bearbeitet: 22.04.2018     

Der Irrtum vom Urknall ist noch immer nicht ausgeräumt
Es gibt Zweifel, aber die Forschung erkennt die tieferen Ursachen des Fehlers nicht

Ein Kollege stellte mir dieser Tage die Nummer 09/2017 der Zeitschrift P. M. zur Verfügung. Wegen der großen Titelzeile auf dem vorderen Umschlagblatt glaubte ich schon an ein Wunder:

Aber die zweite Zeile des Untertitels zerstörte auch sogleich wieder alle Hoffnung an aufkommende realistische Denkstrukturen:

Man zweifelt zwar an der Richtigkeit der Urknalltheorie, aber die unsägliche Suche nach einem Anfang des Universums ist noch immer nicht vom Tisch:

Die Schöpfung ist noch immer das allgegenwärtige Axiom, zu dem keine Fragen gestellt werden dürfen. Wo sind nun die Ursachen für diese hartnäckige Ablehnung der Realität? Sie liegen in der Demontage des Materiebegriffes in den letzten Jahrzehnten, in der Weigerung, die Tatsache anzuerkennen, daß die Materie nicht entstehen und nicht verschwinden kann. Liest man dann den ganzen Beitrag in der Zeitschrift, wird die Misere klar:

Die Kirche hält nach wie vor unverrückbar an der Schöpfungstheorie fest. Und die Wissenschaftler von heute folgen dieser Idee, ohne sie ernsthaft zu hinterfragen. Aber eben die Schöpfung steht im nichtauflösbaren Widerspruch zur objektiven Realität Materie, die nicht entstehen und nicht verschwinden kann, die also ewig existiert. Ohne die klare Positionierung eines Wissenschaftlers auf diesen allein tragfähigen Materiebegriff ist eine zielgerichtete Forschungsarbeit nicht möglich. Es ist die Entscheidung eines jeden Einzelnen: Entweder er glaubt an ein Urereignis, mit dem die Materie erschaffen wurde oder entstanden ist - das ist die unumstößliche Meinung der Kirche - oder er wendet sich dem dialektisch-materialistischen Materiebegriff zu, nur der kann in der Physik zu brauchbaren Ergebnissen führen. Beides gleichzeitig ist nicht möglich, es sind zwei unvereinbare Auffassungen. Will man aber in der Physik arbeiten, muß man die Ansichten des historischen Gegners der Wissenschaft, der Kirche, ablegen. Die Kirche hat schon immer gegen die Wissenschaft gearbeitet, weil letztere religiöse Auffassungen hinterfragt und zu anderen Erkenntnissen gelangt, mit denen die Naturerscheinungen auf der Grundlage der objektiv wirkenden Naturgesetze beschrieben werden. So hat die Kirche zum Beispiel wider besseres Wissen am geozentrischen Weltbild festgehalten, nachdem es bereits mehrere hundert Jahre vom heliozentrischen Weltbild abgelöst worden war, das bereits zum allgemeinen Volkswissen gehörte. Kaum noch jemand glaubte an die Irrlehre der Kirche. Dennoch hat es noch mehr als 300 Jahre gedauert, ehe Galileo Galilei und Nikolaus Kopernikus durch Papst Johannes Paul II. rehabilitiert wurden. Nun hat sich die Kirche heute weiterentwickelt und versucht mehr als früher, sich mit der Wissenschaft zu arrangieren, aber von einer grundsätzlichen Anerkennung wissenschaftlicher Forschung, insbesondere in der Betrachtung der Materie, ist sie noch weit entfernt.

Man kann den Klerus andererseits aber auch verstehen. Die Kirche kann die Schöpfung gar nicht zugunsten der ewig existierenden Materie ablegen, weil dies der Selbstabschaffung der katholischen Lehre gleichkäme. Als im Jahre 1981 Stephen Hawking zu einer Tagung der päpstlichen Akademie der Wissenschaften eingeladen worden war, auf der es um die Entstehung des Universums ging, vertrat er die Auffassung, wenn nach neueren Erkenntnissen die Materie auch schon vor dem Urknall existiert habe, also wenn es sie schon immer gab, so bedürfe dies keines Schöpfergottes. Diese seine Meinung wurde ketzerisch genannt. Und doch ist nicht von der Hand zu weisen, daß die Kirche in der heutigen Zeit stärker bemüht ist, ihren Ruch als Feind der Wissenschaft abzulegen. Dies hat jedoch Grenzen.

Nun gibt es nach den Ausführungen in der Zeitschrift P. M. ein Forscherteam um den renommierten Kosmologen Paul Steinhardt von der Universität Princeton in den USA, das die Urknalltheorie bezweifelt und nach Auswegen aus der Irrlehre sucht. In einem Brief in der Zeitschrift Scientific American warf es den Anhängern der Urknallhypothese vor, "den Boden der datenbasierten Wissenschaft verlassen zu haben". Das Konzept, so die Autoren, sei durch die jüngsten Meßergebnisse des Satelliten Planck so in Bedrängnis geraten, daß es nur noch mit obskuren Annahmen funktionieren könne. P. M. berichtet dann, daß ein Sturm der Entrüstung losbrach, und eine flammende Gegenrede, unterschrieben unter anderem von Stephen Hawking und mehreren Nobelpreisträgern, im selben Magazin publiziert wurde.

Das alles ist recht wenig aufregend, denn es ist ein Streit um des Kaisers Bart, solange keines der streitenden Gremien von der fixen Idee abrückt, daß das Universum einen Anfang gehabt haben müsse. Tatsachen, die belegen, daß die Urknallhypothese in ihrem Wesen, einen Anfang des Universums zu postulieren, falsch ist, gibt es nun wahrlich in großer Zahl. Die meisten kenne ich sei mehr als 40 Jahren und bin stets aufs neue verwundert darüber, daß die Wissenschaft noch immer bemüht ist, sich an diesen Tatsachen vorbeizumogeln. Nun werden erneut gleich fünf Szenarien zur "Entstehung" des Universums skizziert, der Urknirsch, der Urprall, das Multiversum, der Weltenbrand und die unverhoffte Singularität. Es lohnt nicht, sie alle im Einzelnen zu kommentieren, denn das eine ist so falsch wie das andere. Dient das alles etwa nur dem Zweck, den Schöpfungsakt nicht zu gefährden oder zu unterlaufen? Ist es eine Hommage an die katholische Lehre? Müssen sich wirklich die Physiker noch immer der klerikalen Lehre unterordnen? Will man denn nicht doch endlich zur Kenntnis nehmen, daß die kosmische Materie ewig existiert, sich im unendlichen Raum in ewiger chaotischer Bewegung befindet, die durch Gravitation, Zentrifugation und andere elementare Kräfte aufrechterhalten wird, daß sie also keinen Anfang gehabt hat und kein Ende haben wird? Alle diese neuen Theorieansätze sind doch nicht besser als die Urknallhypothese selbst, sie bewegen sich auf dem Niveau des Kosmologen Max Tegmark vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge bei Boston, der in der theoretischen Physik für sich eine "religiöse Erfahrung" erkannte.

Die unaufhörliche Wiederholung all dieser Phantastereien,

wird nicht aus der Krise der Physik herausführen, wird sie nur noch verwirrender erscheinen lassen. Was die Menschheit braucht, ist ein völlig neuer Denkansatz, sind völlig neue Denkstrukturen, die auf der dialektisch-materialistischen Betrachtungsweise der Natur beruhen und mit denen alle mystischen und realitätsfernen Einflüsse aus der Wissenschaft entfernt werden.

Physik ist nicht das, was verirrte Geister als etwas darzustellen versuchen, das nur sie allein zu verstehen imstande sind, was nur als rein mathematische Gebilde in mehrdimensionalen Räumen Gültigkeit besitzen könne und nur ideell vorhanden sei. Physik ist die Wissenschaft von der Erforschung der Materie, ihrer Zustände und ihrer Bewegungen. Also laßt uns doch endlich anfangen, sie zu erforschen, indem wir sie beobachten und die Beobachtungsergebnisse mit Hilfe der Mathematik quantifizieren, um auf diese Weise die allgemeinen Gesetzmäßigkeiten, die Naturgesetze, herauszufinden und zum praktischen Nutzen der Menschheit anwenden zu können.

Voraussetzung dazu ist jedoch, daß wir uns im Klartext darüber verständigen, was Materie denn eigentlich ist. Wenn wir wie bisher darüber orakeln,

wenn wir also den dialektisch-materialistischen Materiebegriff immer weiter demontieren bis hin zu dem grotesken Argument, daß wir gar keinen benötigten, werden wir keinen Zugang zur Realität finden können. Ohne eine eindeutige Materiedefinition werden wir auch weiterhin um die Dinge der Wirklichkeit in unverständlichen Thesen herumreden, spekulieren, vermuten, deuten und nichts zuwege bringen.