Eine Rechnung von einem "Rechtsanwalt", der keiner ist.
Man müßte schon sehr beschränkt sein, um auf so etwas hereinzufallen.
Ich habe die nachfolgende E-Mail erhalten. Hier ist der Mailtext in schwarzer Schrift, meine eingefügten
Kommentare in roter Schrift:
Von: webmaster@tomkr.de (Rechtsanwalt Amazon AG)
An: unipohl@aol.com (unipohl)
Datum: 19.03.2015 - 09:53 Uhr
Betreff: Automatische Lastschrift 04917668 konnte nicht durchgeführt werden 19.03.2015
Hier entstehen bereits erste Fragen: Was bitte ist eine "automatische" Lastschrift?
Sehr geehrter Kunde,
Welcher Kunde? Der Verfasser weiß also gar nicht, wem er schreibt, man sieht es auch an der E-Mail-Empfängeradresse.
Ihr Kreditinstitut - welches Kreditinstitut? - hat die Kontoabbuchung zurück gebucht
(deutsch: zurückgebucht).
- Welches Kreditinstitut bucht denn etwas zurück, ohne daß ich es veranlasse? -
Sie haben eine offene Rechnung beim Unternehmen Amazon AG. Ich habe aber gar nichts bestellt
bei "Amazon AG". Übrigens: Amazon ist keine AG, sondern eine S.à r.l. (Société à responsabilité limitée). Das entspricht
im Deutschen etwa einer GmbH (Gesellschaft mit beschränkter Haftung). Als Rechtsanwalt
sollte man so etwas aber wissen.
Aufgrund des bestehenden Zahlungsverzug (deutsch: Zahlungsverzugs) sind Sie gezwungen
(deutsch: Komma fehlt) zusätzlich, (deutsch: Komma hier falsch)
die durch unsere Beauftragung entstandenen Kosten von 34,57 Euro zu bezahlen. Die Zahlung erwarten wir bis spätestens
23.03.2015. - Wohin? An wen? Auf welches Konto? Außerdem: Zahlungsfristen gibt es nur 14tägig, nicht
4tägig - Namens unseren (deutsch: unseres) Mandanten ordnen wir Ihnen an
(deutsch: "ordnen wir Ihnen an" ist überhaupt kein Deutsch), die noch offene Forderung
schnellstens zu begleichen.
Es erfolgt keine weitere Erinnerung oder Mahnung. Nach Ablauf der Frist wird die Akte dem Gericht
- welchem Gericht? - und der Schufa übergeben (aha, und
ich gebe dann die Adresse des Verfassers der E-Mail dazu).
Die detaillierte Forderungsausstellung (deutsch: Forderungsaufstellung), der Sie alle
Positionen entnehmen können, fügen wir bei. Für Fragen oder Anregungen erwarten wir eine Kontaktaufnahme
innerhalb des selben (deutsch: desselben) Zeitraums. - Ich
habe nur eine Anregung: Stellt die ganze Aktion ein! Der Betrugsversuch ist zu offensichtlich.
Mit verbindlichen Grüßen - "verbindliche" Grüße, was kann das sein? Allenfalls unüblich
im Geschäftsverkehr.
Rechtsanwalt Hollywars Tom - Wer ist Tom Hollywars? Ein solcher Rechtsanwalt ist im Netz
nicht zu finden. Zum Betrugsversuch kommt nun auch noch Amtsmißbrauch hinzu.
Nun folgt ein Anhang zur E-Mail, bei dem ich ein hämisches Grinsen nicht mehr unterdrücken kann.
Anhang zur E-Mail:
Die Datei Ausgleich vom 19.03.2015 - Rechtsanwalt Amazon AG.zip (eine Archiv-Datei)
Darin befindet sich:
Die Datei Rechnung stornierten Zahlung Ihrer Bestellung Amazon AG 19.03.2015.zip (noch eine Archivdatei)
Darin befindet sich:
Die Datei Rechnung vom 19.03.2015 -Rechtsanwalt Amazon AG.com.
.com?? Eine Rechnungsprogrammdatei oder was? Vielleicht mit Musikunterlegung: Kriminal-Tango?
Oder es wird die Rechnung gleich mit vertrauenserweckender Stimme des Bauernfängers vorgelesen? An dieser Stelle sollte
nun wirklich jeder stutzig werden. Wer diese Datei startet, hat den sehr wahrscheinlich entstehenden Computerschaden auch verdient.
Es ist seit langem bekannt: Eine wichtige Option für die Sicherheit im Netz ist die gezügelte Neugier.
Es bedarf, wie man sieht, einer bedeutend höheren Intelligenz, um solche Betrugsversuche zum Erfolg zu führen. Mit der
hier angebotenen Glosse wird das nix. Und wenn man dann auch nicht einmal richtig deutsch kann, fällt ein solcher Brief
ohnehin durchs Raster, denn es sind Fehler enthalten, die einem Rechtsanwalt nicht unterlaufen würden. Und wie man in einem
so kurzen Schreiben acht orthographische Fehler unterzubringen vermag, bleibt ein Rätsel.
Die Mail-Ablaufdaten, mit denen man den Verfasser auch ausfindig machten könnte, sind folgende:
Return-Path:
Received: from mxf912.netcup.net (mxf912.netcup.net [46.38.249.18])
(using TLSv1 with cipher DHE-RSA-AES256-SHA (256/256 bits))
(No client certificate requested)
by mtaig-mad01.mx.aol.com (Internet Inbound) with ESMTPS id C745570000096
for ; Thu, 19 Mar 2015 04:53:03 -0400 (EDT)
X-No-Relay: not in my network
Received: from AuP-PC (dyndsl-031-150-131-043.ewe-ip-backbone.de [31.150.131.43])
by mxf912.netcup.net (Postfix) with ESMTPSA id DEA17208D3
for ; Thu, 19 Mar 2015 09:52:48 +0100 (CET)
From: "Rechtsanwalt Amazon AG"
To: "unipohl"
Subject: =?utf-8?q?Automatische Lastschrift 04917668 konnte nicht durchgef=C3=BChrt werden 19.03.2015?=
Date: Thu, 19 Mar 2015 08:52:35 GMT
Message-ID: <005388a1.11c1ee867fb56367@AuP-PC>
Mime-Version: 1.0
Content-Type: multipart/mixed;
boundary="----=_NextPart_000_00E6_6846AE0F.4A0B511F"
x-aol-global-disposition: G
X-AOL-VSS-INFO: 5600.1067/98490
X-AOL-VSS-CODE: clean
Authentication-Results: mx.aol.com;
spf=pass (aol.com: the domain tomkr.de reports 46.38.249.18 as a permitted sender.) smtp.mailfrom=tomkr.de;
x-aol-sid: 3039ac1addc1550a8e6e4b39
X-AOL-IP: 46.38.249.18
X-AOL-SPF: domain : tomkr.de SPF : pass
Es wäre jedoch müßig, irgendwelche Anstrengungen zu unternehmen, den Verfasser zu finden.
Die Angelegenheit ist zu primitiv, besondere Beachtung lohnt nicht. Solche Unternehmungen gibt es im Internet in
großer Zahl, ich erhalte in der Regel wöchentlich mehrere. Ich habe dafür nur ein gelangweiltes Lächeln. Dem Verfasser
habe ich per Rückantwort den folgenden E-Mail-Text zugestellt:
"Bitte entfernen Sie die Adresse unipohl@aol.com aus Ihrer Datenbank. Ich möchte Ihre Zusendungen
nicht länger empfangen.
Please, remove the address unipohl@aol.com from your database. I want no longer receive your sendings."
Mehr, denke ich, ist nicht nötig, es würde den Unfug nur überbewerten.
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