Herr Stephanus Peil, Lehrer, Westerburg, Leiter der Lehrerinitiative gegen die Rechtschreibreform Rheinland-Pfalz, nennt in seiner Broschüre "Die Wörterliste" im Abschnitt 10 die in fünf Sachgruppen gegliederten 20 wichtigsten Gründe für die Ablehnung des von den Rechtschreibreformern verzapften Schrumpfdeutschs. Ich halte diese Gründe für so wichtig, daß ich mich entschlossen habe, sie hier mit einzubinden, damit sie einer noch breiteren Öffentlichkeit zugänglich werden. Im Anschluß daran wiederhole ich noch aus derselben Quelle die bereits im Mai 1998 veröffentlichte Presseerklärung von 550 Sprach- und Literaturwissenschaftlern über die Reform zusammen mit einer Liste von 53 wichtigen Mitunterzeichnern. In den vergangenen Jahren haben sich noch weitere Sprachwissenschaftler dieser Erklärung angeschlossen. Die ganze Broschüre ist übrigens für jeden Verfechter eines ordentlichen Schriftdeutschs von sehr hohem Aufklärungswert.

bearbeitet: 29.08.1998     

Die Zusammenfassung aus der Wörterliste von Stephanus Peil

I. Sprachlicher Rückschritt: Ideologische Spielwiese der Reformer
1. Schwund an Wörtern, Lesefreundlichkeit und -verständnis wird herabgesetzt
2. Mehr Nachschlagen in Wörterbüchern, da unterschiedliche Schreibweisen
3. Mehr Schreibfehler als vorher, entgegen Zielvorgabe neue Fehlerquellen
4. Wöterbuch-Chaos: irreparable Fehlkonstruktion des Regelwerks
II. Demokratischer Rückschritt: Rechtschreibvorschriften per Erlaß
5. 75 bis 90 % der Bevölkerung (laut verschiedener Umfragen) sind gegen die Reform
6. Bevormundung, Entmündigung der Volksvertretungen
7. Erhobene Forderung der Kultusminister nach Verboten von Volksbegehren
III. Rechtlicher Rückschritt
8. Beschluß des Bundestages vom 26.03.1998: "Die Sprache gehört dem Volk"
9. Wiener Absichtserklärung ist kein völkerrechtlich verbindlicher Beschluß
10. Rechtliche Probleme bei Benotung nach unterschiedlichen Wörterbüchern
IV. Haushaltsrechtlicher Rückschritt
11. Keine Kostenneutralität und keine Prüfung anhand der Haushaltsgrundsätze der Notwendigkeit, Zweckmäßigkeit, Wirtschaftlichkeitund Sparsamkeit zugunsten    wirtschaftlicher Interessen der Verlage
12. Prüfung der Verhältnismäßigkeit (Nutzen/Aufwand) fehlt
13. Keine Qualitätsprüfung, deshalb gravierende Widersprüche in den 10 bisher erschienenen Wörterbüchern (Wörterbuch-Chaos)
14. Schulbücher unterlagen nicht dem sonst üblichen Zulassungsverfahren
V. Pädagogischer Rückschritt
15. Fehlende Motivation bei vielen Lehrern, Eltern und Schülern, weil fast alle Schriftsteller und Fachleute (siehe auch die Erklärung von über 550 Sprachprofessoren) sowie die Mehrheit der Bevölkerung die Reform ablehnen
16. Fehlende Überzeugung bei den meisten Lehrern, sobald versteckte Qualitätsmängel sichtbar werden; völlige Hilflosigkeit beim Nachschlagen in mehr als 10 Wörterbüchern mit sich gegenseitig widersprechenden Einträgen; keine einheitliche und verläßliche Grundlage für die Korrektur
17. Zerstörung der Einheitlichkeit unserer Rechtschreibung:
  * veränderte Rechtschreibung nur für Schulen und Behörden 
  * bisherige Rechtschreibung für die übrigen Bürger
18. Keine Möglichkeit für Schüler, ihr Sprachgefühl anhand von sicheren und eindeutigen Regeln auszubilden
19. Aufblähung des bisherigen Regelwerkes: die Regeln der "reformierten" Rechtschreibung sind um ein Drittel umfangreicher geworden
20. Keine bessere Lesbarkeit der geplanten Neuregelung. Selbst das ehemalige Mitglied der Rechtschreibkommission Prof. Dr. Eisenberg, Universität Potsdam, gestehtein: "Unter unabhängigen Didaktikern und Praktikern besteht Konsens, daß die Zahl der Schreibfehler nicht abnehmen wird." (DIE WELT vom 26.02.1998)

Wenn also durch diese "Schlechtschreibreform" weder die Schreibanfänger eine Erleichterung erfahren noch die bereits Schreibkundigen sicherer in der Orthographie werden können - im Gegenteil die Unsicherheit wächst und anarchische Zustände über Jahre herrschen werden, welchen Sinn hat dann überhaupt eine neue Rechtschreibung, die Unsummen von Geld verschlingt sowie unnötige Arbeitszeit und überflüssigen Ärger verursacht?

Deshalb muß die sogenannte Rechtschreibreform durch Volksbegehren (wie im bereits erfolgreich abgeschlossenen Volksentscheid in Schleswig-Holstein) nun auch in Berlin, Bremen, Mecklenburg-Vorpommern ... für den gesamten deutschen Sprachraum abgeschafft werden!

Wer dabei helfen möchte, möge unseren Verein unterstützen.



Presseerklärung vom 9. Mai 1998

550 Sprach- und Literaturprofessoren fordern Rücknahme der Rechtschreibreform.
Protest übertrifft alle Erwartungen

Die von Erlanger und Münchner Germanisten initiierte "Gemeinsame Erklärung der Sprach- und Literaturwissenschaftler zur Rechtschreibreform" hat an in- und ausländischen Universitäten ungewöhnlichen Zuspruch gefunden. 550 Professoren fordern inzwischen die Rücknahme der geplanten Rechtschreibreform:

"Die sog. Rechtschreibreform 'entspricht nicht dem Stand sprachwissenschaftlicher Forschung' (so die Deutsche Gesellschaft für Sprachwissenschaft am 3. März 1998); sogar die Rechtschreib-Kommission der Kultusminister hat wesentliche Korrekturen als 'unumgänglich' bezeichnet. Eine derart fehlerhafte Regelung, die von den bedeutendsten Autoren und der großen Mehrheit der Bevölkerung mit guten Gründen abgelehnt würde, darf keinesfalls für Schulen und Behörden verbindlich gemacht werden."

Zu den Unterzeichnern der Erklärung gehören u. a. die Professoren:

Heinz Ludwig Arnold

Göttingen

Wilfried Barner

Göttingen

Helmut Berschin

Gießen

Manfred Bierwisch

Berlin

Dieter Borchmeyer

Heidelberg

Bernhard Böschenstein

Genf

Alois Brandstetter

Klagenfurt

Eberhard Dünninger

Regensburg

Peter Eisenberg

Potsdam

Jean Fourquet

Paris

Heinz Friedrich

München

Wolfgang Frühwald

München

Horst Albert Glaser

Essen

Herbert Heckmann

Darmstadt

Eckhard Heftrich

Münster

Peter Uwe Hohendahl

Ithaca N. Y.

Walter Höllerer

Berlin

Theodor Ickler

Erlangen

Walter Jens

Tübingen

Joachim Kaiser

München

Wolfgang Kasack

Köln

Friedhelm Kemp

München

Marianne Kesting

Bochum

Helmut Kiesel

Heidelberg

Helmut Koopmann

Augsburg

Gerhard Köpf

Duisburg

Gustav Korlen

Stockholm

Hans-Henrik Krummacher

Mainz

Hartmut Kugler

Vorsitzender des Deutschen Germanistenverbandes, Erlangen

Gert Mattenklott

Walter Müller-Seidel

München

Horst Haider Munske

Erlangen

Adolf Muschg

Zürich

Peter Horst Neumann

Erlangen

Christoph Perels

Frankfurt am Main

Peter von Polenz

Trier

Uwe Pörksen

Freiburg

Lutz Röhrich

Freiburg

Heinz Rölleke

Wuppertal

Ruth Römer

Bielefeld

Jost Schillemeit

Braunschweig

Wendelin Schmidt-Dengler

Wien

Albrecht Schöne

Göttingen

Wulf Segebrecht

Bamberg

Christian Stetter

Aachen

Ingrid Strohschneider-Kohrs

München

Peter Suchsland

Jena

Gert Ueding

Tübingen

Siegfried Unseld

Frankfurt am Main

Werner H. Veith

Mainz

Harald Weinrich

Paris

Bernhard Zeller

Marbach

Jean-Marie Zemb

Paris

Viele Unterzeichner haben als Sprachwissenschaftler schon früher und mehrfach gegen die geplanten Schreibveränderungen protestiert. Unmittelbarer Anlaß für den neuerlichen Protest war der Beschluß der Kultusminister, die Korrekturvorschläge der eigenen Rechtschreibkommission abzulehnen.