bearbeitet: 24.03.2022     

Kuriose Welt.

Wie ist das eigentlich mit den Preissteigerungen?

Ein Beispiel:

Steigt der Ölpreis auf dem Weltmarkt - steigen die Treibstoffpreise.
So weit klar, aber wer erhöht den Ölpreis?

Fällt der Ölpreis auf dem Weltmarkt - fallen die Treibstoffpreise - nicht.
Die Treibstoffkonzerne machen große Gewinne auf Kosten der kleinen Leute.
Wenn es dann zu arg wird, wenn es die Wirtschaft lähmt und gar nicht mehr geht, greift der Staat ein.

Wie macht er das?
Er schafft Entlastungen. Zum Beispiel mit Ausgleichszahlungen. Oder durch Absenkung der Mehrwertsteuer. Oder mit Zuschüssen für Unternehmen. Gut.

Wie macht er das nicht?
Er zwingt die Konzerne nicht, die Treibstoffpreise mit dem gesunkenen Ölpreis zu senken. Das kann er nämlich nicht. Dafür ist die kapitalistische Gesellschaftsordnung nicht eingerichtet. Er kann den Unternehmen keine Weisungen erteilen.

Wo kommen die staatlichen Entlastungen her?
Aus Steuergeldern.

Endergebnis:
Der Steuerzahler bezahlt den Maximalprofit der Treibstoffkonzerne. Und genau das ist die Kuriosität. Es ist widersinnig.

Und wie wird dieser Widersinn erklärt?
Mit einer omnipräsenten, Jahrhunderte alten Floskel, die falsch ist. Sie lautet:

"Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis".

Alle plappern sie nach. Keiner prüft sie. Keiner fragt nach ihrer Richtigkeit. Ist es aber wirklich so? Ist der Preis ein Naturgesetz, das der Mensch nicht beeinflussen kann?

Nein!

Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis nicht.
Menschen bestimmen den Preis.

Angebot und Nachfrage sind Abstrakta, sind keine Akteure. Sie haben nicht den Status, Festlegungen zu treffen. Nur Personen können Festlegungen treffen, Menschen also.

Welche Menschen sind das?
Es sind die Menschen, die ganz oben stehen, am Anfangspunkt der Wirtschaftskette, Menschen, die in der Verringerung eines Angebotes, etwa bei einer Verknappung, eine Möglichkeit erkennen, ihren Profit zu vergrößern. Mit der omnipräsenten Floskel aber bleiben sie versteckt im Hintergrund, als seien sie an der Preistreiberei völlig unschuldig, als hätten sie nichts damit zu tun. Wie bei einem Naturgesetz. Niemand könne es beeinflussen. Und am Anfang stehen die Besitzer des Öls. Sie haben die Macht, die Fördermengen so zu steuern, daß die Nachfrage stets groß genug ist, um den Preis hoch zu halten. "Das regelt der Markt", sagen sie. Aber der Markt regelt gar nichts. Das regeln die Ölmultis.

So sehe ich das.
Dr. Manfred Pohl