bearbeitet: 07.07.2005
erweitert: 02.07.2006
Beschuß des Kometen Tempel 1
Die Sonde "Deep Impact" hatte am US-amerikanischen Unabhängigkeitstag ein Projektil auf den Kometen Tempel 1
abgeschossen. Der Einschlag des etwa 370 Kilogramm schweren Kupfer-Projektils ließ den Kometen hell aufleuchten.
Wahrscheinlich erzeugte er einen Krater von 50 bis 250 Metern Durchmesser. Die Analyse des aufgewirbelten
Materials aus dem Kern des Kometen soll Hinweise auf die Zusammensetzung des frühen Sonnensystems geben.
"Die Beobachtung mit dem Satelliten Swift zeigen, dass dabei mehr Wasser über einen längeren Zeitraum freigesetzt
wurde, als zunächst angenommen", berichtete der Leiter des Projektes, Dick Willingale von der Universität Leicester
am Dienstag beim britischen Astronomiekongress an seiner Hochschule. Der Swift-Satellit ist mit einem Röntgenteleskop
ausgestattet. Es wurde kurz vor der Kollision auf den Kometen gerichtet. So konnten die Forscher beobachten, wieviel
Wasser durch den Einschlag aufgewirbelt wurde. Die beobachtete Röntgenstrahlung entstand, als das Wasser in die
den Kometen umgebende dünne Gaswolke aufstieg und vom Sonnenwind getroffen wurde. Dieser hochenergetische
Teilchenstrom von der Sonne regte das Wasser zur Strahlung an. Der Ausbruch der Strahlung habe insgesamt 12 Tage
lang gedauert, berichteten die Astronomen nun. In den fünf bis zehn Tagen nach dem Einschlag habe der Himmelskörper
täglich bis zu 40.000 Tonnen Wasser ins Weltall geschleudert.
Der gezielte Einschlag des Projektils der Nasa-Sonde geschah am 4. Juli 2005. Aus den Daten des Experiments, an dem
neben britischen auch US-Wissenschaftler beteiligt sind, wollen die Astronomen Erkenntnisse zur Entstehung unseres
Sonnensystems vor 4,6 Milliarden Jahren gewinnen. Viele Experten nehmen an, daß Kometen vor Milliarden von Jahren
Wasser und organische Stoffe und damit die Grundbausteine des Lebens auf die Erde brachten.
(Quelle: N24.de, Netzeitung)
Nie zuvor haben Menschen so viel Staub aufgewirbelt. 10 bis 20 Millionen Kilo feinster Teilchen schossen 30000 Kilometer
weit empor, nachdem das Nasa-Projektil "Deep Impact" am 4. Juli in den Kometen Tempel 1 gekracht war. Selbst auf der
134 Millionen Kilometer entfernten Erde war das von der amerikanischen Raumfahrtbehörde genau auf den amerikanischen
Unabhängigkeitstag terminierte kosmische Feuerwerk zu sehen. In einer einmaligen globalen Kooperation hatten fast alle
großen Observatorien ihre Fernrohre auf den Ort des Weltraumcrashs ausgerichtet. Auch das Weltraumteleskop Hubble
und weitere Satellitenkameras haben das Ereignis beobachtet. Hunderte Einzelbilder und Tausende Spektrometermessungen
liegen vor. Ende vergangener Woche diskutierten 500 Astronomen die ersten Erkenntnisse.
(Quelle: derStandard.at/Wissenschaft)
Astronomie den Astronomen!
oder: Schuster, bleib bei deinen Leisten
In der Bild-Zeitung vom 7. Juli 2005, Seite 16 findet man:
Das ist Marina Bai, für die man offenkundig die Wissenschaft nicht ins 21. Jahrhundert retten konnte. Sie klagte zunächst bei Moskauer Gerichten, um den Kometenbeschuß vorab verbieten zu lassen. Etwa, als wolle ein Regenwurm den jährlichen Vogelzug unterbinden. Doch die Gerichte erklärten sich zunächst als nicht zuständig. Sie wären besser bei dieser Entscheidung geblieben. Sie bewahrt vor Lächerlichkeit. Denn was die Dame so von sich gibt, ist selbst für satirische Beiträge hart.
Nun, nicht erst seitdem, Horoskope stimmten noch nie, wie sollten sie auch. Man kann schließlich in die Sterne nicht hineinlesen, was dort nicht ist. Horoskope und Aberglaube stammen aus einer sehr frühen Entwicklungsphase der Menschheit. Im 21. Jahrhundert sind wir mittlerweile etwas klüger als Frau Bai. Und mal zur Sache: Wie groß ist die Veränderung der Bahngeschwindigkeit? 0,01 µm/s. Das ist bei 28 km/s eine relative Veränderung von 3,6 * 10-16. Ich bin sicher, daß die Ephemeriden nicht mit so vielen Dezimalstellen rechnen, also wesentlich ungenauer sind und damit eigentlich schon immer ungültig waren. Im übrigen verlasse ich mich da mehr auf Sternkarten und astronomische Tabellen.
Die armen Kinder, die solche Erziehung über sich ergehen lassen müssen! Solche Kollisionen geschehen im Kosmos täglich zu Hunderten allein in unserer Nähe. Die "Barbarei" und die "Verletzung der Ballance" ist leeres Geschwafel einer Kosmosunkundigen. Die Wahscheinlichkeit, daß die Erde von einer solchen Kollision heimgesucht wird, ist zwar sehr gering, besteht aber dennoch. Für einen solchen Fall verließe ich mich aber weniger auf die gestörten Horoskope der Frau Bai, sondern mehr auf die NASA, die das möglicherweise mit einem "barbarischen Eingriff" abwenden könnte.
Die Störung dieser Arbeit ist ganz sicher für die Wissenschaft ohne Belang und die Verzerrung der Horoskope besorgt die Frau Bai schon selber, auch ohne Zutun der NASA.
Herr Noé ist ja nun ein ganz besonderer Spezialist. Ei der Daus, was hat er wohl vom Kosmos für eine Vorstellung. Die meisten Sterne der Tierkreissternbilder sind mehrere Millionen Lichtjahre von uns entfernt und viele davon sind Tausende Male größer als unsere Sonne. Wie wird wohl ein kleiner Komet unseres Sonnensystems wie Tempel 1 solche kosmischen Objekte beeinflussen? Um so etwas hervorzubringen, muß man schon gar keine Vorstellung von den Zusammenhängen haben. Und dann sollen es auch noch Bruchteile eines Grades sein! Wenn Tempel 1 das vermag, können wir den Urknall wegen Geringfügikeit außer acht lassen.
Ich erwarte von Astrologen keine brauchbare Antwort auf die Frage "Was ist Energie?" Leute, die ihre gespreizten Finger über die Köpfe anderer halten und meinen, dabei werde Energie übertragen, muß man sicher nicht ganz ernst nehmen.
Mehr noch: Ich sehe weder Chance noch Sinn in der Klage. Es wird sich wohl kein Gericht finden, das mit solchen Mätzchen die Geldgier der Frau Bai befriedigen wird. Mal ganz einfach gesagt: Entscheidend für die Horoskope sind die welt- und kosmosfremden Ideen der Astrologen und nicht die "großen Planeten" und auch nicht die Kometen.
Wozu auch!?