Ersteinstellung: 30.08.2005
Zuletzt bearbeitet: 07.01.2007
Politiker, Manager und ihre fehlende Lernfähigkeit,
die Knute der Monopolisierung und der Benzinpreisbetrug
Die öffentlichen Verkehrsmittel setzen Preiserhöhungen durch, Ergebnis: Sinkende Umsätze. Und
das schon dreimal. Die deutsche Bahn erhöht die Fahpreise. Ergebnis: Fahrgastschwund, sinkende Umsätze.
Auch schon mehrmals. Die Tabaksteuern wurden heraufgesetzt. Ergebnis: 300 Mio. Steuerverlust. Aber die nächste
Tabaksteuererhöhung wurde trotzdem am 01.09.2005 vorgenommen. Erneutes Ergebnis: Raucher gewöhnen sich das
Rauchen ab, die Zigrettenmafia blüht auf, wieder sanken die Steuereinnahmen.
Und sie begreifen es nicht, nicht und nicht. Angesichts der Masse solcher Vorgänge bleibt keine andere Schlußfolgerung
als diese: Die Politiker und die Wirtschaftsfunktionäre, die sich mit solchen Dingen befassen, sind mental und intellektuell
außerstande, die in der Gesellschaft wirkenden ökonomischen Gesetzmäßigkeiten zu begreifen. Man fragt sich,
was das für Geister sind, die uns da regieren, die die einfachsten Dinge ihres Handwerks nicht kapieren. Man kann in
nichtmonopolisierten Unternehmen durch Preiserhöhungen keine Umsatzsteigerungen erzielen. Längst bekannt und in
meinem Beitrag Empirische Analyse eines Marktwirtschaftsproblems nachgewiesen.
Warum aber funktioniert das beim Spritpreis nicht? Weil hier die Verhältnisse andes liegen. Es ist die Knute der Monopolisierung.
Der Mensch hat die Möglichkeit, das Rauchen zu unterlassen oder andere Dinge einzustellen oder zu reduzieren, die nicht zwingend
zum Überleben erforderlich sind. Er kann aber nicht aufhören, sich zu bewegen und zu transportieren. Er kann aufhören,
mit dem Bus zur Arbeit zu fahren, wenn er ein Auto hat, das auch beim gegenwärtigen Spritpreis billiger ist. Diese Abhängigkeit
ermöglicht dem Ölgewerbe wegen seiner absoluten Monopolisierung, also wegen des Fehlens jeglicher Konkurrenz,
die enorme Preistreiberei. Die Vorspiegelung, daß es Konkurrenz gäbe, ist erlogen und dient als eine Art Beruhigungspille
für die Autofahrer und die Transportbranche. In diesem Gewerbe gibt es permanent unzulässige Preisabsprachen, mit
denen die Monopolisierung garantiert ist. Und der Staat fehlt hier völlig. Die Spritpreise werden dargestellt, als seien sie von
einer überirdischen Gewalt gemacht, gegen die niemand etwas bewirken könne. Dieser Grundfehler ist das
Hauptübel. Denn die Preise werden von Menschen gemacht, die sich ihres Monopolvorteils bewußt sind, die in ihrer
Geldgier grenzenlos sind und die von keiner administrativen Macht in die Schranken gewiesen werden. Der Staat ist nicht da,
wo er eingreifen müßte.
Und Herr Trittin tritt auf mit der Forderung, "...man solle doch das Auto öfter mal stehen lassen." (Bildzeitung, 27.08.2005).
Natürlich weiß er nicht, daß sich der weniger Begüterte den Bus auf Dauer gar nicht leisten kann. Beispiel:
Einfache Fahrt mit einem Bus der Potsdamer Verkehrsbetriebe von Beelitz nach Potsdam (20 km): 5,70 Euro. Hin und zurück
also 11,40 Euro. Benzinkosten für PKW für die gleiche Strecke: 40 km * 7,5 l/100 km * 1,30 Euro/l =
3,90 Euro. Das ist ungefähr ein Viertel der Kosten bei den öffentlichen Verkehrsmitteln. Selbst wenn ich die
Unterhaltungskosten und die Abschreibungen für den privaten PKW mit einrechne, erreiche ich die Kosten der öffentlichen
Verkehrsmittel nicht. Der arbeitende Mensch hat also keine Wahl. Er muß fahren. Hinzu kommen die Grundvorteile des
Individualverkehrs: Unabhängige Sofortverfügbarkeit, Zeitersparnis wegen Non-Stop-Verkehrs (keine Aufenthalte
und Haltestellen) und direkte Zielanfahrt.
Andere Meinungen, auch von Herrn Trittin dargestellt, laufen darauf hinaus, daß die Industrie gefordert sei, Fahrzeuge mit
geringerem Verbrauch und mit alternativen Energieträgern zu entwickeln und zu produzieren. Man wirft der Industrie Versagen vor,
nicht genügend dafür zu tun. Die Verantwortlichkeit möchte man dorthin verlagern. Ein plumpes
Ablenkungsmanöver, denn es ist mit Sicherheit nicht der richtige Weg, die technische Weiterentwicklung dazu vorzusehen,
die Profitgier der Ölbranche aufzufangen.
Man hört auch häufig, die derzeitige Explosion der Ölpreise sei der Haupthinderungsgrund für die
Konjunkturentwicklung. Auch das ist reine Demagogie, denn von Konjunktur kann schon lange keine Rede mehr sein.
Was sich in diesem unserem Lande abspielt, ist eine Krise.
Der einzige Weg heraus aus Preisexplosion bei Energieträgern wäre die Beseitigung der Monopolisierung. Daran ist
der Staat aber nicht interessiert. Denn die Mehrfachbesteuerung der Energieträger (Mineralölsteuer, Ökosteuer
und da obendrauf die Mehrwertsteuer) ist Staatsgewinn, der durch die Entmonopolisierung geschmälert würde.
Hier noch ein Wort zum Benzinpreis und seiner Berechnung. Ein allgemeiner Grundsatz des Steuerrechts ist (war es zumindest),
daß Mehrfachbesteuerung unzulässig ist. In der Kraftstoffbranche wird das seit Jahrzehnten ignoriert. Kraftstoffe
werden mit drei Steuern belegt: der Mineralölsteuer, der Ökosteuer und der Mehrwertsteuer. Und nun wird noch eins
draufgesetzt: Es werden sogar die Steuern versteuert. Es ist völlig absurd: Auf die Steuern, die ich zu zahlen habe,
muß ich anteilig eine Steuer zahlen! So rechnen sie: Zum Produktpreis je Liter werden erst die Mineralölsteuer und die
Ökosteuer addiert und auf diese Gesamtsumme wird die Mehrwertsteuer aufgesetzt. Das ist nicht nur falsch. Ich nenne das
Betrug. Richtig wäre nämlich: Auf den Produktpreis wird die Mehrwertsteuer aufgesetzt und erst dazu werden die
Mineralöl- und die Ökosteuer addiert. Die Tabelle unten zeigt, wie groß der Betrug je Liter Kraftstoff ist.
So wird der Preis tatsächlich berechnet (alle Werte in € je Liter): |
So muß der Preis berechnet werden (alle Werte in € je Liter): |
||
Falsch | Richtig | ||
Produktpreis: | 0,504 | Produktpreis: | 0,504 |
Erdölbevorratungsabgabe: | + 0,005 | Erdölbevorratungsabgabe: | + 0,005 |
Mineralölsteuer: | + 0,501 | = 0,509 | |
Ökosteuer: | + 0,153 | Mehrwertsteuer (19%): | + 0,097 |
= 1,163 | = 0,606 | ||
Mehrwertsteuer (19%): | + 0,221 | Mineralölsteuer: | + 0,501 |
Ökosteuer: | + 0,153 | ||
Gesamtpreis: | = 1,384 | Gesamtpreis: | = 1,260 |
Differenz: (Das ist der Betrug je Liter) | = 0,124 | ||
In diesem Berechnungsschema werden die Steuern versteuert! Klartext: Auf die Steuern, die ich zu zahlen habe, muß ich Steuern entrichten. Das ist grotesk! |
Zur Erläuterung: Der Produktpreis ist abhängig von Rohölpreis, Dollarkurs und der Situation auf dem Weltmarkt. In diesem Preis
sind außerdem Transportkosten, Vertriebs- und Verwaltungskosten, Kosten für Investitionen und Umweltauflagen, Grundstücksmieten,
Forschungskosten sowie die Provision der Tankstellenpächter enthalten.
Bei jeder Betankung von 60 l Super bleifrei zahlen wir also 7,44 € zu viel. Ein durchschnittlicher PKW-Fahrer tankt im Jahr etwa 15mal.
Damit zahlt er rund 110.- € an den Staat, die mal einfach so unberechtigt eingezogen werden. Bei 44,5 Mio PKW - rechnen wir mal nur
die, weil sie in der Masse privat sind - betrügt der Staat sein Volk also jährlich um knapp 5 Mrd. €; in Worten: Fünf
Milliarden Euro! Das sind pro Monat 417 Mio. € oder rund 14 Mio. € pro Tag, man kann auch sagen 9500 € pro Minute.
Nur nennt der Staat das nicht Betrug, er legalisiert das mit Gesetzten. Ach, wie ist es doch so schön, in Deutschland
zu leben.