bearbeitet: 10.05.2019    

Im April haben einige bayerische Studenten eine Online-Petition an die bayerische Landesregierung gerichtet, in der sie über das Niveau des Mathematikunterichtes an bayerischen Schulen Beschwerde führen. Die Abiturprüfungsfragen in Mathematik seien viel zu schwer.

Eine Petition gegen das Lernen?

Bayern ist ein schönes Land mit vielen klugen Menschen. Aber einige bayerische Studenten wollen anscheinend nicht dazu gehören. Sie tun sich schwer beim Lernen und schimpfen auf das angebotene Niveau.

Liebe bayerische Studenten,
mir scheint, es wäre zweckmäßiger, die Protestanstrengungen in Lernanstrengungen umzuwandeln. Die an die Landesregierung gerichtete Online-Petition kommt mir vor, als wolle man für die persönliche Aversion gegen die Mathematik eine politische Bestätigung einholen. Man möge es mir nicht als Demokratiefeindlichkeit auslegen, wenn ich feststellen muß, daß das Niveau des Mathematikunterrichtes nicht durch die Schüler festgelegt wird, und schon gar nicht durch die schwächsten. Demokratie oder etwa Mitbestimmungsrecht ist in diesem Falle ein undiskutables Ansinnen.

Der einzige akzeptable Kritikpunkt in der ganzen Debatte ist die Beanstandung der Unterschiedlichkeit der Ausbildung in den verschiedenen Bundesländern, der durch die hoffnungslos veraltete politische Grundhaltung entsteht, Bildung sei Ländersache - in der heutigen Zeit des europäischen Zusammenwachsens ist das ein Anachronismus.

Eine ähnliche Debatte gab es im August 2016 an der Berliner Freien Universität, die ich hier analysiert hatte: http://hauptplatz.unipohl.de/Mathe_fuer_Lehrer.htm. Die Analyse zeigt sehr deutlich, daß die Forderungen an das Unterrichtsniveau im allgemeinen und in der Mathematik im besonderen kein Gegenstand demokratischer Abstimmung sein können. Das Niveau, das dadurch entstehen würde, wäre den Ansprüchen einer Hochschulreife nicht mehr gerecht. Man möge dazu auch bedenken, nicht alle Menschen sind in gleichem Maße geeignet für Gymnasium, Hochschule und Universität. Man kann das Leben auch mit einer ordentlichen Berufsausbildung erfolgreich meistern. Auf keinen Fall aber können diejenigen, die absehbar für die Erfüllung der Forderungen an ein Abitur ungeeignet sind, das Niveau der gymnasialen Ausbildung bestimmen wollen.