bearbeitet: 20.08.2008
Offener Brief an die Bundesregierung, den Bundestag und das Bundesverfassungsgericht
Feststellung über die Fehlerhaftigkeit eines Verwaltungsaktes zum Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland
Die Textausgabe des Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland vom Januar 2007 wurde durch Verwaltungsakt
in die reformierte deutsche Rechtschreibung übertragen. Für diese Überarbeitung gibt es kein Gesetz, wie im Artikel 79
des Grundgesetzes festgelegt. Mit der Überarbeitung wurden im Text des Grundgesetzes 194 Änderungen in 79 Artikeln
(entsprechend 43,6% aller Artikel) vorgenommen, für die es keine gesetzliche Grundlage gibt (Tabelle 1).
Im Artikel 79, Absätze 1 und 2 des Grundgesetzes ist festgelegt:
"(1) Das Grundgesetz kann nur durch ein Gesetz geändert werden, das den Wortlaut des Grundgesetzes ausdrücklich
ändert oder ergänzt...
(2) Ein solches Gesetz bedarf der Zustimmung von zwei Dritteln der Mitglieder des Bundestages und zwei Dritteln der
Stimmen des Bundesrates."
Die Textausgabe des Grundgesetzes vom Januar 2007 ist somit eine Fälschung, sie ist ungültig.
(Ein gültiges Grundgesetz finden Sie hier: Grundgesetz)
Die Änderungen sind unzulässig, weil sie im Widerspruch zum Grundgesetz stehen. Die Gültigkeit
der Ausgabe kann nur hergestellt werden, indem alle 194 Änderungen, die durch das Umsetzen des
Textes in die reformierte Rechtschreibung eingekommen sind, rückgängig gemacht werden.
Außerdem ist die Überarbeitung oberflächlich und unvollständig ausgeführt worden. Eine große
Anzahl Schreibweisen ist im nichtreformierten Deutsch verblieben, mehrere Änderungen sind auch
nach dem reformierten Deutsch nicht richtig (Tabelle 2).
Durch diese Überarbeitung ist ein Widerspruch in der Gestaltung des Grundgesetzes entstanden, und
zwar zwischen
Ich bin ausdrücklich für die Beibehaltung der veralteten Sprachelemente im Grundgesetz, weil das seinen
historischen Wert und seine politische Bedeutung sprachlich unterstreicht.
Aus dem gleichen Grunde bin ich gegen die Verwendung des reformierten Deutschs, das den sprachlichen und
den kulturellen Wert sowie die historische Korrektheit des Grundgesetzes unübersehbar negativ beeinträchtigt.
Die Anwendung der Rechtschreibreform auf das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland, einer Reform, die
unter massivem Bruch geltenden Rechts (Aufhebung eines Volksentscheids durch Parlamentsbeschluß, Schleswig-Holstein
1999) und unter Verletzung demokratischer Grundprinzipien (die überwältigende Mehrheit des Volkes ist gegen die
Reform) entstanden ist, stellt einen Angriff auf die Bedeutung und den Status des Grundgesetzes dar.
Zu einem anderen Problem sehe ich es als einen Segen an, daß das Grundgesetz bei der Durchführung dieses
unzulässigen Verwaltungsaktes der durch die Politik gegenwärtig betriebenen „Anpassung“ der Sprache an die
Forderungen feministischer Überspitzungen entgangen ist. Man hätte sonst konsequent die Einfügungen gemäß
Tabelle 4 vornehmen müssen, Einfügungen, die auf einer unvertretbaren Gleichsetzung des grammatischen Genus
einer Kategorie mit dem biologischen Geschlecht des Inhabers der Kategorie beruhen, Sprachexzesse, die
sprachwissenschaftlich nicht haltbar sind, mit denen den Frauen kein Gefallen getan wird, mit denen aber die deutsche
Sprache sichtbar beschädigt wird.
Mit dem vorliegenden offenen Brief richte ich einen Appell an alle verantwortlichen Politiker und an die Organe der
Rechtspflege, die Gültigkeit des Grundgesetzes wiederherzustellen, den sprachlich beschädigten Text zu korrigieren,
die im Erscheinungsjahr allgemein anerkannte deutsche Rechtschreibung zu verwenden und Grundgesetzänderungen
ohne gesetzliche Grundlage zu unterbinden.
gez.
Dr. Manfred Pohl
Robert-Koch-Straße 5
14547 Beelitz
Tel. 033204 40015
Fax 033204 40016
Mail: unipohl@aol.com
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Tabelle 1: Gesetzwidrige Änderungen im Grundgesetz
Artikel oder Abschnitt |
Anzahl der Änderungen |
Artikel oder Abschnitt |
Anzahl der Änderungen |
Artikel oder Abschnitt |
Anzahl der Änderungen |
Artikel oder Abschnitt |
Anzahl der Änderungen |
Übersicht |
14 |
46 |
1 |
84 |
2 |
114 |
1 |
Einführung |
1 |
52 |
1 |
86 |
1 |
115a |
4 |
Präambel |
1 |
IVa |
1 |
87 |
1 |
115c |
1 |
10 |
2 |
53a |
2 |
87a |
1 |
115e |
8 |
12a |
1 |
56 |
1 |
87b |
5 |
115f |
1 |
13 |
2 |
60 |
1 |
87c |
1 |
115g |
2 |
16a |
4 |
61 |
4 |
87e |
3 |
115h |
5 |
17a |
2 |
63 |
1 |
89 |
3 |
115k |
1 |
18 |
1 |
67 |
4 |
91 |
1 |
115l |
5 |
19 |
2 |
70 |
1 |
93 |
4 |
XI |
1 |
21 |
1 |
72 |
1 |
95 |
1 |
118 |
1 |
23 |
1 |
73 |
2 |
96 |
1 |
120 |
2 |
28 |
5 |
74 |
4 |
98 |
3 |
120a |
2 |
29 |
10 |
76 |
1 |
104 |
1 |
125a |
1 |
30 |
1 |
77 |
10 |
104a |
2 |
129 |
1 |
33 |
1 |
78 |
1 |
106 |
4 |
135 |
1 |
35 |
1 |
79 |
2 |
107 |
2 |
135a |
1 |
39 |
1 |
80 |
3 |
108 |
1 |
143 |
1 |
44 |
2 |
80a |
2 |
109 |
1 |
Weimarer |
2 |
45 |
2 |
81 |
1 |
110 |
2 |
|
|
45a |
3 |
82 |
2 |
111 |
1 |
|
|
45c |
2 |
83 |
1 |
113 |
5 |
|
|
Tabelle 2: Unvollständige und fehlerhafte Anwendung der Rechtschreibreform
Artikel oder Textstelle |
Wortlaut |
Übersicht 78 |
Zu-Stande-Kommen (nach reformiertem Deutsch nicht mehr zwingend) |
Art. 78 |
Zu-Stande-Kommen (nach reformiertem Deutsch nicht mehr zwingend) |
|
|
Aber: |
Reformiertes Deutsch nicht verwendet: |
Art. 115d (2) |
Zustandekommen |
Art. 29 (3) |
kommt zustande |
Art. 63 (4) |
Kommt ... nicht zustande |
Art. 78 |
kommt zustande |
Art. 81 (2) |
zustande gekommen |
Art. 81 (4) |
zustande kommt |
Art. 82 (1) |
zustande gekommenen |
Art. 13 (3) |
zustande gekommen |
Art. 115d (2) |
zum Zustandekommen |
|
|
Übersicht 117 |
In-Kraft-Treten (nach reformiertem Deutsch nicht mehr zwingend) |
Übersicht 145 |
In-Kraft-Treten (nach reformiertem Deutsch nicht mehr zwingend) |
|
|
Aber: |
Reformiertes Deutsch nicht verwendet: |
Art. 82 Titel |
Inkrafttreten |
Art. 82 (2) |
des Inkrafttretens |
Art. 111 (1) |
Inkrafttreten |
Art. 117 Titel |
des Inkrafttretens |
Art. 131 |
Inkrafttreten |
Art. 132 (1) |
Inkrafttreten |
Art. 135 (1), (7) |
Inkrafttreten |
Art. 143b (2) |
Inkrafttreten |
Art. 145 Titel |
Inkrafttreten |
Art. 79 |
Inkraftsetzen |
|
|
|
Reformiertes Deutsch nicht verwendet: |
Art. 76 (3) |
Hoheitsrechte (reformiert: Hohheitsrechte) |
Art.87f (2) |
Hoheitsaufgaben (reformiert: Hohheitsaufgaben) |
Tabelle 3: Veralteter Dativ maskuliner Substantive:
Artikel |
Wortlaut |
Art. 32 (2) |
vor dem Abschlusse |
Art. 33 (3) |
im öffentlichen Dienste, einem Bekenntnisse |
Art. 37 (1) |
nach dem Grundgesetze |
Art. 39 (2) |
am dreißigsten Tage (noch gebräuchlich) |
Art. 42 (2) |
zu einem Beschlusse, vom Bundestage |
Art. 46 (2) |
im Laufe (noch gebräuchlich) |
Art. 48 (2) |
aus diesem Grunde (noch gebräuchlich) |
Art. 53a (1) |
werden vom Bundestage, die vom Bundestage |
Art. 55 (2) |
dem Aufsichtsrate |
Art. 76 (1) |
beim Bundestage |
Art. 76 (3) |
aus wichtigem Grunde (noch gebräuchlich) |
Art. 77 (1) |
vom Bundestage, dem Bundesrate |
Art. 77 (2) |
zu einem Gesetze |
|
aber daselbst nicht: vom Bundestag |
|
aber in (2a) nicht: zu einem Gesetz |
Art. 77 (3) |
zu einem Gesetze |
Art. 78 |
vom Bundestage (2mal) |
Art. 80 (1) |
im Gesetze |
Art. 80a (1) |
im Verteidigungsfalle |
|
aber daselbst nicht: diesem Grundgesetz oder einem Bundesgesetz |
Art. 84 (3) |
dem geltenden Rechte |
Art. 85 (1) |
im Auftrage |
Art. 85 (4) |
zu diesem Zwecke |
Art. 87c |
im Auftrage |
|
aber daselbst nicht: nach diesem Absatz |
Art. 92 |
in diesem Grundgesetze |
Art. 93 (1) 2. |
mit diesem Grundgesetze; mit sonstigem Bundesrechte |
Art. 93 (1) 4. |
dem Bunde |
Art. 94 (1) |
vom Bundestage und vom Bundesrate, dem Bundestage, dem Bundesrate |
Art. 95 (2) |
vom Bundestage |
Art. 99 |
Dem Bundesverfassungsgerichte |
Art. 100 (2) |
in einem Rechtsstreite |
Art. 110 (3) |
beim Bundestage |
Art. 114 (1), (2) |
dem Bundestage und dem Bundesrate |
Art. 115a (3) |
im Bundesgesetzblatte (2mal) |
Art. 115d (2) |
beim Bundestage dem Bundesrate |
Art. 118 |
in dem ... umfassenden Gebiete |
Art. 129 (1) |
zu Erlasse; mit dem Bundesrate |
Art. 134 (2) |
nach diesem Grundgesetze (2mal) |
Art. 135 (1) |
in diesem Gebiete |
Art. 135 (7) |
das einem Lande (noch gebräuchlich) |
Art. 137 (3) |
dem Bundesverfassungsgerichte |
Art. 145 (3) |
im Bundesgesetzblatte |
Tabelle 4: Fortfall des feministisch orientierten Deutschs
Artikel |
Text mit feministisch orientierter Ergänzung (kursiv) |
Art. 16a (3) |
ein Ausländer bzw. eine Ausländerin, daß er bzw. sie |
Art. 62 |
dem Bundeskanzler bzw. der Bundeskanzlerin |
Art. 63 (1) |
Der Bundeskanzler bzw. die Bundeskanzlerin |
Art. 63 (2), (4) |
Der bzw. die Gewählte |
Art. 64 (1) |
des Bundeskanzlers bzw. der Bundeskanzlerin vom Bundespräsidenten bzw. von der Bundespräsidentin |
Art. 65 |
dto. |
Art. 65a |
dto. |
Art. 66 |
dto. |
Art. 67(1) |
dto. und Nachfolger, Bundespräsidenten |
Art. 68 |
dto. |
Art. 69 |
dto. |
Art. 81 (1) |
dto. |
Art. 95 (2) |
der Richter bzw. Richterinnen; zuständige Bundesminister bzw. die Bundesministerin; zuständigen Ministern und Ministerinnen; |
Art. 96 (2) |
Ihre hauptamtlichen Richter und Richterinnen |
Art. 97 (1) |
Die Richter und Richterinnen |
Art. 97 (2) |
dto. |
Art. 98 (1) bis (5) |
dto. |
Art. 101 (1) |
seinem gesetzlichen Richter bzw. seiner gesetzlichen Richterin (hier wird der Unsinn des Feministendeutschs besonders deutlich) |
|
|
Art.104 (2) |
hat nur der Richter / die Richterin zu entscheiden (auch das ist inhaltlich außerhalb sprachlicher Normen) |
|
|
Art. 115b |
auf den Bundeskanzler bzw. die Bundeskanzlerin |
Art. 115g |
seiner Richter und Richterinnen |
|
Der anwesenden Richter und Richterinnen |
Art.115h (2) |
des Bundeskanzlers bzw. der Bundeskanzlerin (3mal) |
|
Der Bundespräsident bzw. die Bundespräsidentin |
Art.116 (1) |
Deutscher bzw. Deutsche; Vertriebener bzw. Vertriebene; dessen Ehegatte bzw. Ehegattin |
Art. 130 (2) |
der zuständige Bundesminister bzw. die zuständige Bundesministerin |
Art. 132 (1) |
Beamte bzw. Beamtinnen und Richter bzw. Richterinnen |
Art. 136 (2) |
des ersten Bundespräsidenten bzw. der ersten Bundespräsidentin; dessen bzw. deren; von dem Präsidenten bzw. der Präsidentin |
Art. 137 (1), (2) |
dto. |