants. Eine Dreiklassengastronomie: In den Selbstbedienungsläden ist alles im Preis enthalten, auch Bier und Wein. Beim Spanier, im Brauhaus, beim Franzosen und beim Italiener wird am Tisch serviert, das Essen kostet nichts, dafür die Getränke. Im Steakhaus, beim Japaner und im Spezialitätenrestaurant kostet alles (nicht sehr viel) extra.

Unsere Empfehlung: Gönnen Sie sich den Komplett-Service für ein paar Euro mehr. Sie reisen viel entspannter - leider sind das nicht alle Passagiere. Zweimal sind wir ziemlich angepflaumt worden, weil die Zweijährige Rabatz gemacht hat. Ich kann über so etwas lachen, meiner Frau verdirbt es den Tag. Das "Anpflaumen" hat sich gewiß nicht gegen das Kind gerichtet, wohl mehr gegen die Passivität der Eltern bei der Herstellung gebotener Ruhe. Kreuzfahrtpassagiere beabsichtigen in aller Regel, sich zu erholen, dazu gehört das Geschrei ungezügelter Kinder allemal nicht. Eine ungezählte Menge Eltern sieht das aber nicht ein, sie meinen, alle seien zur geduldigen Hinnahme der Manieren naturbelassener, heißt, nichterzogener Kinder, verpflichtet.

Tag 3: Southampton

Southampton ist natürlich nicht London, das liegt zwei Fahrstunden entfernt. Kennen wir schon. Also ab nach Salisbury, wo wir plötzlich neben der Bank stehen, auf der der russische Ex-Spion und Überläufer Sergej Skripal und seine Tochter 2018 vergiftet wurden, mutmaßlich von russischen Tätern. Gruselig. Wenn "gruselig" der ganze Kommentar ist, hätte man ihn besser weglassen sollen.

Im Pub dann ein leckeres Mittagspint für uns und Hamburger für die Mädchen. Die ersten von gefühlt 500 Stück. Am Ende essen Kinder auf so einer Reise immer entweder a) Hamburger, b) gegrillte Hühnerbrust, c) Nudeln oder - unsere jedenfalls - d) Sushi. Elterliche Steuerungsbemühungen für Abwechslung und Geschmacksentwicklung ausgeschlossen. Erneut pädagogisches Nichtstun. Ob in dieser Familie überhaupt so etwas wie Erziehung stattfindet? Wir werden es noch sehen.

Natürlich hat man Respekt vor dem Ozean. Hohe Wellen sind nicht jedermanns Sache, auch die Stabilisatoren der "Perla" helfen nur bedingt. Die Biskaya legt drei Viertel der Schiffsbevölkerung lahm. Fünf Meter hohe Wellen, immerhin eineinhalb Tage. Was hilft? Tabletten, die gibt's an Bord kostenfrei. Ich empfehle auch Rotwein, aber das glaubt mir meine liebe Frau nicht. Verständlich. Ist ja wohl auch kein begnadetes Heilmittel.

Tag 5: Santiago de Compostela

Es regnet. In Strömen. Wir fahren mit einer Bimmelbahn durch die Stadt. Selten so tourimäßig gefühlt. Ja, Bimmelbahn ist ja unter der Würde. So ein Chefredakteur hat schließlich Anspruch auf Sonderbehandlung. In der Kathedrale schwang immerhin noch das gewaltige Weihrauchpendel leicht nach. Und im Restaurant gab es Glasaal. Einmal politisch unkorrekt mit Knoblauch, bitte. Herrlich! Aha. Positiv kann er auch. Nur was am Knoblauch "politisch unkorrekt" ist, weiß man nicht. Fühlt er sich in der Rolle der britischen Queen?

Und wo wir gerade dabei sind: Natürlich ist die Ökobilanz eines Kreuzfahrers bescheiden. Die "Perla" gleitet auf einem Teppich aus Luftperlen zwar dieselelektrisch, aber wird im Hafen mit Flüssiggas betrieben. Großer Fortschritt. Kein Fortschritt? Das muß ich fragen, denn es klingt reichlich tendenziös. Zum Glück hat der Autor sein begrenztes technisches Wissen nicht allzu breit ausgewalzt.

Tag 7: Lissabon

Schon eine Woche unterwegs und immer noch keine vier Flugstunden von Berlin entfernt. Der Stopp in Lissabon ist vor allem: zu kurz.

Tag 9: Teneriffa

Auf Teneriffa ist der Regen heute schon richtig warm. Wir lehnen natürlich Orca- und Delfin-Shows grundsätzlich ab, gucken aber im Loro Parque doch begeistert zu. Vorfreude: Wir werden ja in der Karibik noch viele Wale in Freiheit sehen (Spoiler: Leider nicht). Wie nun? Ideologisch hin- und hergerissen?

Nun also die Überfahrt, sechs Tage lang. Wir geben die Mädchen im Kid's Club ab und werden sie praktisch erst kurz vor Philipsburg wiedersehen. So ist's richtig! Kinder kann man natürlich in einem solchen Urlaub nicht gebrauchen. Aber möglich ist eben alles. So kann man auch die Kindererziehung delegieren. Vielleicht ist das sogar in pädagogischer Hinsicht eine Qualitätssteigerung. Meine schon an sich wunderschöne Frau und ich tun das, was wir wohl immer getan haben, als wir noch jung und kinderlos waren: Wir lassen uns im Spa noch weiter verschönern, gehen ins Fitness-Studio (ich habe während der Reise abgenommen!) oder setzen uns einfach hin, reden, trinken Rosé, gucken aufs Meer, nie auf die Uhr. Es ist schon peinlich zu lesen. Kann man noch dicker auftragen?

Wir lesen (im grausamen Kontrast durchleben auf meinem Kindle Ernst Jünger und Erich Maria Remarque den Ersten Weltkrieg), gucken wieder aufs Meer. Ah! Da! Fliegende Fische! Supernett. Morgen bitte alles gleich noch mal. Genauso. Na, sowas. Vor lauter politischer Bildung fast die Natur übersehen!

Tag 16: St. Martin

Wir sitzen am Bug und starren konzentriert in die Ferne. Meine Frau ist die Erste, die nach sechs Tagen endlich Land sieht: St. Barth. Die Insel für die Crème und Crème de la Crème lassen wir aber links liegen und legen auf St. Martin an.

Wie von einem wütenden Kind in den Sandkasten gefeuerte Legosteine liegen Frachtcontainer über die Insel verteilt. Hurrikans und ihre Verheerungen sind in der Karibik allgegenwärtig. Die Container werden zu Straßenbars, Hütten, Autowerkstätten oder Gästewohnungen umgebaut. Wie man es entspannt sieht, geradezu easy, das lernt man auf den Inseln schnell.

Tag 17: Martinique

Wer meint, Blutwurst und Krebsfleisch würden nicht gut zusammenpassen, der muss ins überseeische Frankreich reisen. Die Cuisine ist nicht vergleichbar mit der Hamburger-Küche der englischsprachigen Inseln. Dazu wird Petit Punch empfohlen, eine Mischung aus mehreren Rums und Zucker. Zum Probieren haben wir auch am Abend noch Gelegenheit, eine Ausnahme.

Die Schiffe legen um 8 Uhr an und meist gegen 18 Uhr wieder ab. Auf Martinique genießen wir wenigstens bis 22 Uhr einen Marktplatz wie aus einem Piratenfilm, unsere Töchter tanzen zur Steelband-Musik, während wir den kleinen Punch schlürfen. Als wir zum Schiff kommen, hat Enya praktisch schon Luft geholt, um den Abschiedssong zu hauchen. Wer sein Schiff verpasst, muss übrigens selbst sehen, wie er zurechtkommt. Was sonst? Wird etwa erwartet, daß der Käpt'n alle persönlich einsammelt, die ihre Rückkehr verpassen? "Ausgesegelte", so nennt man in der Bordsprache die Unpünktlichen, sollen selbst organisieren und auch bezahlen, wenn sie mit dem Hubschrauber nachgeführt werden müssen. Das schult.

Tag 18: Grenada

Weil ich das wunderbare Grenada noch ein bisschen von früher kenne, gehen wir auf eigene Faust auf Tour. Waren die Aida-Ausflüge in Europa noch mit Würde zu ertragen, sieht das in der Karibik anders aus.

Naseweise Guides mit Klemmbrett, Knopf im Ohr und schnarrenden Stimmen fordern die Ausflügler auf, in "karibischer Doppelreihe" vom Schiff zum Bus zu marschieren. Marschierende Deutsche sind mir suspekt (nach wie vor sind Jünger und Remarque meine Lektüre), und wir lassen uns nicht behandeln wie Grundschüler. Na, dann! Disziplin adé. Vielleicht kommandieren die Kariben noch die Deutschen - wo kommen wir denn da hin?! Die suspekten marschierenden Deutschen sagen mir ganz unverblümt, daß auch ein Journalist bei einem befristeten Dienst in der Bundeswehr keinen Schaden nehmen würde. Wenigstens würde er Marschieren lernen.

Taxifahrer George fährt uns für 100 Euro über die ganze Insel, bis hoch zum Vulkansee und dann runter nach Grand Anse. Dort lag ich 1993 zwei Wochen in der Sonne, bis mir langweilig wurde und ich tauchen lernte. Schmal ist der Strand geworden, die Liegestühle für die Kreuzfahrer stehen bis zum Wasser.

Tag 19: Barbados

"Guck mal, eine Schildkröte!"
"Guck mal, eine Schildkröte!"
"Guck mal, eine Schildkröte!"
"Guck mal, eine Schildkröte!"
"Guck mal, eine Schildkröte!"
"Guck mal, eine Schildkröte!"
"Guck mal, eine Schildkröte!"

Auch die Affen im "Barbados Wildlife Reserve" faszinierten unsere Kleine nicht so sehr wie die wirklich sehr, sehr vielen schlafenden Köhlerschildkröten. Später beim Schnorcheln sah meine Frau einen Rochen und ich nicht. Vielleicht hat sie den größeren Weitblick.

Meine üble Laune wurde nicht besser, als der Taxifahrer ablehnte, uns mit unseren "dreckigen Sachen" in seinem "sauberen Auto" zu fahren. Ich erwiderte, dass er dann ja sicherlich nicht mein dreckiges Geld in seinen sauberen Taschen habe wollte. Auch in der Karibik gibt es Stinkstiefel. Freilich. Wenn der deutsche Herr Kreuzfahrer kommt, hat der karibische Taxifahrer selbstredend ohne Murren jedes Benehmen zu dulden. Vor vielen Jahren gab es das in unserer Geschichte schon einmal. Ich bin in einem Alter, in dem ich mich noch erinnern kann an das deutsche Wesen, an dem die Welt genesen soll. Der Autor aber kann doch Hitler nur aus den Geschichtsbüchern kennen. Woher kommt dann solches Auftreten? Jetzt weiß ich auch, warum das mit der Erziehung der Kinder nicht funktioniert. Die Defizite an der eigenen Person sind unübersehbar.

Tag 20: St. Vincent/Bequia

Weil jede Insel 30 Traumstände hat, muss jeder seinen eigenen finden. Wir nehmen die Fähre von St. Vincent, Hauptstadt der Grenadinen, nach Bequia und fühlen uns wie in der Biskaya: fünf Meter hohe Wellen. Doch wir werden belohnt. In der Lower Bay kommen sowohl die Schwimmer als auch die Schnorchler auf ihre Kosten, und am Ende waren nicht mehr als zehn Leute von der "Perla" da. An anderen Stränden waren es schon mal ein paar Hundert.

Der erste Passagier war übrigens schon in Lissabon von Bord geflogen, weil er bei einer Veranstaltung im "Theatrium" den Hitlergruß gezeigt hatte. Seine "15 minutes of fame" dauerten keine zwei Minuten. Ich kann nur hoffen, daß dies keine Kritik an der Crew ist.

Das "Theatrium" ist der soziale Nukleus - klar, man kann es auch so sagen, Latein macht's möglich - des Schiffs, es wird bis in die Nacht bespielt, es gibt dort Vorträge über Astrologie und Atlantik oder die nächsten Inseln, Tanzunterricht mit einem eher gelangweilten Gaststar und TV-Tanzshowgewinner Gil Ofarim. Abends dann allerlei Unterhaltung auf, ja, doch ziemlich hohem Niveau. Man kann es sich angucken, ohne sich fremdzuschämen. Was heißt denn das? Offenbar gar nichts, das spricht sich nur so schön. Die Kinder sind natürlich begeistert.

Gesellschaftlicher Höhepunkt jedes Tages aber ist die "Prime Time" mit Britta Schattenberg, der Entertainment-Chefin, einer unfassbar präzisen Moderatorin, die in ihrem Tagesrückblick und der Abendvorschau jedem Zuschauer das Gefühl gibt, die ganze Reise sei ein supernettes Reality-Format mit sich selbst als Hauptperson. Sind solche überheblichen Tiraden der löbliche Journalismus eines Chefredakteurs?

Man wird ja auch dauernd fotografiert und gefilmt. Wohlfühlen wie beim ErTeEl. Schon an Bord soll idealerweise die nächste Reise gebucht werden. Und nein, wir haben nichts festgemacht. Aber schon mal im Katalog geblättert...

Tag 21: Dominica

Wohlhabende und bitter arme Inseln liegen in Sichtweite voneinander. Das finanziell schwachbrüstige Dominica traf 2017 der Hurrikan "Maria" und verwüstete die Insel. Eine "schwachbrüstige" Ausdrucksweise ist das, würdelos und kompromittierend. Wir lernen David kennen, Tierarzt, Naturführer, Walspezialist, mit ihm gehen wir auf Bootssafari. Die Pottwale, die in großen Gruppen vor der Insel patrouillieren, lassen sich nicht blicken. Das hat sicher ganz einfache Erklärungen: Die Natur steht nicht im Dienste der Kreuzfahrer.

Wir haben Zeit zu reden. Das, was wir als arm bezeichnen, sagt er, sei auch ein Schatz. Die Insel ist fast unberührt, das wahre Naturparadies der Antillen. Trotzdem: als die Schiffe Dominica nach dem Hurrikan nicht mehr anliefen, bettelte die Regierung geradezu, wieder in die Routen aufgenommen zu werden. Solch laxe Floskeln dürften nicht gerade den Nerv der angestammten Völker treffen. Schließlich müssen sie trotz der Härten der Natur überleben können. Dazu brauchen sie den Tourismus. Diese Wünsche zur Bettelei zu degradieren, ist nicht die feine journalistische Art. Ich sage jetzt nicht, was es ist, ich will Kraftausdrücke vermeiden.

Tag 22: St. Lucia

Der Mensch, das adaptive Wesen, gewöhnt sich an Schrecken wie an Schönheit, und so wird uns auch Inselhüpfen irgendwann fad. Morgens gleiten wir noch mit einer Gondel durch die Baumwipfel des Regenwalds. 99 Grünvariationen kann die deutsche Sprache beschreiben, sicher waren sie hier alle zu sehen. Den Nachmittag aber verbummeln wir bei kühlem Rosé auf unserer Terrasse.

Tag 23: Guadeloupe

Es gab eine Zeit in meinem Leben, in der mir nichts wichtiger war als Tauchen. Jetzt sitze ich nur gut 100 Meter entfernt vom Réserve Costeau, einem der Plätze, an dem der Gottvater der Unterwasserfotografie drehte, an einem lavadunklen Strand auf Guadeloupe. Die Taubeninsel dort drüben ist für mich weiter weg als der Precontinent II vor der sudanesischen Küste, wo wir 2004 unter widrigen Umständen tauchen konnten.

Ich gehe zum Kokosnussmann, der mit einem gezielten Schlag ein Loch in die Schale schlägt, und sehe, wie Pauline und Helene mit glänzenden Augen aus der Nuss trinken. Was sind dagegen schon Fische?

Tag 24: Antigua

80.000 Einwohner zählt Antigua, an diesem Tag kommen noch einmal gut 15.000 zusätzliche Menschen auf die Insel. Vier Schiffe der Größe unserer "Perla" schieben sich im Halbstundentakt in den kleinen Hafen und entlassen ihre Touristenfracht.

Für die Händler im Terminal ein Feiertag: Goldschmuck, Textilien, Rumpunsch, Trommeln, Plastikquatsch, mehr Rumpunsch, Holzketten, Uhren, Bikinis und noch mehr Rumpunsch werden verkauft, viele Tausend Dollar wechseln die Besitzer.

Taxifahrer verdienen prächtig, an den Strandbuden brummt das Geschäft. Auf den karibischen Inseln unterteilt sich das Leben in cruise days, also Tage, an denen Schiffe kommen, und solche, an denen keine kommen. Dann machen die Geschäfte schon um 15 Uhr zu. Oder gar nicht erst auf.

Tag 25: Auf See

Der letzte volle Tag. Der Abschied fällt schwer. In unserer Kabine hängen die Bilder und Basteleien, die die Mädchen aus dem Kid's Club mitgebracht haben. Verführerisch komfortabel ist die Welt, in der man sich um nichts kümmern muss. Selbst die Bordkarte, die man stets um den Hals tragen soll, ist uns nicht mehr peinlich.

Manchmal haben wir abends im Bordfernsehen die Übertragungen aus dem "Theatrium" angesehen. Der Komfort kompensiert die individuelle Bewegungsfreiheit ein wenig. Aber auch einmal länger zu bleiben, die Route zu ändern, wird uns am Ende immer wichtiger sein.

Die Kreuzfahrt, so unser Fazit, ist gut, um bequem, auch mit Kindern (die man wegen der Bequemlichkeit im Kid's Club einlagert), einen groben Überblick über eine Region zu bekommen. Vielleicht mal nach Südostasien oder Nordeuropa. Oder die Weltreise. Nur noch 15 Jahre, bis die kleine Tochter Abi hat...

Tag 26: Dominikanische Republik

Wir laufen in La Romana ein. Der Check-in-Counter für die Flüge ist direkt am Pier. Wir aber mieten uns ein Auto und fahren nach Punta Cana. Noch fünf Tage am Strand. Unsere Reise sollte ein Ziel haben und keine Endstation. Fünf Tage am Strand sind also das Ziel. Mental sehr verarmt, diese Einstellung. Die Kultur der besuchten Länder ist ja weniger interessant. Hauptsache in der Sonne liegen und nichts denken. Aber Strände gibt's auch zu Hause, dazu muß man keine Kreuzfahrt unternehmen.

Fazit: Das erklärte Ziel (fünf Tage am Strand) schafft Klarheit über den Text des Beitrages. Sein niedriges Niveau ist das Ergebnis mangelnden Interesses, das am Ende mit ausgeprägter Großmäuligkeit dargeboten wird.

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