bearbeitet: 08.01.2022     

Eine neue Sprache anstelle der deutschen

Mein Freund Ben fetzte sich mit einigen Frauenrechtlerinnen, so richtigen Kommando-Feministen. Er hatte den Mädels einige meiner kritischen Texte zum Genderdeutsch übersendet. Eine von ihnen schrieb ihm dazu:

"Naja, schau mal die Textstellungnahmen genau an. Das wäre als würde ich schreiben: Alte weiße Männer können es nicht ertragen, Abschied von einer patriarchalen Sprache zu nehmen."

Da frage ich mich schon, was das für "weiße Männer" sind. Haben sie noch etwas anderes gesagt? Etwas zur Sache vielleicht? Eine Begründung möglicherweise, warum sie die deutsche Sprache "patriarchal" nennen? - "Nein", sagt Ben, "haben sie nicht". Aha. Also alles nur lauwarme Luft. Kein verwendbarer Inhalt.

Dann ging es um den Plural. Ben benutzte das Wort "Freunde". Er schrieb nicht "Freunde und Freundinnen", weil das ja ein Pleonasmus ist. Die "Freundinnen" sind ja in den "Freunden" schon enthalten. Er weiß nämlich, daß die deutschen Pluralformen agenuin sind, heißt, sie bilden gar keine Genera ab. Und da gibt es nur ganz wenige Ausnahmen. "Freunde" sind also alle, die man mag. Und nicht nur Frauen und Männer, nein, alle anderen auch. Er schrieb auch nicht "Freund*innen", wie sie kategorisch einforderten. Warum schrieb er das nicht? Weil er sieht, daß man diese Schreiberei mit den Sternchen oder sonst irgendwelchen Zeichen mitten im Wort nicht der deutschen Rechtschreibung überhelfen kann. Das ist unverständlich, falsch, und häßlich sieht es auch aus.

Aber das alles wissen die Mädels nicht. Ergo: Sie müssen lernen. Deutsch müssen sie lernen. Zum Beispiel die Pluralformen und ihre Geschlechterunabhängigkeit. Und auch, daß die grammatischen Genera keine biologischen Geschlechter benennen. Auch "weiße" und "weise" Männer müssen sie unterscheiden lernen. Da ist viel zu tun. Man wird sehen, ob sie damit vorankommen. Hoffentlich ist es noch nicht zu spät dafür.

Ich habe Ben dann vorgeschlagen, einmal nachzufragen, ob sie vielleicht eine neue Sprache machen wollen. Gewiß wäre das möglich. Das wäre dann aber nicht Deutsch, denn das gibt es ja schon. Es wäre eine andere Sprache. Eine Kunstsprache. Aber da gibt es auch schon viele. Ido, Volapük oder Esperanto zum Beispiel. Die Mädels können aber durchaus auch noch eine andere machen. Eine ganz neue. Mit vielen Sternchen, Strichen, Doppelpunkten oder anderen Kreativitäten und ganz vielen "-innen", "-Innen" oder auch "/innen". Die können sie auch anwenden. Sie können dann auch das Schluckauf-i beim Sprechen des "-innen" verwenden. Unter sich, versteht sich - denn Deutsch wird man deshalb nicht abschaffen. Und die Völker deutscher Muttersprache werden ganz gewiß nicht zu einer Kunstsprache wechseln. Übrigens: Kunstsprachen leben nicht, es fehlen die Völker, die sie sprechen, schreiben und weiterentwickeln. Deshalb bleiben sie ein Hobby für Minderheiten. So soll es dann auch sein. Auch mit der Gendersprache. Aber die kann man nicht zur deutschen Sprache in Bezug setzen. Auch nicht, wenn sie das gern möchten.

Und zu den Minderheiten kursieren einige Zahlen. Ich habe gelesen, daß etwa 75% der Bevölkerung das Genderdeutsch ablehnen. Ich bin jedoch überzeugt, die Zahlen haben überhaupt keine Aussage. Sie sind reine Augenauswischerei. In diese Zahlen gehen nämlich nur die ein, die aktiv an den Streitprozessen und an den Diskussionen teilnehmen, entweder dafür oder dagegen sind. Es gibt aber eine überwältigend große Mehrheit von Menschen, die daran überhaupt keinen Anteil zu nehmen gedenken, die das ganze Treiben ignorieren, weil sie in diese Verblödung nicht eingespannt werden wollen. Die sagen gar nichts und werden deshalb auch nicht gezählt. Mit ihnen entstünden andere Zahlen. Ich habe aus anderen Quellen entnehmen können, daß es in Deutschland etwa 80.000 aktive Befürworter gibt, das wären dann 0,1% der deutschen Bevölkerung. Selbst wenn dies nicht belegbar wäre und es seien zehnmal so viele, fiele es immer noch unter Bedeutungslosigkeit. Aber die paar Leute machen einen solchen Radau, daß der Eindruck entstehen kann, sie hätten eine Mehrheit. Bedauerlicherweise sind unter den Befürwortern viele staatliche Stellen und sogar Universitäten und etliche Sprachwissenschaftler. Bei letzteren, die ich hier im Grunde in Anführungszeichen schreiben müßte, setzt dann mein Verständnis gänzlich aus.

Eines muß ich aber noch sehr deutlich sagen: Die Menschen deutscher Muttersprache missionieren zu wollen, sie mit "Beschlüssen" und "gesetzlichen Bestimmungen" zur Gendersprache konvertieren zu wollen, ist keine gute Idee. Daraus wird auch nichts werden. Da bin ich mir sicher.