bearbeitet: 05.07.2013     

Universität Leipzig:

Ein Wort an Rektorin Professor Doktor Beate Schücking

über die femininen Bezeichnungen männlicher Mitarbeiter der Universität

Mit so viel Aufregung habe man zwar nicht gerechnet, sagte Rektorin Beate Schücking. "Aber ich glaube nicht, dass sich unser Senat deswegen anders entscheiden würde." Es gehöre zur Tradition der Hochschule, Grenzen zu überschreiten und provokant auf Probleme hinzuweisen. Und bis Frauen in der Wissenschaft gleichgestellt seien, sei es noch ein weiter Weg. (Zitat Spiegel).

Offenbar hatten die Erarbeiter und die Befürworter dieser sogenannten "Regelung" in der Schule kein Deutsch, oder sie haben nicht zugehört. Wie oft muß die Sprachwissenschaft denn nun noch darauf hinweisen, daß das grammatische Genus eines Begriffes mit dem biologischen Geschlecht des Begriffsträgers nichts zu tun hat. Obwohl das jeder weiß, begreifen es einige wenige nicht. Sie basteln unqualifiziert an der deutschen Sprache herum und fühlen sich dabei in einer Vorreiterrolle. Wie oft muß man denn noch sagen, daß auch Frauen Menschen sind, obwohl das nach dem Verständnis der Sprachrevoluzzer (das sind Männer und Frauen!) gar nicht sein kann? Man weiß im Allgemeinen, daß auch Männer Persönlichkeiten sind, selbst wenn es die Grammatik nach dem Verständnis der "Regulierer" nicht hergibt. Bei den meisten Deutschen sind diese Fragen nach dem Abschluß der 8. Klasse erledigt. Einige haben dieses Niveau offenbar nicht erreichen können, stehen aber heute an der Spitze einer Universität. Frauen, die solche Regelungen anstreben oder zulassen, zeigen keine fortschrittliche Haltung, sondern verringerten sprachlichen Entwicklungsstand und ein Selbstbewußtsein, daß sich durch Unbildung entfalten konnte. Männer, die dem gehorsam folgen oder es artig dulden, sind einfach nur zu bedauern.

Für alle, die normal bleiben: Man braucht es ja nicht zu befolgen. Für die Regulierung der deutschen Sprache gibt es keine Gesetze. Das "Erlassen" solcher "Ordnungen" ist also ohne gesellschaftlichen Belang. Aber fragen muß man sich schon: Haben wir das nötig? Sind in Deutschland die Frauen so unterdrückt, daß man mit möglichst minderwertigen Mätzchen ihren Modus manipulieren muß? Wird man erwarten müssen, daß die Deutschfrontkämpfer alle normal gebliebenen Deutschen nun "rückständig" oder "ewig gestrig" nennen? Ganz sicher können wir in der deutschen Sprache auf solche "Vorreiter" verzichten.



Hier noch einige weiterführende Darlegungen zu diesen Problemen.

Der Spiegel online vom 05.06.2013 bringt folgenden Beitrag, den ich mit Kommentaren (rot) versehen habe:

Rektorin, Dozentinnen, Wissenschaftlerinnen - da, wo früher in der Grundordnung der Universität Leipzig die (völlig überflüssige) sogenannte Schrägstrich-Variante genutzt wurde, also etwa Professor/Professorin, steht künftig ausschließlich die weibliche Personenbezeichnung. Eine Fußnote ergänzt, dass diese feminine Bezeichnung sowohl für Personen männlichen als auch weiblichen Geschlechts gilt. Diese Änderung hat der erweiterte Senat bereits Mitte April beschlossen. Anfang Mai nun stimmte auch das Rektorat um Professorin Dr. Beate Schücking zu. Die Grundordnung tritt in Kraft, wenn das Wissenschaftsministerium nicht innerhalb von vier Monaten eine Änderung fordert. Doch damit rechnet in Leipzig niemand. Es "tritt" also eine "Festlegung" für die deutsche Sprache "in Kraft". Möge mir doch einmal ein Jurist erklären, auf welcher rechtlichen Grundlage das möglich sein soll.

Bundesweit wäre die Universität Leipzig damit offenbar Vorreiterin. Heißt, eine Vorreiterin im Ruinieren der deutschen Grammatik. Wenn das die angestrebte wissenschaftliche Exzellenz der Universität sein soll, fehlen mir für eine Bewertung ganz einfach die Worte. Andrea Usadel, Informationsmanagerin am Kompetenzzentrum CEWS (Center of Excellence of Women and Science) (auf deutsch geht das nicht, weil man dann gleich wieder Probleme mit der Grammatik hätte, also handhaben wir es nach Oettinger, der ja Deutsch zur Familien- und Freizeitsprache herabsetzen will) ist eine solche Regelung an anderen Hochschulen zumindest nicht bekannt. Na, welch ein Glück auch, leider aber stimmt es nicht, die Potsdamer wollen schon gleichziehen. Dass es in Leipzig überhaupt so weit kam, war aber wohl eher Zufall, weniger Folge eines strategischen Plans der 20 Frauen im erweiterten Senat. Bei der Diskussion um die Novelle der Grundordnung störten sich einige der 77 Senatsmitglieder an der Schrägstrich-Variante. Diese hemme die Lesbarkeit, warfen vor allem die Juristen ein. Was die Juristen nicht einwarfen: "Herr Professorin" hemmt die Lesbarkeit noch drastischer, weil der normale Leser in Erstaunen über den Unsinn erstarrt.

Weil er die zeitraubende Diskussion im Gremium leid war, machte der Physikprofessor Dr. Josef Käs den Vorschlag, ausschließlich die weibliche Form einzusetzen. "Das war eine spontane Entscheidung ohne politische Ziele", sagt er. Zur Überraschung des Gleichstellungsbeauftragten der Uni Leipzig, Georg Teichert, stimmte das Gremium für das sogenannte generische Femininum. Nun zeigt mir das aber einen reichlich verminderten Verstand, wenn die Scherzbemerkung eines genervten Physikers in den Stand einer ernstzunehmenden Entscheidung gehoben wird. "Ich hätte niemals gedacht, dass der erweiterte Senat das beschließt, denn bei anderen Themen zur Familienfreundlichkeit und Frauenförderung ist er sonst eher behäbig", sagt Teichert.

Das Bewusstsein für die Frauenförderung schärfen
Nicht jeder ist von der Entscheidung begeistert. "Das ist ein Feminismus, der der Sprache nicht gut tut und inhaltlich nichts bringt", kritisiert der Jurist Prof. Dr. Bernd-Rüdiger Kern. Für den Rechtshistoriker stellt das generische Femininum die historische Sprachentwicklung auf den Kopf, da heutzutage die männliche die weibliche Form beinhalte. "Das hätte man auch mit einer Fußnote erklären können", sagt er. Rektorin Schücking kommentiert die Entscheidung nüchtern: "Der erweiterte Senat hat den Beschluss gefasst, um die zahlreichen Frauen an der Universität Leipzig in der Grundordnung sichtbarer werden zu lassen." Wenn sich die Sichtbarmachung auf sprachlichen Unsinn begrenzt, ist im Grunde wenig Intelligenz sichtbar. Will man die Frauen in der Gesellschaft sichtbarer machen, müssen ganz andere Beschlüsse gefaßt werden. Zum Beispiel gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit, vorrangige Funktionsbesetzung bei besserer Eignung, Abbau der männlichen Fehlhaltung, Hausarbeit sei Frauensache u. v. a. m.) An der Uni seien 60 Prozent der Studierenden Frauen, (soll heißen: der Studenten, Studierende sind etwas ganz anderes) bei den wissenschaftlichen Mitarbeitern betrage der Anteil 40 Prozent.

Von großer Freude ist auch beim Gleichstellungsbeauftragten wenig zu spüren. "Nur weil die Grundordnung geändert wird, ändert sich noch nichts an den tatsächlichen Verhältnissen", erklärt Teichert. Er glaube nicht, dass sich damit die Einstellung vieler Professoren verändere. Vielleicht schärfe das aber das Bewusstsein für die Frauenförderung. Denn das Thema habe die Hochschule lange Zeit verschlafen. Vor allem hat die Hochschule die Sprachentwicklung ihrer Mitarbeiter verschlafen, sonst könnten solche Exzesse nicht Fuß fassen.

Das bestätigt das im April veröffentlichte CEWS-Hochschulranking, in dem die Uni Leipzig in Sachen Gleichberechtigung bundesweit nur einen Platz im Mittelfeld belegt. Es gibt also nun schon einen Wettbewerb um die Besten beim Durchsetzen der sprachlichen Entgleisung. "Bei den an anderen Hochschulen üblichen Standards, wie etwa die Anzahl der Frauen in den Berufungsverfahren oder die Besetzung der Berufungslisten mit Frauen, haben wir erst in jüngster Zeit aufgeholt", sagt Teichert. Das sind die wirklich wichtigen Probleme. Wenn die Universität Leipzig dabei zum Vorreiter wird, sollte sie die so geschaffene Autorität und Anerkennung nicht mit den üblen Beschränktheitsbeweisen der Sprachverballhornung wieder zunichte machen. Auf solche Maßnahmen müsse die Uni künftig stärker den Fokus legen, wenn sie Wissenschaftlerinnen fördern wolle. An der Leizpiger Universitätsmedizin haben sie das offenbar erhört. Für die Medizinerinnen gibt es seit diesem Monat das Mentoring-Programm MentHaProf. Das eigenen Angaben zufolge in Ostdeutschland einzigartige Instrument soll sechs Habilitandinnen zur Professur helfen.


Im duz Magazin 06/13 vom 31. Mai 2013 wurde ein Interview veröffentlicht.

Die Ökonomin Prof. Dr. Friederike Maier von der Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) in Berlin erklärt, warum sie den Leipziger Ansatz richtig findet. Ich habe in das Interview einige Bemerkungen in roter Schrift eingefügt.

Frage: Sie sind Gutachterin des Netzwerks Gender Equality and Employment der EU-Kommission. Ist der Weg Leipzigs ein Fortschritt für die Frauen?

Maier: Ich sehe das eher als Notwehr. Wir haben an unserer Hochschule die Vorschrift, geschlechtergerecht zu formulieren. Also nutzen viele die männliche Formulierung und machen eine Fußnote, dass auch Frauen gemeint sind. Ich fühle mich damit nicht mitgemeint. Deshalb finde ich es gut, zu sagen, wir drehen das mal um.

Pohl: Nun ist aber diese Fußnote völlig überflüssig, denn die angeblich "männlichen" Bezeichnungen sind gar nicht männlich, sie sind grammatisch maskulin. Das dies dasselbe sei, versuchen Sie zusammen mit anderen exzessiven Feministen nun seit Jahren in die deutsche Grammatik hineinzureden. Das zeigt aber doch lediglich Ihre mangelnde Kenntnis der deutschen Grammatik, denn grammatisches Genus und biologisches Geschlecht sind zwei völlig verschiedene Dinge. Da ist nichts vorhanden, das man "umdrehen" könnte. Zwei Beispiele. "Der Mensch" ist grammatisch maskulin, eine feminine Form gibt es nicht. Trotzdem sind Frauen Menschen. "Die Persönlichkeit" ist grammatisch feminin, eine maskuline Form existiert nicht. Dennoch können Männer auch Persönlichkeiten sein. Was Sie da betreiben, ist also auch keine Notwehr, es ist einfach Unbildung, völlig unzureichende Kenntnis der deutschen Grammatik. Und auch die Ursachen für solches Versagen sind eindeutig: Es ist das blinde und kritiklose Hereinfallen auf untaugliches politisches Gehabe.
Im übrigen ist die englische Benennung des Netzwerkes der EU-Kommission unnütz, denn im Englischen gibt es die Probleme der Gendersprache nicht. Die Verwendung des Englischen ist an dieser Stelle unplaziert und ist reine Angeberei.


Frage: Ist das ein Signal für das Binnenklima an den Hochschulen?

Maier: Natürlich, denn wenn wir Frauen klagen, dass wir uns ausgegrenzt fühlen, dann ruft das in der Regel ein mildes Lächeln der Kollegen hervor. Jetzt läuft das mal andersrum und die Männer regen sich auf. Vielleicht landen wir am Ende doch bei einem geschlechtergerechteren Umgang miteinander.

Pohl: Also, Frauen mit sprachlicher Bildung und entwickeltem Sachverstand fühlen sich nicht ausgegrenzt. Das "milde Lächeln" der Kollegen bezieht sich auf den sprachlichen Unfug, der betrieben wird. Und unter diesen Kollegen sind auch Frauen. Die Männer regen sich darüber gewiß nicht auf, sie haben, wie Sie schon sagen, nur ein mildes Lächeln für den Unsinn übrig. Bei einem geschlechtergerechten Umgang miteinander können wir nur "landen", indem wir die sprachliche Unbildung beseitigen und das Herumbasteln an unserer Sprache endlich unterlassen.

Frage: Werden Sie nun als Vize-Präsidentin an der HWR die weiblichen Personenbezeichnungen anregen?

Maier: Ich hatte das schon einmal eher im Scherz vorgeschlagen. Es wäre jedoch schön, wenn das eine Diskussion auslöst, wie wir auch sprachlich wertschätzend miteinander umgehen sollten.

Pohl: Es wäre zu begrüßen, würden Sie es bei einem Scherz belassen. Zu erklären wäre nämlich sonst, was Sie unter "Wertschätzung" verstehen. Die Verbiegung der deutschen Sprache ist ganz sicher kein Beitrag zur gegenseitigen Wertschätzung im Umgang miteinander. Sie trägt eher dazu bei, daß sich die Verfechter solcher "Sprachregelungen" der Lächerlichkeit preisgeben. Das "milde Lächeln" der Kollegen wird auf diese Weise nicht aufgehoben, es wird sich intensivieren.

Ganz am Rande bemerkt: Es ist eine unglaubliche Arroganz, wenn einige selbsternannte "Sprachregulierer" die Auffassung vertreten, sie seien berufen, mehreren deutschsprachigen Völkern durch "Erlasse", "Ordnungen" und "Festlegungen" vorschreiben zu wollen, wie sie ihre Sprache zu verwenden hätten. Sehr geehrte Frau Professor, Sie täten gut daran, ernsthaft darüber nachzudenken, um zu einem gesünderen Verhältnis zu Ihrer Muttersprache und zu Ihrer persönlichen Rolle bei deren Gestaltung zu gelangen.