Zur Entwicklung der deutschen Sprache gibt es noch weitere Probleme, zu denen ich Recherchen angestellt habe, um sie niederzuschreiben, wie z. B. das Eindringen von Anglizismen in die Sprache, Bestrebungen bestimmter Frauengruppen, die Sprache willkürlich zu ändern, Betrachtungen über die deutschen Dialekte und anderes. Ich will mit diesen Bemerkungen dazu anregen, ein wenig kritischer mit Versuchen einiger umzugehen, Sprache selber machen zu wollen.
bearbeitet: 24.08.1997
Von Anglizismen, Frauen und Dialekten in der deutschen Sprache
Argumente und Meinungen von Dr. Manfred Pohl
Bei den Problemen, über die ich im Aufsatz zur deutschen Rechtschreibreform (RSR) geschrieben habe, geht es in jedem Falle
nur um die Schreibweise. Die nachfolgenden Beispiele betreffen aber schon die Sprache selbst, also die Sprechweise (auch
Aussprache) und die Phonetik, in den erklärenden Unterlagen zur Rechtschreibreform hat man dafür das wunderschöne
Wort "Lautung". Ich will auch gleich an dieser Stelle bekanntgeben, daß ich nun wieder deutsch schreiben
werde.
Einiges Kopfzerbrechen bereitet in der deutschen Sprache sicher das forcierte Eindringen von Fremdwörtern. Den Prozeß gab
es ja schon immer, aber gegenwärtig beschleunigt er sich, insbesondere in Bezug auf Anglizismen und Amerikanismen.
Manchmal kann es da zu eigenartigen Konstellationen kommen. Ein Beispiel: Das Wort "Service" ist zweimal ins
Deutsche eingedrungen. Einmal aus dem Französischen als Satz zusammengehöriger Geschirrteile, dann spricht man
[zɛrvi:s], und ein zweites Mal aus dem Englischen als Dienstleistung oder
Bedienung, dann spricht man [zə:rvis]. Die Schreibweise ist aber
einunddieselbe. Nun könnte man beispielsweise unter Service-Service den Kundendienst einer Porzellanfabrik bezüglich der
verkauften Geschirrsätze verstehen, gesprochen
[zɛrvi:s-zə:rvis].
In der Fachterminologie ist das verstärkte Eindringen von Vokabeln aus Fremdsprachen heute kaum noch vermeidbar. So gibt
es Begriffe, für die wir gar keine deutschen Äquivalente mehr haben und auch nicht danach suchen. So z. B. im Computerwesen
die Begriffe "Hardware" und "Software". Zugegeben, es mag es einzelne geben, die danach suchen
und sich auch etwas dazu ausdenken. So habe ich kürzlich bei Herrn Hartmut Pilch gefunden, daß die
"Sprachplanung", was immer das sein möge, des Vereins zur Wahrung der deutschen Sprache (VWDS), vorsieht,
für "Software" zukünftig "Logikalie" zu sagen. Nun, ich glaube, daß ich für die überwiegende Mehrheit
meiner Leser hierzu keine weiteren Bemerkungen machen muß. Ich lasse einfach die Regel walten: "Je größer der Unfug,
desto geringer der Kommentierungsbedarf".
Natürlich ist zwingend geboten, gegen das Verdrängen deutscher Wörter und ihr Ersetzen durch Anglizismen etwas zu
unternehmen. Das müßte durch alle gesellschaftlichen Kräfte geschehen, die sprachlich in der Öffentlichkeit wirken;
insbesondere Schulen, Medien, Schriftsteller, Sprachvereine. Aber es muß auch mit ein wenig Verstand erfolgen. Ich lehne es
z. B. ab, das Wort „Internet“ durch „Weltnetz“ oder ähnliches zu ersetzen. Es hieß von Beginn an Internet, niemals anders,
die Sprache leidet nicht darunter, wenn das so bleibt. Es heißt übrigens in den meisten Sprachen so, selbst im Chinesischen
und im Vietnamesischen, also in Sprachen, die von den indogermanischen sehr fern sind, heißt es „Internet“. Wenn aber eine
Reifenfirma plötzlich "Off Road Reifen" anbietet, ruft das meinen Widerstand hervor. Die heißen im Deutschen „Geländereifen“.
Schon immer. Und wenn mir unsere Kinder erzählen, daß „die Kids mit ihren Inline Skates in den Half Pipes Ihre Jumps
durchziehen“, dann muß ich wohl doch mal fordern, mir das ganze auf deutsch zu sagen – oder vollständig auf englisch, weil
ich ja nichts gegen das Englische habe, sondern gegen einen vermanschten Wust aus beiden Sprachen. Die meisten werden
daran schon scheitern.
Viele Abkürzungen aus englischen Begriffsbildungen gehen in den Sprachschatz ein, ohne dafür Abkürzungen aus deutschen
Äquivalenten zu bilden. Z. B. verwenden wir "RAM" (Random Access Memory) oder "ROM" (Read Only
Memory), "HS" (Hauptspeicher) oder "FWS" (Festwertspeicher) würde nicht verstanden werden. Oder
schauen wir z. B. auf "k. o." (knock out), wir haben dafür weder ein deutsches Wort, noch eine Abkürzung. In der
Politik finden wir UNO, UNESCO, OPEC und viele andere, die als Abkürzungen von englischen Begriffsverbindungen gebildet
wurden, aber allgemein so bekannt sind, daß man sie nicht mehr dechiffrieren muß. Einige solche Abkürzungen davon gehen
sogar wie Wörter ein und werden auch so geschrieben: "Eprom" (Erasable and Programable Read Only Memory),
man dekliniert sie sogar: "des Eproms". Auch Mischwörter existieren, für die es keine reinen deutschen Begriffe
gibt, wie z. B. "Soundkarte". Dieser an sich gesunde und sprachbereichernde Prozeß kann aber auch leicht in puren
Unfug abgleiten.
Denn leider vollziehen sich solche und ähnliche Vorgänge auch in der Umgangssprache. Es werden immer neue Anglizismen
und Amerikanismen für Dinge übernommen, die auch deutsch benennbar sind und schon immer waren, einfach, weil es Mode
ist. Beispiele wie "Science-Fiction-Roman" für "wissenschaftlich-phantastischer Roman" oder auch
"Zukunftsroman" oder "Carport" für "Schleppdach", "Boots" für
"Sportschuhe", "Champion" für "Sieger", "Receiver" für "Empfänger",
"Paperbag" für "Aktentasche", "Drummer" für "Schlagzeuger", "Dance
floor" für "Tanzboden" oder "Tanzfläche", "Grape fruit" für "Pampelmuse"
und eine Unzahl anderer zeigen das. Bei manchen Werbungen und in vielen Geschäften zwängt sich mir oft die Frage auf, ob ich
überhaupt noch in Deutschland bin. Man findet kaum noch deutsches. Die Deutschen haben eine große Affinität zum Englischen. Die
Vorbildwirkung der amerikanischen Lebensweise, insbesondere bei jungen Menschen, führt dazu, nicht nur so sein zu wollen, sondern
auch so zu sprechen. Offenkundig gilt: "Gib deinen Dingen englische oder amerikanische Namen und du kommst besser an".
Mitunter gibt es da ganz ulkige Auswirkungen. Kein erwachsener Mensch käme wohl auf die Idee, mit einem Kinderroller
durch die Stadt zu fahren. Nehmen Sie ein paar kleine technische Veränderungen vor, wäre das sicher noch nicht
wesentlich anders. Nennen Sie das geänderte Ding nun aber "Kickboard", können Sie schon bald erwachsene
Männer auf den Straßen rollern sehen.
In bestimmten Mediensendungen findet man Moderatoren, deren "deutsche" Kommentierungen mitunter zu mehr
als 70% aus fremdsprachlichen Begriffen bestehen. In einem Fernsehbericht vom 25.02.1999 über die Lawinenkatastrophen in
Österreich und in der Schweiz äußerte der Kommentator, daß dies alles einen sehr starken "human touch" hätte.
Angesichts solcher Formulierungen bin auch ich menschlich sehr berührt, wie studierte Germanisten ihrer Verantwortung zur
Sprachpflege gerecht werden. Mein Schwager, ein älterer Mensch, der niemals im Leben die Möglichkeit hatte, eine Fremdsprache
zu lernen, sagt, daß er die eigene Sprache manchmal kaum noch verstehe. Man benutzt heute keine Fahrräder mehr, sondern
Bikes, im Zuge der Ablösung der Schallplatte durch die CD (Compact Disc) – noch eine Abkürzung aus dem Englischen – hat man
auch gleich den (Platten)spieler zum (CD-)Player gemacht. Ein Streetworker ist ein spezieller Sozialarbeiter. Hier nimmt man
einfach den englischen Begriff, weil die deutsche Übersetzung "Straßenarbeiter" schon durch eine andere Bedeutung
belegt ist. Es käme kaum noch jemand auf die Idee, nach einem anderen Wort dafür zu suchen. Da gibt es "Hotdogs",
"Hamburger", "Drinks", "Cheeseburger" und "Chickennuggets", aber passen
Sie auf, wie Sie "Hamburger" in diesem Zusammenhang sprechen. Es gibt zwei phonetische Umsetzungen des
Geschriebenen: Die eine ist ein Mensch, die andere etwas zu essen. Ach, will da jemand "Wiener" als Gegenargument
einwerfen? Fehlschuß. Die heißen "Wiener Würstchen". In unserem Leben gibt es keine Höhepunkte mehr, sondern
Highlights, im Fernsehen gibt es anstelle einer Sondersendung ein Special und die Eingeweihten dazu heißen Insider. Das
Rampenlicht im Theater wurde demontiert, jetzt gibt es das Spotlight. Wir brauchen auch keine Beziehungen mehr, wir haben
Connections.
Um zu beweisen, daß ich mit dieser Meinung nicht allein bin, zitiere ich mal Herrn Jörg Schieb von der Internet-Zeitschrift
"Firstsurf-Newsletter":
"Es ist wie eine Seuche: Früher haben nur Manager und Betriebswirtschaftsstudenten Englisch geplappert. Es folgten
Angehörige von Marketing, Public Relation und Werbung (sorry: Advertising). Kein Wunder eigentlich, dass Anglizismen nun
auch in der Welt von Computer, Internet und Telekommunikation an der Tagesordnung sind. Plötzlich wird überall gesprochen
wie bei Queen Mom am Essenstisch. Eine Unart, der nun auch immer mehr Politiker folgen. Oder warum sprechen Kanzler
Schröder und die Medien plötzlich wie selbstverständlich von der "Green Card", obwohl es sich dabei um ein
ur-amerikanisches Konzept handelt? Keine Ahnung, und vielleicht ja auch ein ganz anderes Thema. Es gibt also eine Menge
zu lernen. Langenscheidt dürfte sich in diesen Tagen über ungeheure Umsätze freuen. Der übliche Sprachschatz eines
durchschnittlichen Jugendlichen bietet genügend Anlässe, im Wörterbuch nachzuschlagen: Short Message System, Provider,
Connection, Mouse, World Wide Web, File Transfer, Backup, Callback, Hotline, SIM, Display, SmartCard, PIN, TAN, Chip, Loop,
Wallet, Micropayment, Plugin, Browser, Download, Upload, ADSL, Windows, Business to Business, Ticket, Playstation, Joystick,
Drive und Compacrt Disc – um nur einige Beispiele zu nennen. Unsere Alltagssprache ist längst vollgepackt mit solchen Begriffen.
Und welche deutschen Wörter haben es in den amerikanischen Sprachschatz geschafft? Mir fallen eigentlich nur Kindergarten,
Blitzkrieg und Waldsterben ein. Ich kann förmlich hören, wie sich Goethe, Heine und Lichtenberg gleichzeitig im Grab umdrehen.
Verständlich."
Sehr gut gefallen mir Schiebs Beiträge. Aber ein bißchen muß ich auch mal meckern. Ich hatte ihm eine Mail geschickt:
"Lieber Herr Schieb, Ihre Beiträge sind Klasse, ich lese sie alle gern. Aber daß Sie sie in diesem greulichen Neudeutsch
verfassen, enttäuscht mich bitter." Darauf er: "Hallo Herr Pohl, vielen Dank für Ihren Beitrag in meinem Forum. Es
ist ja keineswegs so, dass ich mich auf die Rechtschreibreform gefreut hätte. ... Die Redaktionen diktieren, welcher Schreibstil
gepflegt wird -- und da haben mittlerweile die meisten auf die Rechtschreibreform gesetzt, deshalb auch auf meiner
Homepage." Wenn das so ist - wo bleibt dann der freie Journalist Jörg Schieb?
Noch schlimmer kommt es aber, wenn englische Verben ins Deutsche übernommen werden. Da wird doch eine Datei aus dem
Internet "downgeloadet", oder es wird ein Programm "upgegratet", ein Linienflug wird
"gecancelt", weil die Engine des Jets out of Range ist. Im Science-Fiction-Genre wird eine Person
"hochgebeamt". Ich will mich wirklich auf die paar Beispiele begrenzen. Man kann das Neudeutsche in allen
Lebensbereichen, in allen Branchen, auf allen Gebieten durchforsten, man findet überall dasselbe. Bald werden wir sicher aufs
Ganze gehen und den vorliegenden Artikel durchworken, noch einige Beispiele aufcounten, alles ordentlich formatten und es
dann ausprinten. Dann hätten wir ganze Arbeit gemaket. Nein, im Ernst, man muß schon ein wenig Sorgfalt bei der
Beurteilung des Aufkommens fremdsprachlicher Begriffe im Deutschen an den Tag legen. Die ausnahmslose Ablehnung ist
genauso unsinnig, wie die kritiklose Anerkennung.
Rein philosophisch gesehen könnte man diesem Prozeß auch eine positive Seite abgewinnen, weil sich auf diese Weise Völker
annähern. Möglicherweise könnte nach 5 bis 7 Generationen eine Lage entstanden sein, daß die Deutsch-Muttersprachler gar
nicht mehr Englisch lernen müssen, weil sie es mittlerweile auch so verstehen. Doch für das Deutsche bleibt es nicht ohne
Schwierigkeiten. Denn die Vokabeln gehen sowohl mit ihrer englischen Schreibweise (zum Glück!) als auch mit ihrer englischen
Phonetik ein. So entsteht im Deutschen ein ausgeprägter phonetischer Hickhack, in dem man bereits heute nicht immer mit
Sicherheit weiß, wann ein geschriebenes "u" nun wie "[u:]" oder wie "[a:]" oder wie
"[ə:]" ausgesprochen wird, was man z. B. mit dem deutschen
Wort "Wunder" und den ins Deutsche eingegangenen englischen Wörtern "Drummer" und
"Surfen" zeigen kann. Dennoch sollte man sich davor hüten, für die eingekommenen Wörter phonetische
Neuschreibungen vornehmen zu wollen. Man bekäme dann beim Lesen erhebliche Schwierigkeiten. Stellen wir uns vor, wir sollten
"Softwehr", "Compjuter", "Spotleit", "CD-Plejer", "Mauntenbeiks"
oder "Seiens-Fikschn-Roman" schreiben. Furchtbar!
Offenkundig müssen wir damit leben und die Probleme selber klären, denn die neue deutsche Orthographie kann das auch
nicht. Im Gegenteil: Die Festlegungen der "Kommission der deutschen Rechtschreibreform" über das Eindeutschen von
Fremdwörtern stiften eher Verwirrung, als sie Klarheit schaffen. Warum schreiben wir denn nicht "Ledi", "Bebi", "Hobbi" und
einige weitere? Am Ende bleibt es dem Schreibenden überlassen, so die Kommission, wann er ein fremdsprachliches Wort für
so "deutsch geworden" hält, daß er die deutsche Rechtschreibung darauf anwendet. In den Unterlagen zur neuen Rechtschreibung
werden sogenannte "Nebenformen" zugelassen, mit dem Hinweis: "Es wird sich zeigen, ob die Schreibgemeinschaft sie akzeptiert
und gebraucht". Noch ein Schlag gegen die einheitliche deutsche Schreibweise.
Ich habe Zweifel, ob wir alle miteinander diese Schreib-wie-du-willst-Orthographie sieben Jahre lang durchhalten. Bis zum
31.07.2005 sollen ja laut Festlegung beide Rechtschreibungen richtig sein. In dieser Zeit wächst eine neue Schreibergeneration
heran, die das Schreiben unter den Bedingungen der völligen Prinzipienlosigkeit erlernt. Man beachte bitte: Schreibungen nach
der bisherigen sollen zwar nicht als falsch, jedoch als "veraltet" gekennzeichnet werden. Damit soll wohl suggestiv
sieben Jahre lang versucht werden, die Reform salonfähig zu machen.
Nun zu einer ganz anderen Seite der deutschen Sprachentwicklung. Es ist festzustellen, daß es neben den oben genannten
Problemen noch weit schwierigere gibt. Die nachfolgend beschriebenen Bestrebungen einer größeren Zahl militanter Feministen
gehen in eine Richtung, die deutsche Sprache samt ihrer Orthographie und ihrer Grammatik von Grund auf zu verhunzen. Mit
fehlinterpretierendem Emanzipationsgehabe wird versucht, grundsätzliche grammatische Säulen der deutschen Sprache
umzustoßen und durch Konstruktionsklamotten zu ersetzen, die von übersteigerter Geltungssucht getrieben werden. In
penetranter sprachlicher Engstirnigkeit ihrer Vertreter (hier handelt es sich rein grammatisch um Frauen und Männer, wie weiter
unten noch aufgeklärt wird) sollen einige recht kurios anmutende Dinge zum Durchbruch geführt werden, leider nicht ganz ohne
Erfolg. Schon merkwürdig, aber es gibt unter den Feministen auch Männer. Das sind vermutlich Männer, die unter dem Einfluß
einer Übermacht an Feministinnen in ihrem täglichen Leben ihr männliches Selbstbewußtsein verloren haben; oder es hat
hormonelle Ursachen.
Ich bin noch schwankend, wie ernst man solche Zeitgenossen überhaupt nehmen muß. Betrachte ich zum Beispiel eine um die
Mitte 1998 gestartete Kampagne, die in der Meteorologie übliche weibliche Benennung von Tiefdruckgebieten zu beseitigen,
weil man darin eine Diskriminierung der Frau erkennen will, so überwiegen die Zweifel an der Ernsthaftigkeit ihrer Urheber. Das
Getue ist so unbeschreiblich lächerlich, daß einem Schauer der Peinlichkeit den Rücken hinunterlaufen. Das geistige Niveau der
Veranstalter solcher Szenarien, mit denen man eine große Zahl meteorologischer Wissenschaftler über längere Zeit beschäftigte,
ist so niedrig, daß es der Sache dienlicher gewesen wäre, jeglichen Ansatz zu diesem Thema einfach zu übersehen. Wie auch
immer, gegenwärtig scheinen ja die Meteorologen zum Glück wieder zur Tagesordnung übergegangen zu sein.
Nun, daß der Beruf des Industriekaufmanns zur Industriekauffrau wird, wenn er von einer Frau ausgeübt wird, ist mit ein wenig
Kraftaufwand und etwas Gewöhnung noch zu akzeptieren. Ebenso gelingt das auch mit Fachfrauen, Geschäftsfrauen und einigen
anderen Berufsbezeichnungen, mit denen sich die Frauen heute fest etabliert haben. Auch die weiblichen grammatischen Formen
auf "-in" und "-innen" für ehemals ausschließliche Männerberufe gehören längst zum gewohnten
Sprachschatz. So gibt es Kranfahrerinnen, Lokführerinnen, Polizistinnen, Ministerinnen und viele andere. Dennoch bleiben Begriffe
übrig, mit denen Probleme entstehen. Ich denke da z. B. an eine Weihnachtsfrau oder eine Sandfrau oder an eine Seefrau.
Weihnachtsmänner und Sandmänner scheinen nicht übertragbar männlich zu sein. Und der Seemannsberuf ist offenbar auch
heute noch eine Männerdomäne. Warum z. B. sollte nicht eine Frau den Zimmermannsberuf ausüben? Ist sie dann eine
"Zimmerfrau"? Da gibt es aber wohl Kollisionen mit dem Hotelfach. Gänge vielleicht "Zimmermännin"?
Hier kriege ich Probleme mit der Logik. Und was machen wir mit der "Sekretärin"? Auch dieser Begriff ist in seiner
Bedeutung belegt. Das ist nicht im mindesten geringschätzig. Sie ist eine Vorzimmerdame, die ihrem Chef mit höchster
Qualifikation und großem Einfühlungsvermögen zur Seite steht, ihm Nebenarbeiten abnimmt, den Kleinkram vom Halse hält,
damit er seiner Aufgabe als Leiter ein Maximum an Zeit widmen kann. Der Begriff beinhaltet keineswegs eine Führungshyäne
oder eine Managerin, wenn er nicht gerade mit einem weiteren Begriff gekoppelt wird, wie z. B. "Staatssekretärin".
Ein Sekretär hingegen ist stets ein Mann in einer leitenden Position. Oder was machen wir mit "Obmann"?
"Obfrau" klingt wohl doch ein wenig kränklich. Da meckert sogar die automatische Rechtschreibkontrolle meines
Textsystems. Und noch eins: Sagt man jetzt eigentlich "Weidfrauens Heil!", wenn Frauen an einer Jagd teilnehmen?
In solchen Fällen ist es vielleicht besser, das Vokabular beim alten zu lassen.
Auch noch das hier: In einer Antreteordnung einer Frauensportmannschaft (oder etwa "Frauensportfrauschaft"?)
gibt es die reihenfolgebeschreibenden Begriffe "Vordermann", "Hintermann" und
"Nebenmann". Oder etwa nicht mehr? Äußerste Vorsicht müßte man dann bei einer beabsichtigten femininen
Anpassung mit "Nebenfrau" walten lassen, das ist nämlich etwas ganz anderes. Andererseits: Kaplaninnen",
"Bischofinnen" (oder "Bischöfinnen"?) und Päpstinnen (oder "Papstinnen"?) gibt es nicht.
Das liegt in diesem Falle aber nicht an der Sprache.
Auch beim Militär klemmt’s: "Offizierinnen", "Leutnantinnen", "Hauptfrauen",
"Majorinnen" und "Oberstinnen" gibt es nicht. Obwohl eine nicht geringe Zahl Offiziere Frauen sind und
viele davon den Dienstgrad Hauptmann innehaben. Sie werden mit "Frau Leutnant", "Frau
Hauptmann" oder "Frau Major" angesprochen. Ein weites Feld umsturzbedürftiger Idiome tut sich hier auf.
Man versucht sich neuerdings mit "Soldatinnen" – für das normale Sprachgefühl eine Karikatur – womit aber nur
der Begriff gemeint ist, ganz und gar nicht die Frauen in Uniform. Eine Frau in einer militärischen Uniform ist ein Soldat. Und das
könnte auch ohne zu verkrampfen so bleiben. Es ist weder falsch, noch anstößig, noch gegenüber Frauen
diskriminierend.
Und was machen wir, wenn der Gasmann kommt – oder der Milchmann – und es handelt sich um Frauen? Sind es Gasfrauen
und Milchfrauen? Sie merken sicher: Es wirkt wie eine Satire. Man kann eben solche Wörter nicht einfach erzeugen und dann
darauf bauen, daß eine derartige Pseudologik fußfaßt. Aber in diesem Falle machen wir es ganz einfach: Es sind aussterbende
Begriffe – und fertig.
Aber auch entgegen gerichtete Beispiele gibt es. Nehmen wir einmal die "Putzfrau" – ein durchaus gängiger Begriff
in unserer Sprache. Nun ist dieser Beruf seit langem keine Frauendomäne mehr. Heute gibt es Reinigungsfirmen, die vorwiegend
Männer beschäftigen. Aber ein Wort wie etwa "Putzmann" ist nicht entstanden. Man weicht hier auf andere
Bezeichnungen aus, wie "Raumpfleger" oder "Gebäudereinigungsfacharbeiter". Ob das nun besser ist,
weiß ich nicht, im allgemeinen wird es erst einmal angenommen. Auch der Beruf der Krankenschwester ist schon lange nicht mehr
auf die Frauen festgeschrieben. Aber Krankenbrüder gibt es nicht, die heißen Krankenpfleger. Andererseits kann man nun aber
keine Krankenpflegerinnen einführen, was sachlich und logisch richtig wäre. Es würde dem allgemeinen Empfinden zuwiderlaufen.
Kein Mensch würde den Begriff benutzen. Es ist eben eine Krankenschwester – und zwar seit Hunderten von Jahren. Noch ein
paar Beispiele. Ein "Model" ist in aller Regel eine Frau. Auch wenn es dabei mit der grammatischen Form hapert, stößt
sich niemand daran. Nun gibt es aber auch Männer in dieser Branche. Die heißen "Dressman" (Plural
"Dressmen"), obwohl rein grammatisch "Model" auch gegangen wäre. Aber dieser feine Unterschied
muß schon sein. Man kann ja die Männer nicht auch Models nennen. Das würde gleich eine Schar von Gefechtsfeministinnen zum
Kampf um die Unterscheidung auf den Plan rufen. Und an "Model" kann man beim besten Willen kein
"-innen" anhängen. Vielleicht setzen sich hier doch mal ein paar vernünftige deutsche Vokabeln durch. Aber
Vorsicht! Man kann so etwas nicht administrieren. Oder bei "Dekan" (Fakultätsvorsteher) verzichtet man
auch bei weiblicher Besetzung auf eine angemessene weibliche grammatische Form. Sicher ist noch niemandem etwas
passendes eingefallen. "Dekanin" klänge auch zu sehr nach Karnickelpelz.
Es entsteht hier eine Frage ganz am Rande der Geschehnisse: Wieso eigentlich befaßt sich das Kollegium der
Rechtschreibreformer nicht mit all diesen und den noch nachfolgenden Problemen? Nicht zuständig? Überfordert? Keine
Konzeptionen? Hier wäre echtes Betätigungsfeld für wissenschaftliche Leistungen. Aber da hätten wir wohl zu viel erwartet.
Die sprachliche Kompetenz dieser Figuren hatte ich ja in meinem Aufsatz über die Rechtschreibreform schon beschrieben.
Die Auflösung all dieser Unklarheiten ist bei einiger Überlegung recht einfach: Begriffe sind keine Beschreibungen, sondern
Benennungen, Namen. Solche Namen darf man nicht gewaltsam ändern wollen. Man soll sie akzeptieren, weil sie historisch
gewachsen sind. Bei aufkommenden Unklarheiten oder Widersprüchlichkeiten, die sich aus einer neuen Entwicklung ergeben,
entstehen mitunter neue Wörter als Begriffsbestimmungen, die zunächst von einzelnen hervorgebracht und verwendet werden.
Dann ist es Zeit zu warten, ob eine solche Schöpfung sich im Volke durchsetzt und zum allgemeinen Sprachgebrauch wird. Hat
sich ein Begriff durchgesetzt, kann man ihn orthographisch sanktionieren, wie es bisher die Verfahrensweise der Duden-Redaktion
war. Änderungen an Benennungen einführen zu wollen, nur weil jemandem etwas daran nicht paßt, sind Gewaltakte, die eine
Sprache nicht verträgt. Begriffe kann man nicht verordnen oder per Anweisung einführen, Sprache ist nicht administrierbar. Sie
gehört eben dem Volk und wird vom Volk weiterentwickelt, nicht von einer Kommission, einer Kultusministerkonferenz oder
sonst einer Einrichtung.
Spricht man z. B. an einer Universität von "allen Studenten und allen Mitarbeitern", so war in der deutschen
Grammatik bisher unumstritten, daß damit sowohl die weiblichen als auch die männlichen Studenten und Mitarbeiter gemeint
waren. Eben alle. Da sind keine Unterlassungen zu entdecken. Anders bei konkreter Nennung einzelner. So sprach man auch
bisher nicht vom Studenten Elke Müller und dem Mitarbeiter Hannelore Meier, sondern klar von der Studentin und der
Mitarbeiterin. Aber nun wird auch die erste, grammatisch völlig saubere Formulierung, von einigen Mitbürgern (Frauen oder
Männer!) bekämpft. Man erkenne die Unterlassung der Nennung der weiblichen Zugehörigen. Man müsse jetzt formulieren:
"Alle Studentinnen und Studenten und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter." Ein wenig angeschwollen, scheint mir.
Scheint offenbar auch den Kämpfern selbst. So greifen sie denn zu solchen Kurzformen wie "Student/innen und
Mitarbeiter/innen" oder gar "StudentInnen und MitarbeiterInnen". Das ist eine ausgewachsene Verballhornung
der deutschen Orthographie, mit der man an einer ordentlichen Schule schon bei drei Fehlern pro A4-Seite durch die
Deutschprüfung fällt. Käme jetzt noch jemand in einem Anfall von Wiederherstellungswut der Rechtschreibung auf die Idee,
das "I" in der Mitte klein zu schreiben oder im ersten Falle den Schrägstrich wegzulassen, hätten wir ein neues
Dilemma: Männer würden sich wegen Nichtnennung beschweren, sofern sie sich auf das niedrige Niveau der genannten
Sprachrevoluzzer herabbegäben.
Ein anderes Phänomen. Das Wort "man" gilt in der deutschen Sprache als Bezeichnung für einen allgemeinen,
nicht näher definierten personellen Bezug einer Aussage. Vermutlich stand es in einem Frühstadium der deutschen
Sprachentwicklung einmal im Zusammenhang mit dem "Mann" als der in ferner Vergangenheit dominierenden
Person. Seit vielen Generationen existiert diese Verknüpfung nun schon nicht mehr, "man" ist eine genusunabhängige
Wendung geworden, selbst in der Schreibweise schlägt sich das nieder. Heute jedoch erleben wir in den Äußerungen bestimmter
meist weiblicher Personengruppen die Rückkehr in die Urzeit. Formuliert jemand: "Man weiß nicht, wie es kommen
wird", findet sich meist eine Zuhörerin, die postwendend kommentiert: "Frau auch nicht." Und ohne zu
überlegen, plappern es Tausende nach. Es entstehen die verrücktesten grammatischen Konstruktionen. Z. B. ist in
Modenschausendungen das Folgende fast schon Usus: "Eine Modenschau zeigt, was Frau in diesem Sommer trägt."
Gemeint ist, "was die Frauen in diesem Sommer tragen", oder "was eine Frau..." oder "was man
als Frau..." oder einfach "was man in diesem Sommer trägt." Mit letzterem sind dann endlich beide Geschlechter
gemeint, Männer tragen schließlich auch Mode. Und im Schriftlichen findet man sogar folgenden Unfug: „Es ist schwer zu erkennen,
frau weiß nicht, wie sich die Sommermode entwickeln wird.“
Noch etwas ganz ähnliches: Eine Gruppe von 5 Mann muß nicht aus 5 Männern bestehen, es können auch Frauen dabei sein.
"Mann" ist in dieser Verwendung eine Maßeinheit für eine Anzahl von Personen, nicht für eine Anzahl Männer, sonst
wäre es ja ein Fehler in der Kongruenz des Numerus. Dann hätte man sagen müssen: "Eine Gruppe von 5 Männern".
Ich habe z. B. eine Seminargruppe für einen meiner Kurse in Stärke von 12 Mann, und zwar alles Frauen. Ich habe ob dieser
Formulierung noch keine Beschwerde gehört. Auch in Redewendungen wie "...dann kamen sie vier Mann hoch..."
oder "alle Mann an Deck" oder "für etwas Manns genug sein" oder "seinen Mann stehen"
muß man wohl auf feminine Ersatzformulierungen verzichten, falls man nicht ein ausgereifter Ignorant der Sprachgeschichte ist.
Es sind Redewendungen, feststehende Idiome, die allgemein anerkannt sind. Und sie bedürfen ganz und gar nicht der Korrektur
oder gar der Abschaffung.
In einem ÖTV-Schreiben habe ich vor kurzem gelesen: "Liebe Mitglieder und Mitgliederinnen". Ich habe das wegen
des offenkundigen Unsinns an verschiedenen Stellen glossiert, und doch fand sich in einer Runde eine etwas großmäulige
Emanze, die das für völlig korrekt erklärte und meine kritischen Einwürfe mit aggressiven, aber unpassenden Bemerkungen
niederzumähen trachtete. Weil ich sie kannte, hatte ich nichts anderes erwartet. Gewundert hat mich nur, daß sie den Grundsatz
"Ladies first" nicht eingefordert hat. Exzessiv könnte daraus noch "Liebe MitgliederInnen" als sogenannte
Kurzschreibweise werden. Damit könnten wir die Orthographie endgültig aus den Angeln heben. Was halten Sie eigentlich dann
von "Liebe Leute und Leutinnen"? Gespannt dürfte man hernach auch sein, wann endlich Frau Lehmann, Frau
Hoffmann oder Frau Herrmann darauf bestehen werden, Frau Lehfrau, Frau Hofffrau oder Frau Herrfrau genannt zu werden. Das
muß doch möglich sein, im Russischen heißt ja schließlich auch die Ehefrau von Herrn Iwanow Frau Iwanowa. Das Streben nach
ordentlichem Frauendeutsch könnte bei konsequenter Fortführung dazu gebracht werden, daß man Überlegungen über die
Einführung genusgeprägter Konjugationsformen für die deutschen Verben anstellt, so wie das in allen slawischen Sprachen
wenigstens im Präteritum der Fall ist.
Aber im Ernst: Beim Versuch, die Sprache zu reformieren, muß Vorsicht walten. Die Sprache ist ein lebendiges Gebilde, sie wird
von Völkern gesprochen und deshalb auch von Völkern weiterentwickelt, nicht von ein paar Möchtegern-Größen, die glauben,
mißratenen sprachlichen Kreationen mit aufgeblasenen Fisimatenten zum Durchbruch verhelfen zu können.
Bestrebungen zur Ausmerzung deutscher Wörter und zu ihrer Substitution durch willkürliche Neuschöpfungen hatte es schon
des öfteren gegeben. Nur wenige solche Krampfvokabeln halten sich aber, wie z. B. der "Schriftsteller", der anstelle
von "Autor" im Zuge früherer Bemühungen zur Verbannung von Fremdwörtern aus der deutschen Sprache erdacht
wurde. "Schriftsteller" hat zwar Bestand erlangt, "Autor" jedoch wurde nicht beseitigt. In dieser Zeit
wurde z. B. auch der "Haarschneider" erfunden, der den "Friseur" eliminieren sollte. Wie wir heute sehen,
wurde daraus wohl nichts. Mit "Hairdresser" hätte man jetzt schon mehr Chancen. Aber gehen wir nicht so weit in die
Vergangenheit. Einst wurde die Schraube erfunden und mit ihr ein Werkzeug, mit dem man eine Schraube festzieht – der
Schraubenzieher. Neuzeitlich fiel einem findigen Technologen in Unkenntnis dieser Urbedeutung auf, daß mit dem
Werkzeug an einer Schraube nicht gezogen, sondern eher gedreht wird. Fortan sollte es "Schraubendreher" heißen.
Mit den verschiedensten technischen Unterlagen wird seitdem die Verbreitung von "Schraubendreher" vorangeboxt.
Aber so richtig will der Begriff bei aller Anstrengung nicht greifen. Sicher ist das so, weil solche Begriffe eben Benennungen und
keine Beschreibungen sind. Würde man dieser Logik weiter folgen, dürften sich bald Leute finden, die mit dem Begriff
"Schmetterling" brechen möchten, weil sie meinen, es hätte etwas mit schmettern zu tun, was diesen Tieren nun
wahrlich nicht zuzuschreiben wäre. Möglicherweise würden sie "Flatterling" einführen wollen. Aus solchen und
ähnlichen Fehlinterpretationen der Herkunft von Begriffen könnten sie dann noch den "Zitronenfalter" beanstanden,
der ja keine Zitronen faltet, oder den "Gaskocher", mit dem kein Gas gekocht wird, oder den "Zucker",
der nicht zuckt. Würde man die Gedanken hierzu konsequent fortführen, müßte man auch den erst in neuerer Zeit entstandenen
Begriff "Anrufbeantworter" wieder verwerfen. Das Gerät beantwortet ja einen Anruf gar nicht. Der Anrufer muß schon
warten, bis der Eigentümer kommt. Das Gerät zeichnet den Anruf lediglich auf, also wäre es ein Anrufaufzeichner oder vielleicht
auch ein Anrufrecorder. Manche Korrekturversuche an bereits verbreiteten Begriffen gehen mitunter glatt daneben. In einer
Beschreibung zu einem Videorecorder habe ich den "orthographisch verbesserten" Begriff "Videorekorder"
vorgefunden. Ein Unfall, denn das deutsche Wort "Rekord" hat mit dem Aufzeichnen überhaupt nichts zu tun. Aber
das Reformkollegium würde es möglicherweise als "Nebenform" gelten lassen.
Das Folgende mutet ein wenig derb an. Ist es aber nicht. Die deutsche Sprache ist so, und einige Dinge kann man nur zur
Kenntnis nehmen. Mit Willkür kann man da nichts ändern. Es gibt im Deutschen aus Substantiven abgeleitete Adjektive. Z. B.
"weiblich" von "Weib" oder "männlich" von "Mann". Andererseits aber auch
"dämlich" von "Dame" oder "herrlich" von "Herr". Nicht vorstellbar, daß letzteres
eingefleischten Kampffeministinnen bislang entgangen sein soll. Sicher gibt es verdeckte Kämpfe, diese Ableitungen auf den
Index zu setzen und ersatzlos aus dem Duden zu streichen. Die im Volke verwurzelte Grundbedeutung der Wörter würde so
sicher nicht abzuändern sein. Auch in attributiven Verwendungen haben die beiden letzten Ableitungen höchst unterschiedliche
Wirkungen. Verwendet man beispielsweise "Kuh" als Schimpfwort, so ist eine weibliche Person mit beschränkten
geistigen Ressourcen gemeint. Analog die Anwendung von "Ochse" auf den Mann. Es erstaunt im allgemeinen nicht,
daß beide Wortverwendungen in diesem Sinne mit dem Attribut "dämlich" eine deutliche Verstärkung, mit dem Attribut
"herrlich" hingegen lediglich einen satirischen Anflug erhalten. Und niemandem fiele ein zu beanstanden, daß es
formalgrammatisch betrachtet eine "herrliche Kuh" und einen "dämlichen Ochsen" gar nicht geben kann.
Beide Attribute haben ihren genuinen Bezug verloren.
Das alles ist Sprache. Es hat mit der tatsächlichen Rolle der Frauen in der modernen Gesellschaft gar nichts zu tun. Die
Gleichberechtigung der Frau wird nicht durch die Änderung der Sprache herbeigeschafft. Alle Dinge, die derzeit noch der
Gleichberechtigung der Frau entgegenstehen, sind Relikte aus der Vergangenheit. Es sind nicht mehr viele, aber auch die
bedürfen der Korrektur. Zur Bewältigung dieser Aufgabe gibt es in den öffentlichen Einrichtungen die sogenannten
Frauengleichstellungsbeauftragten (ein häßliches Wort, aber es erfüllt seinen Zweck, ist es ja doch nicht für ewig). Prinzipiell ist
die Ära der Emanzipation beendet. Die Frauen sind befreit. Mindestens in unserem Kulturkreis. Die Beurteilung z. B. islamischer
Regeln ist in diesem Aufsatz irrelevant.
Einige Dinge können den Frauen nicht abgenommen werden, z. B. die Geburt der Kinder. Diese unabänderliche speziell weibliche
Funktion wird in der Gesellschaft heute umfassend gewürdigt, auch materiell. Allerdings muß man streng darauf achten, daß nicht
durch einige kriegerische Vertreterinnen aus solchen Gegebenheiten eine Neuauflage des Matriarchats abgeleitet wird. Alle
Versuche, die abgeschaffte Bevorrechtung der Männer nun durch eine Bevorrechtung der Frauen zu substituieren, gehören
ebensowenig in unsere Zeit, wie das Festhalten am Patriarchat.
Apropos Geburt der Kinder: Gerade hier gibt es ein scheußliches Relikt aus der Zeit der männlichen Vorherrschaft. Alle Fragen der
Legitimierung des Schwangerschaftsabbruches werden mehrheitlich von Männern entschieden. Ein Unding gemessen am Anteil
des Mannes am Werden eines Kindes bis zur Geburt! Männer dürften zur Beurteilung dieses Problems kaum, besser gar nicht
aufgerufen werden. Aber wie ist die Praxis? Das Karlsruher Bundesverfassungsgericht besteht zeitenweise nur aus Männern.
Die Popen der katholischen Kirche sind festsetzungsgemäß niemals Frauen. Allen voran der Papst – der wegen seiner
naturwidrigen Ideologie für jegliche Bemerkung dazu gesperrt sein dürfte – er wettert zu allem Überfluß zusammen mit seinem
Gefolge auch noch gegen die Verhütung. Diese Kreise haben wegen ihrer doktrinären Ausbildung keine Chance zu erkennen, daß
die Sexualität des Menschen nicht nur Zeugungsakt, sondern Teil der Kultur ist. Zumindest offiziell sehen sie es nicht. Was in den
Schlafgemächern so mancher Priester geschieht, wird ja heutzutage zunehmend öffentlich. Dabei ist Verhütung eine
Grundvoraussetzung für die Berufsausübung. Aber ich brauche hier nicht das Zölibat zu verurteilen, das tun die Herren schon
selbst. Zunehmend intensiv. Es wächst die Erkenntnis, daß man naturbestimmten Vorgängen mit klerikalen Methoden keinen
Einhalt gebieten kann. So ist das katholische Priesteramt letztlich auch heute noch nur mit Männern verträglich, die von der Natur
mit Mangel an Libido gestraft wurden.
Meine Auffassung zum oben beschriebenen Relikt: Ein Gremium von Frauen – Männer völlig "außen vor" (Das
ist norddeutsch und heißt "raus", "unberücksichtigt lassen" – aber zu den Dialekten komme ich noch) –
bereitet die Entscheidung vor. Dann ein Volksentscheid der Frauen – keine Männerbeteiligung (nun gut, gegen den
Einsatz an der Wahlurne ist nichts einzuwenden). Und was da raus kommt – das ist Gesetz.
Zu dem hirnrissigen, feministischen Stuß in der Politik über die so genannte Frauenquote in öffentlichen Funktionen – ein typisch
feministischer Exzeß – gibt es eine Meinung, die man, bevor man sie verwirft, erst einmal widerlegen müßte. Sie ist, wie ich
feststellen konnte, nicht nur meine Meinung und auch nicht nur Männermeinung:
Wenn ein Mann eine Funktion inne hat und es gibt eine Frau, die für diese Funktion die besseren Voraussetzungen, die bessere
Ausbildung, die besseren Fähigkeiten und Kenntnisse hat, so soll diese Frau die Funktion übernehmen, und zwar sofort, aber
sonst auf gar keinen Fall. Die Auffassung, "weil weiblich, hat sie ungeachtet ihrer Qualitäten Vorrang", ist so etwas
wie das vorrangige Servieren von schlechtem Fisch, auch wenn besserer da ist, weil ersterer verbraucht werden muß.
Frauenquoten werden von Politikern sicher nur deshalb so hartnäckig vertreten, weil es noch genügend Männer gibt, die Probleme
mit einer Frau als Vorgesetze haben. Es scheint ihrer "Männlichkeit" zu widerstreben. Und das auch in politischen
Ämtern. Verstärkt.
An der Universität Potsdam gibt es die Aktion "Frauen ans Netz". Damit ist das Datennetz gemeint, nicht etwa der
elektrische Stuhl. Ich halte das für reine Wichtigtuerei. Nach meinen Kenntnissen sind alle Frauen am Netz, sobald sie sich an
einen Computer setzen. Die Universität ist vollständig vernetzt. Der Single-Computer ist eine seltene Ausnahme. Und wer hier
studiert, kommt am Computereinsatz nicht vorbei – 100%-ig. Ich bin von der Branche, ich weiß, wovon ich rede. Wenn ich meine
E-Mails durchzähle, sehe ich eine Frauenquote von 50%. In meinen Kursen habe ich je nach Inhalt eine Frauenquote von 60 bis
90%. Ich glaube, die Frauen haben es lange schon nicht mehr nötig, mit solchen Mätzchen auf sich aufmerksam zu machen. Ich
habe die Initiatorin angeschrieben, ob sie einen Mann, der sich in einen ihrer Kurse einschreiben möchte, abweisen würde. Bislang
verfüge ich über keine Antwort.
Man kann beim Einsatz von Frauen in verschiedenen Tätigkeitssphären die körperlichen Unterschiede zwischen Mann und Frau
nicht unberücksichtigt lassen. Es gibt Berufe und Arbeiten, in denen Frauen nichts zu suchen haben. Z. B. ist der Einsatz von
Frauen in Tätigkeiten des Umganges mit Preßlufthämmern – die man zur Wirkungserhöhung mit seinem Bauch beschwert – die
pure Ignoranz biologischer Gegebenheiten. Das ist so wahnwitzig, als würde man einen weltbekannten Violinenvirtuosen
tagelang mit nackten Händen Ziegelsteine schichten lassen. So ähnlich gestalten sich auch meine Auffassungen beim Nachdenken
über das Frauenboxen. Bei Männern ist es auf Dauer gesundheitsschädigend. Bei Frauen ist es unanständig und
verantwortungslos. Ein typischer feministischer Ausfall. Aber zum Glück hält sich die Anzahl in Grenzen. Andererseits ist nicht
einzusehen, warum im Schachsport Frauen und Männer getrennt kämpfen. Weil es im Sport so üblich ist? Durch das Festhalten
an dieser "Üblichkeit" will man den Frauen möglicherweise geringere, mindestens aber abweichende geistige
Fähigkeiten suggerieren. Darüber dürften wir mittlerweile hinaus sein. Die sogenannte "weibliche" Logik ist ja wohl
doch nur ein alter Scherz. Es ist ein Widerspruch in sich, weil es bekanntlich nur eine Logik gibt. Sicher sind die
Organisatoren von Schachwettkämpfen alle männlich und fürchten sich vor gelegentlichen Feststellungen. Man hat wohl Probleme
damit, zu akzeptieren, daß auch öfter Frauen bessere Schachexperten sein könnten als Männer. Ich gehe noch weiter: Würden
überall auf der Welt gleichviele Frauen und Männer gemeinsam (also auch gegeneinander) die Schachmeisterschaften austragen,
so wäre die mathematische Erwartung der Siegerrate bei den Männern 50%. Vielleicht nicht? Alle anderen Zahlen wären
Meßmarken für überhängige Auffassungen vom Hirn der Frau. Für Abweichungen nach beiden Seiten. In anderen Sportarten ist
getrennter Leistungsvergleich wegen der körperlichen Unterschiede zwischen Mann und Frau akzeptabel und notwendig. Doch ist
es eine Überlegung wert: Im Schießsport auch? Im Schach spielen sie aber wohl mit Sicherheit keine Rolle.
Daß Frauen heute in Autos auf den Straßen Deutschlands vorn links sitzen, ist mittlerweile allgemein anerkannt. Gelegentliche
Meckerchen einiger übriggebliebener Restmännergruppen verblassen mit zunehmender Geschwindigkeit. Aber aufgepaßt! Schon
erheben sich Stimmen feministischer Kampfweiber und möchten für sich in Anspruch nehmen, die besseren Autofahrer zu sein.
Militanter Feminismus oder Arroganz? Ich glaube: Beides zu gleichen Teilen.
Generell erscheint die Pauschalunterscheidung "die Männer" und "die Frauen" für die meisten
Beurteilungskriterien unangebracht. "Die Männer sind alle Verbrecher", heißt es nicht nur in einem Lied. Einige
Feministinnen identifizieren sich gern ernster damit, als es der Textverfasser gemeint hat. Schaut man aber mal drauf: Der
Frauenknast ist genauso voll wie der Männerknast. Logisch, denn die Ursachen der Kriminalität liegen nicht im Geschlecht,
sondern in einer Vielzahl anderer Triebkräfte. "Frauen sind die besseren Diplomaten", hört man häufig. Sind sie’s?
Oder müßte man doch etwas differenzierter werten? Praxis ist: die meisten Berufsdiplomaten sind Männer. Fehlt hier etwa eine
Frauenquote? "Männer wollen immer nur das eine" – eine meist von Frauen benutzte Redeweise, mit der die
Sexualität gemeint ist, was man aber nicht explizit nennen will. Dieser sprachmoralische Schaden stammt aus der Zeit, da die
Kirche noch mehr Einfluß und die absolute Macht hatte. Eigentlich ist der Satz für die Frauen ein Eigentor. Sind alle Frauen krank?
Haben sie kein Bedürfnis nach Zuwendung und Hingabe? Männer wollen – Frauen gestatten? Eine seltsame Basis für erotische
Beziehungen. Zum Glück kenne ich das anders, so daß sich für mich solche Sprüche von selbst in Nichts auflösen. Da höre ich
schon Einwände! – Um Einigen den Wind aus den Segeln zu nehmen: Die Vergewaltigungsrate von Männern durch Frauen ist sehr
wahrscheinlich nur deshalb niedriger, weil es rein mechanisch schwieriger ist.
Aber auch das oben Beschriebene ist eigentlich nur ein spezielles Kapitel Sprachlehre. Bei richtiger Beleuchtung erweisen sich all
diese frenetischen Sätze lediglich als sprachliche Exzesse. Inhaltlich überstehen sie meist schon das zweite Beispiel nicht.
Das Eingehen auf gesellschaftliche Probleme und Zusammenhänge im Rahmen eines Traktats sprachlicher Angelegenheiten sei für
manchen Leser sicher eine Art Abgleiten vom Thema. Ich sehe das nicht so und erlaube mir an dieser Stelle auf den engen
Zusammenhang von Sprache und Denken zu verweisen. Deutlich konnte ich beim Nachdenken über verschiedene Dinge erkennen,
wie sich gesellschaftliche Vorgänge in der Sprache niederschlagen. Aber nicht minder bedeutsam ist der Einfluß der Sprache auf
gesellschaftliche Vorgänge. Gäbe es ihn nicht, gäbe es auch die Literatur als Teil der Kunst nicht.
Die Sprache hat noch eine andere Seite, die in dieser Betrachtung nicht unerwähnt bleiben soll. Das sind die Dialekte. Geschichtlich
sind sie durch langwährende regionale Trennung und Abgrenzung verschiedener Volksgruppen voneinander entstanden.
Differenzierte äußere Einflüsse und das Fehlen einer intensiven Kommunikation haben die Bildung von Dialekten begünstigt.
Schließlich sind die modernen technischen Kommunikationsmittel Errungenschaften der Neuzeit, einer so kurzen Zeitspanne, die
noch keine nennenswerten Einflüsse auf die Sprachentwicklung haben konnte. In der heutigen Zeit werden die deutschen Dialekte
zunehmend akzeptiert und als Teil der deutschen Sprachkultur erkannt. Nur hin und wieder trifft man auf Aktivitäten, sie als
unwürdig anzusehen oder zu verspotten. Nun sind die Dialekte keine Besonderheit der deutschen Sprache, auch bei
anderssprachigen Völkern sind sie vorhanden. Die Schotten z. B. haben einige sehr stark ausgeprägte phonetische Abweichungen
vom Englischen. Außerhalb der britischen Inseln existieren noch viele Abwandlungen des Englischen, für die zum Teil auch
souveräne Festlegungen für die Schrift getroffen wurden, insbesondere im Amerikanischen. Im Chinesischen laufen die Dialekte
regional mitunter soweit auseinander, daß eine verbale Verständigung nicht mehr möglich ist. Die Kommunikation gelingt dann
nur über die einheitlichen chinesischen Schriftzeichen. Das Russische hat viele Dialektfärbungen durch die Einflüsse der
Landessprachen der ehemaligen Unionsrepubliken der UdSSR erfahren, in denen über die 60 Jahre Sowjetunion Russisch als
Amtssprache eingesetzt war. Aber auch in Russland selbst hat man regionale Dialektausprägungen. So gibt es schon im
europäischen Teil deutliche phonetische Unterschiede z. B. zwischen den Gebieten um Moskau und um St. Petersburg.
Meines Erachtens sind alle Bestrebungen begrüßenswert, die darauf zielen, die deutschen Dialekte zu erhalten und zu pflegen.
Eine Schwierigkeit besteht dabei darin, daß es für die Dialekte keine Schrift gibt. So kann die Dialektpflege nur über das
gesprochene Wort erfolgen. Ein Nachteil, der z. B. unwiderruflich zum Aussterben eines sehr schönen und klangvollen Dialektes
führt: des Ostpreußischen. Nur noch wenige alte Menschen sprechen ihn. Deren Nachkommen sprechen bereits den regionalen
Dialekt, unter dem sie aufgewachsen sind. Dieser Prozeß ist unumkehrbar, weil es kein geschlossenes Gebiet gibt, in dem die
ehemalige ostpreußische Volksgruppe zusammenlebt und eigene kulturelle Überlieferungen pflegt. Damit mich niemand falsch
versteht: Dies ist keine Klage, mit der revanchistische Bestrebungen zur Zurückdrehung der Geschichte unterstützt werden sollen.
Es ist die Zurkenntnisnahme eines historischen Prozesses.
Die wichtigste Voraussetzung zur Dialektpflege ist die Anerkennung der Dialekte als eigenständige idiomatische Komplexe. Dies
muß sich auch darin widerspiegeln, daß nicht versucht wird, grammatische oder morphologische Abweichungen vom Hochdeutschen
als falsch anzuprangern. Die Vertauschung von "mir" und "mich" im anhalter Dialekt, insbesondere im
Raum Magdeburg, ist nicht falsch, sondern Bestandteil dieses Dialektes. Ebenso die Verwendung von "mir" anstelle
von "mich" im Berliner Raum. Die Redewendung "außen vor" für "unberücksichtigt lassen"
gehört zum norddeutschen Dialekt. Im Moment scheint sie sich als Modewort in anderen Gegenden zu verbreiten. Dort bleibt sie
Slang, im Norddeutschen hingegen ist sie ein Idiom. In einem ganz begrenzen Gebiet südlich Berlins bis etwa Treuenbrietzen
trifft man auf die Ausdrücke "der Radio", "der Becken", "der Apfelmus" und einige andere.
Diese Genusverschiebung betrifft aber nicht alle Neutra. Ursprünglich hatte ich das für falsch gehalten, bis ich nach längerer
Wohnzeit in diesem Raum erkannte, daß es zum Dialekt gehört. Die Erkenntnis folgt einfach daraus, daß es von allen Menschen
gesprochen wird, die in diesem Raum aufgewachsen sind. Ein ebensolches Phänomen ist das Weglassen des am Ende der
Infinitive der Verben oder anderer auf "en" auslautenden Wörtern stehenden "n" in einigen
südwestdeutschen wie auch im hessischen Dialekt. Einige deutsche Dialekte haben ganz eigenständige, im hochdeutschen nicht
vorhandene grammatische Formen. So wird z. B. im Bayrischen und im Fränkischen durch Einfügen des Suffix "ert" vor
den Endungen der Verben ein Konjunktiv gebildet: "Dös kennerten mer net" – deutsch "das würden
wir nicht können" oder "das könnten wir nicht". In einigen Dialekten beobachtet man Lautverschiebungen. So
wird im Sächsischen teilweise aus "ei" ein "ee", z. B. Kleid, breit, Meister, heiß wird zu "Kleed",
"breet", "Meester", "heeß". Oder im Bayrischen gibt es Verschiebungen von "a"
nach "o" und von "o" nach "u", z. B. Hasen heißen bayrisch "Hosen", Hosen
heißen bayrisch "Husen". Dies betrifft aber bei weitem nicht alle Wörter mit den entsprechenden Lauten. Für welche
es gilt und für welche nicht, ist auch nicht ohne weiteres mit einer Regel zu belegen. Dennoch kann es nicht als Fehler gewertet
werden, denn alle Angehörigen der entsprechenden Volksgruppen sprechen es so. Also ist es Dialektbestandteil.
Alle Dialekte haben eine Vielzahl von Begriffen, insbesondere für die Dinge des täglichen Gebrauchs, die es im Hochdeutschen
nicht gibt. Man sollte da ihre Verwendung auch vermeiden, im Dialekt hingegen haben sie ihre Berechtigung. Denken wir nur an
die vielen Bezeichnungen für das Brötchen: "Schrippe", "Semmel", "Knüppel",
"Brotla", "Wecken" usw. usf. "Brotzeit" ist ein typischer Begriff aus dem Bayrischen für ein
zweites Frühstück, den es sonst nirgendswo gibt. Ich konnte als Junge immer nicht verstehen, warum meine Mutter mich
kritisierte, wenn ich begehrte, "eine Bemme" zu essen. Das ist im Sächsischen ein korrekter Ausdruck für eine Stulle
oder eine Scheibe Brot. Vielerorts wird über das "Motschekiebchen" gelächelt. Sicher nur aus Unkenntnis. Im
Sächsischen ist es völlig klar und allgemeinverständlich ein Marienkäfer. Bestimmt wäre es eine hochinteressante aber schwer
zu realisierende Aufgabe, ein komplettes Wörterbuch der im Hochdeutschen nicht existierenden Dialektbegriffe
zusammenzustellen. Dies würde jedoch vorausgehend die Entwicklung schriftlicher Abbilder der Dialekte bedingen, mit denen am
Ende auch die phonetischen Besonderheiten in ein Regelwerk gebracht werden müßten. Die vorgenannten Ausführungen sind
keineswegs als Beginn eines solchen Buches zu werten, sondern allenfalls eine Anregung zum Nachdenken für den geneigten
Leser. Sollte ein Gremium entstehen oder bereits existieren, das sich dieser Aufgabe zuwendet, würde ich mich ganz sicher
beteiligen.
Auch die anderen Teile des vorliegenden Textes sollen als eine solche Anregung verstanden werden. Es möge auch Zeitgenossen
geben, die einiges ganz anders sehen – dann wäre es eine Anregung zur Diskussion.
DMP